Ornella Vanoni arbeitete mit vielen Künstlern zusammen

Trauer um Königin der Italo-Musik Ornella Vanoni

Samstag, 22. November 2025 | 07:46 Uhr

Von: apa

Italien trauert um seine Starsängerin Ornella Vanoni. Die 91-jährige Künstlerin ist am späten Freitagabend in ihrem Haus in Mailand an einem Herz-Kreislauf-Stillstand verstorben, wie italienische Medien berichteten. Als Ikone der Italo-Musik arbeitete sie in ihrer langen Karriere mit zahlreichen Künstlern zusammen – von Gino Paoli bis zu Paolo Conte, Lucio Dalla und Fabrizio De André.

Die gebürtige Mailänderin zählte mit der 2021 verstorbenen Milva zu den faszinierendsten Stimmen der italienischen Musik. Nachdem sie in den frühen 1960er-Jahren durch im Fernsehen übertragene Musikwettbewerbe bekannt geworden war, erstreckte sich ihre Karriere über sieben Jahrzehnte. Vanoni inspirierte mehrere Generationen von Künstlern.

Vanoni startete ihre Karriere als Schauspielerin mit Giorgio Strehler

Die rothaarige Vanoni wurde 1934 in eine wohlhabende Mailänder Familie geboren. Ihr Vater war Unternehmer in der Pharmabranche. Das ermöglichte es der Familie, sie zunächst auf eine von Nonnen geführte Schule in Italien und später auf Internate in der Schweiz, Großbritannien und Frankreich zu schicken, wo sie Deutsch, Englisch und Französisch lernte.

Vanoni arbeitete zunächst als Schauspielerin unter der Leitung des legendären Regisseurs Giorgio Strehler am Piccolo Teatro in Mailand, bevor sie zur Musik wechselte. Zu ihren Hits gehören “Senza fine” (“Endlos”), erstmals 1961 veröffentlicht, und “Domani è un altro giorno” (“Morgen ist ein anderer Tag”) von 1971. Ihr größter kommerzieller Erfolg war “L’appuntamento” (“Das Rendezvous”) – die italienische Version des brasilianischen Liedes “Sentado à beira do caminho” von Erasmo und Roberto Carlos. Ursprünglich 1970 veröffentlicht, erlebte es ein Comeback, als es Teil des Soundtracks von Steven Soderberghs Film “Ocean’s Twelve” (2004) wurde – was ihr weit über Italiens Grenzen hinaus neue Fans einbrachte.

Vanoni erforschte verschiedene Musikstile. Ihre frühen Volkslieder über die kriminelle Unterwelt Mailands brachten ihr den Spitznamen “Cantante della mala” (“Unterweltsängerin”) ein. Später interpretierte sie Werke bedeutender italienischer Songwriter und arbeitete mit brasilianischen Künstlern wie Toquinho und Vinicius de Moraes sowie mit Jazzmusikern zusammen. In ihrer Karriere verkaufte sie mehr als 55 Millionen Platten und veröffentlichte rund 40 Alben.

Vanoni bezeichnete den Theaterregisseur Strehler, der 13 Jahre älter als sie war, als die erste große Liebe ihres Lebens. Sie hatte zudem eine Beziehung mit dem italienischen Liedermachen Gino Paoli, mit dem sie auch musikalisch zusammenarbeitete. Als enge Freundin des 1997 ermordeten Modedesigners Gianni Versace inspirierte sie auch die berühmten Designer Giorgio Armani und Valentino, Kleidung für sie zu entwerfen.

Achtmal nahm die Mailänderin am Festival di Sanremo teil

Achtmal nahm die gebürtige Mailänderin am Festival di Sanremo teil, zuletzt 2018 im Wettbewerb, bevor sie 2023 als Gast zurückkehrte. 1968 verpasste sie den Sieg nur knapp mit “Casa bianca”, das den zweiten Platz belegte. 1999 erhielt sie den Ehrenpreis der Stadt Sanremo für ihr Lebenswerk, und 1981 wurde sie als erste Frau mit dem Premio Tenco ausgezeichnet, der der italienischen Liedermacherkunst gewidmet ist.

Während sich Mode und gesellschaftliche Sitten in Italien wandelten, blieb Vanonis unverwechselbare Stimme ein Symbol emotionaler Authentizität in der italienischen Musik. Elegant und unbeirrbar unabhängig blieb sie auch lange nach ihren erfolgreichsten Alben durch Talkshow-Auftritte einem breiten Publikum präsent. Sogar nach ihrem 91. Geburtstag im September war sie öfters im Fernsehen zu sehen.

Über ihre Bestattungspläne sagte die Künstlerin einst in einer Talkshow: “Der Sarg sollte billig sein, denn ich möchte eingeäschert werden. Dann werft mich ins Meer, vielleicht in Venedig. Ich habe das Kleid für mein Begräbnis schon. Es ist von Dior”, erzählte Vanoni.

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