Origineller Protest gegen die Schließung der Boutiquen – VIDEO

„Wir sind keine Virusverbreiter“: Händlerinnen bilden mit Höschen Menschenkette

Sonntag, 11. April 2021 | 08:21 Uhr

Neapel – Während es bei anderen Anti-Lockdown-Demonstrationen teilweise zu gewalttätigen Ausschreitungen kam, haben die Kaufleute des neapolitanischen Shopping- und Ausgehviertels „Chiaia“, bei denen es sich zumeist um Frauen handelt, eine friedliche, aber ganz besonders originelle Idee gehabt, um auf ihre Not aufmerksam zu machen.

Posted by Roberta Bacarelli on Saturday, April 10, 2021

Die Händlerinnen, zu denen sich viele Angestellte, aber auch Kunden gesellten, bildeten zusammen mit Slips und Unterhöschen, die sie an den Händen in die Höhe hielten, eine rund 500 Meter lange Menschenkette. „Wir sind keine Virusverbreiter“, so der Slogan der Kaufleute, die mit der Corona-Maßnahme der Region Kampanien, Unterwäschehändlern die Öffnung zu erlauben und sie allen anderen Boutiquen zu verwehren, hart ins Gericht gingen.

Facebook/Roberta Bacarelli

Passanten, Autofahrer und Medienleute staunten nicht schlecht, als sie die mehr als 500 Meter lange, aus Frauen, die Spitzenhöschen in die Höhe hielten, gebildete Menschenkette sahen. „Wieso bekommt man von den Spitzenhöschen nicht Covid-19, aber von den Kleidern, den Schuhen und den Schmuckstücken schon?“, lautete eine während der Protestkundgebung der Kaufleute, bei denen es sich fast nur um Frauen handelt, des neapolitanischen Shopping- und Ausgehviertels „Chiaia“ viel gehörte Frage.

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Mit ihrer angekündigten, als Flashmob organisierten Menschenkette protestierten die Händlerinnen gegen die Entscheidung der Region Kampanien, Unterwäschehändlern die Öffnung zu erlauben und sie allen anderen Boutiquen zu verbieten. „Auch wir wollen öffnen“, so die Forderung der Händlerinnen.

Posted by Roberta Bacarelli on Saturday, April 10, 2021

Die Kaufleute, deren Boutiquen von der im Rahmen der Ausrufung der „roten Zone“ beschlossenen Schließung betroffen sind, wiesen nicht nur auf die aus ihrer Sicht mangelnde Logik der Corona-Maßnahmen hin, sondern nutzten die Kundgebung auch dazu, mit Transparenten auf ihre Not aufmerksam zu machen. „Wir können nicht mehr Mieten und Rechnungen bezahlen“,  „Der Staat hat uns vergessen“ und „Sind wir weniger notwendig als die Spielhallen?“ war auf den um den Hals gehängten Transparenten zu lesen.

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„Beim Gedanken, dass die Spielhallen als essenziell gelten und wir nicht, werde ich verrückt“, erklärte die Präsidentin der regionalen Kaufleutevereinigung „Federmoda-Confcommercio Campania“, Roberta Bacarelli.

Sie unterstrich, dass es sich beim wirklich originellen und fantasievollen Protest vor allem um einen Protest von Frauen handle. „Frauen geben sich mehr Mühe, zeigen mehr Initiative und besitzen den Mut, sich zu exponieren und auf die Straße zu gehen. Aber hinter ihnen und in den Geschäften stehen immer auch ihre Ehemänner“, so Roberta Bacarelli.

„Es ist ein großer Erfolg und eine große Solidaritätsbekundung gewesen. Hier ist das Neapel, das arbeitet, das sich gegen die Corona-Krise stemmen will und das sich unserem Protest anschließt. Es ist ein starker Protest, weil wir wieder öffnen müssen. Es ist wirklich ungerecht, nur die Schmuck-, Schuh- und Bekleidungsgeschäfte geschlossen zu halten“, so die Obfrau der Kaufleute von Neapel, Carla Della Corte, die zusammen mit Roberta Bacarelli und der Präsidentin von „Chiaia District“, Claudia Catapano, die überraschende und fantasievolle Kundgebung ins Leben gerufen hatte.

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Ob die von der Schließung betroffenen Händlerinnen bei der Region Kampanien Gehör finden werden, steht in den Sternen. Sicher aber ist, dass sie mit ihrem Flashmob ein starkes Zeichen gesetzt und ihrem ungebrochenen Willen, trotz der Covid-19-Notlage als Kaufleute zu überleben, Ausdruck verliehen haben.

Von: ka