Von: ka
Brescia/Temù – Die Richter hatten keine Zweifel an der Schuld des „diabolischen Trios“, das vor zweieinhalb Jahren die 55-jährige Laura Ziliani vergiftet und erdrosselt hatte. Die beiden heute jeweils 29 und 21 Jahre alten Töchter des Opfers, Silvia und Paola Zani, sowie der Freund der älteren und Liebhaber der jüngeren Tochter, der 29-jährige Mirto Milani, wurden vom Schwurgericht von Brescia zu lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt.
Die Richter des Schwurgerichts folgten der Rekonstruktion des Tathergangs und der Beweisführung der stellvertretenden Staatsanwältin Caty Bressanelli, die für das „diabolische Trio“ wegen vorsätzlichen Mordes und Verbergens der Leiche des Opfers bereits im September eine lebenslange Haftstrafe gefordert hatte.
Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft versuchten die beiden Töchter bereits am 16. April 2021, Laura Ziliani mit einem Kräutertee, dem sie eine hohe Dosis eines starken Beruhigungsmittels beigemengt hatten, zu töten. Dieser Mordversuch schlug jedoch fehl. Die 55-Jährige, die nicht ahnte, dass sie Opfer eines Mordversuchs geworden war, erholte sich bald wieder.
Drei Wochen später, am 8. Mai, hingegen ging das Trio auf Nummer sicher. Laura Ziliani wurde von den drei Tätern nicht nur vergiftet, sondern auch erdrosselt. Das Einreichen einer Vermisstenmeldung und die Aussage, dass die 55-Jährige zu einer Bergwanderung aufgebrochen und nicht mehr zurückgekommen sei, waren dafür vorgesehen, dem mörderischen Trio ein glaubwürdiges Alibi zu verschaffen.
Tränenreich baten die beiden Töchter des Opfers Suchmannschaften und Rettungskräfte darum, in den Wäldern und Bergen oberhalb von Temù in der Provinz Brescia in der Lombardei nach ihrer Mutter zu suchen. Viele Ungereimtheiten und eine offensichtliche Falschaussage führten die Ermittler aber sehr bald auf die Spur des „diabolischen Trios“.
Silvia Zani, Paola Zani und Mirto Milani, die seit ihrer Festnahme vor zwei Jahren in Haft sind, wollten den „perfekten Mord“ begehen. Dabei machten sie allerdings die Rechnung ohne die Zeugen und ohne die verschiedenen technischen Möglichkeiten wie Abgleich der Autokenntafeln mit den Uhrzeiten, Geolokalisierung von Smartphones, der forensischen Auswertung von Computern und Telefonaufzeichnungen und ganz besonders ohne das Smartphone des Opfers und einer auf dem Gerät installierten App. Unter der Leitung der Staatsanwaltschaft von Brescia trugen die Carabinieri im Laufe der Wochen und Monate nach dem spurlosen Verschwinden des Opfers eine erdrückende Beweislast zusammen.
Zuletzt überführte der Fund der im Bachbett des Oglio vergrabenen Leiche von Laura Ziliani das „diabolische Trio“ endgültig der schrecklichen Tat. In Proben, die der fast unbekleideten, aber erstaunlich gut erhaltenen Leiche entnommen worden waren, wurden Spuren von Bromazepam festgestellt.
Über das Tatmotiv besteht kein Zweifel. Nur der Tod von Laura Ziliani hätte es dem „diabolischen Trio“ ermöglicht, zum Schaden der an Autismus leidenden mittleren Tochter der 55-Jährigen, Lucia, in den Besitz ihres millionenschweren Immobilienvermögens zu gelangen. „Sie hingen sehr am Geld und am schönen Leben“, hatte die Mutter des Opfers ihre Enkelinnen charakterisiert.
Auch die Tatsache, dass sie den Mord erst gestanden, nachdem sie mit der erdrückenden Beweislast konfrontiert worden waren, trug wenig dazu bei, die Richter des Schwurgerichts von Brescia milde zu stimmen. Das Gleiche galt für die kläglichen Versuche, einander die Haupttäterschaft zuzuschieben. Den Ermittlern zufolge waren sowohl die beiden Töchter als auch Mirto Milani im gleichen Maß am Mord an der 55-Jährigen beteiligt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft spielte der junge Mann, der die beiden jungen Frauen teilweise manipuliert haben soll, aber eine Schlüsselrolle.
Der Anwalt der dritten Tochter der Ermordeten, Piergiorgio Vittorini, fasste in seinem Plädoyer, in dem er vor allem die Gewissheit des Vorsatzes verwies, die Eindrücke des Gerichts in wenigen Sätzen zusammen. „Es handelte sich um einen Mordplan, der im Einvernehmen zwischen allen dreien perfekt ausgeführt wurde“, so Piergiorgio Vittorini. Der Rechtsanwalt der an Autismus leidenden mittleren Tochter der 55-Jährigen, Lucia, betonte, dass alle Angeklagten gleichermaßen für die schreckliche Bluttat verantwortlich seien und keines der drei Mitglieder des „diabolischen Trios“ sich mildernde Umstände verdiene.
Das Gericht schloss sich dieser Auffassung, die auch von der Staatsanwältin geteilt wurde, an, und verurteilte die beiden heute jeweils 29 und 21 Jahre alten Töchter des Opfers, Silvia und Paola Zani, sowie den 29-jährigen Mirto Milani zu lebenslänglichen Haftstrafen. Zumindest gerichtlich ist diese abscheuliche Tat damit aufgearbeitet. Aber die Tatsache, dass drei junge Leute aus reiner Geldgier eine schreckliche Bluttat begehen und sich so selbst ins Verderben stürzen, macht die italienische Öffentlichkeit fassungslos.