Von: ka
Torre del Greco – Mehr als zwei Jahre nachdem sie ihren zweijährigen Sohn Francesco Auciello erstickt und ihn ins Meer geworfen hat, wird der 41-jährigen Adalgisa Gamba aus Torre des Greco vor dem Schwurgericht von Neapel der Prozess gemacht.
Adalgisa Gamba wird zwar vorsätzlicher Mord zur Last gelegt, aber ein vom Gericht in Auftrag gegebenes psychiatrisches Gutachten bescheinigt der Täterin, dass sie zum Tatzeitpunkt unzurechnungsfähig gewesen sei, was ihr den Weg zu einem Freispruch ebnen könnte. Der Vater des Buben ist außer sich und fordert Gerechtigkeit. „Ich werde alles tun, meinem Sohn Gerechtigkeit widerfahren zu lassen“, so Elio Auciello.
„Ich will nur Gerechtigkeit für meinen Sohn. Diejenigen, die anderen das Leben nehmen, müssen bestraft werden. Sowohl der Vorsatz als auch der freie Entschluss, die Tat zu begehen, sowie die Zurechnungsfähigkeit sind vorhanden gewesen. Sie hat mich, ihren Sohn und nun auch die Gutachter getäuscht“, macht der Vater des getöteten Buben, Elio Auciello, seiner Enttäuschung und Fassungslosigkeit Luft.
Wie die Ermittler später zweifelsfrei rekonstruieren konnten, hatte Adalgisa Gamba den kleinen Francesco am späten Sonntagabend des 22. Januar 2022 auf dem Strand der Ortschaft La Scala der Kleinstadt Torre del Greco südlich von Neapel zuerst erstickt und ihn dann ins Wasser getragen. Nachdem der Vater die Polizei alarmiert hatte, war der leblose kleine Körper des Buben gegen 22.30 Uhr aus dem Wasser geborgen worden. In einem ersten Moment waren die Carabinieri von einem tragischen Unglück ausgegangen, aber die folgenden Ermittlungen ergaben bald, dass der kleine Francesco Auciello einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen war.
Adalgisa Gamba wird vorsätzliche Tötung vorgeworfen. Das von den Richtern des Schwurgerichts von Neapel, wo der Prozess stattfindet, angeordnete psychiatrische Gutachten ergab jedoch, dass die 41-jährige Frau zum Zeitpunkt des Geschehens nicht im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte gewesen wäre. Die von den Richtern beauftragten Gutachter gelangten zum Schluss, dass sich die Angeklagte zum Tatzeitpunkt in einem Zustand befunden hätte, der „aufgrund des Vorliegens einer kurzen reaktiven Psychose“ ihre Einsichts- und Willensfähigkeit tief beeinträchtigt hätte. Dem Gutachten zufolge gilt diese Störung im medizinisch-juristischen Sinne als Krankheit, wobei die Tötungshandlung als Folge ihres psychischen Zustands angesehen werden könne, die laut den Psychiatern höchstwahrscheinlich mit einem begleitenden Selbstmord geendet hätte.
Hinter der schrecklichen Tat hätte die Angst gesteckt, dass das Kind autistisch sein könnte. Diese Krankheit war jedoch nie durch eine medizinische Diagnose festgestellt worden. Zudem hätte auch eine postpartale Depression, an der die Mutter gelitten hatte, beim Kindsmord eine Rolle gespielt.
Elio Auciello ist außer sich. Am Ende der am Donnerstag stattgefundenen gerichtlichen Anhörung der drei Gutachter forderte der Vater des kleinen Francesco Gerechtigkeit für seinen Sohn. „Ich werde alles tun, meinem Sohn Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Sie hat dieses Kind nie gewollt. Sie hat das Kind genommen und es hinunter zum Strand gebracht, wo sie einen Unfall vorgetäuscht hat. Das einzige Opfer ist mein Sohn, dem sie im Alter von nur zweieinhalb Jahren das Leben genommen hat“, ringt der trauernde Vater um Worte.
Die italienische Öffentlichkeit ist in dieser Frage geteilter Meinung. Weil „sie den Tod ihres Kindes billigend in Kauf genommen hatte“, wurde Alessia Pifferi erst am Montag zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt. Die Tatsache, wie nah beieinander ein möglicher Freispruch und eine lebenslange Gefängnisstrafe liegen können, wirft bei den Italienern viele Fragen auf.