Von: mk
Bozen – Das Coronavirus hat die Welt überrollt und in den Lockdown gezwungen, der nur schrittweise wieder aufgehoben werden kann. Die anfängliche Vertuschung durch Chinas Behörden muss aufgearbeitet werden und man muss politische Verantwortung einfordern. Ebenso gilt es, die Rolle der Weltgesundheitsorganisation und ihre Beziehung zu China zu hinterfragen. Doch genauso wichtig ist es, das Regime in Peking nicht mit den Menschen in China zu verwechseln.
Genau dies geschieht jedoch aus Sicht vieler Chinesen. In den USA stachelt Präsident Donald Trump antichinesische Ressentiments an und spricht vom “chinesischen Virus” oder vom „Wuhan-Virus“.
Davon profitiert jedoch vor allem die Kommunistische Partei. Um Kritik an ihrer Herrschaft abzuwenden, stellt sie sich selbst und das chinesische Volk als untrennbar dar. Je stärker die Menschen erleben, dass man sie im Ausland wegen ihrer Herkunft ablehnt, desto einfacher ist es für das Regime, seine Macht durch Nationalismus zu legitimieren.
Als Corona in Europa noch kaum ein Thema war, gab es rassistische Übergriffe auf Chinesen und auch in Südtirol mieden die Menschen China-Restaurants, obwohl deren Betreiber oft Jahrzehnte lang nicht in ihrer Heimat waren. In Deutschland sind nun erneut Übergriffe gegen Asiaten gemeldet worden, im Netz wird der Hass gegen sie zunehmend offen zelebriert.
Dabei haben viele Menschen in China selbst die Hölle durchlebt und traumatische Monate hinter sich. Sie haben Familienangehörige und Freunde verloren, monatelang haben sie diszipliniert in ihren Wohnungen ausgeharrt, vielfach ohne soziale Absicherung. Millionen sind ihren Job los.
Außerdem sollten wir uns daran erinnern, dass es chinesische Wissenschaftler waren, die am Parteistaat vorbei früh Alarm schlugen. Chinesische Forscher haben ohne Genehmigung der Regierung die Gensequenz des Virus mit der Welt geteilt, um im Ausland die Forschung an einem Impfstoff zu ermöglichen – und es waren chinesische Journalisten, die die anfängliche Vertuschung im eigenen Land aufgedeckt haben.