Von: APA/AFP
China pocht auf eine Zustimmung bei der Ernennung eines Nachfolgers des Dalai Lama. “Die Reinkarnation großer buddhistischer Persönlichkeiten wie des Dalai Lama und des Panchen Lama muss durch Losziehung aus der Goldenen Urne bestimmt und danach von der Zentralregierung genehmigt werden”, so Außenamtssprecherin Mao Ning am Mittwoch in Peking. Das geistliche Oberhaupt der Tibeter (89) hatte zuvor bekräftigt: Nach seinem Tod “wird die Institution des Dalai Lama fortgeführt”.
Zugleich betonte der religiöse Führer, der am Sonntag seinen 90. Geburtstag feiert, in einer Videobotschaft, dass die Befugnis für die Identifizierung des nächsten geistlichen Oberhaupts der Tibeter “ausschließlich” bei seinem Büro mit Sitz im Exil in Indien liege. “Niemand sonst hat irgendeine Autorität, sich in diese Angelegenheit einzumischen”, sagte Tenzin Gyatso, der für die Tibeter die 14. Reinkarnation des Dalai Lama in 600 Jahren ist.
Friktionen im Todesfall programmiert
Er sei in den vergangenen Jahren von vielen Menschen in Tibet, Tibetern im Exil, Buddhisten aus der gesamten Himalaya-Region und darüber hinaus eindringlich darum gebeten worden, “dass die Institution des Dalai Lama fortgeführt wird”, so der Friedensnobelpreisträger von 1989 in dem am Mittwoch bei einer religiösen Konferenz veröffentlichten Video.
“In Übereinstimmung mit all diesen Anfragen bestätige ich, dass die Institution des Dalai Lama fortgeführt wird”, betonte er laut der offiziellen Übersetzung. Der Dalai Lama hatte bereits am Montag zu Beginn der Feierlichkeiten zu seinem Geburtstag am kommenden Sonntag (6. Juli) angedeutet, dass die bestehende Tradition erhalten bleiben soll.
Der Chef der tibetischen Exilregierung, Penpa Tsering, verwahrte sich in Reaktion auf Ministeriumssprecherin Ning gegen eine chinesische Einflussnahme. “Über die Wiedergeburt des Dalai Lama entscheiden die Tibeter allein”, sagte Tsering im Gespräch mit Ippen Media. “Wir wissen natürlich, dass sich die Regierung in Peking seit vielen Jahren auf den Tod Seiner Heiligkeit vorbereitet.” Eines Tages könne es zwei Dalai Lamas geben – einen, den die Tibeter anerkennen und einen von China ernannten. “Peking glaubt, dass es die Tibeter kontrollieren kann, wenn es den Dalai Lama kontrolliert”, sagte Tsering.
Leben im Exil
Viele Exil-Tibeter befürchten, dass China versuchen könnte, durch die Ernennung eines Nachfolgers für den Dalai Lama seine Kontrolle über Tibet zu stärken. Das geistliche Oberhaupt und tausende andere Tibeter leben seit der Niederschlagung ihres Aufstands gegen die chinesische Herrschaft 1959 im Exil in Indien. China bezeichnet den Dalai Lama als “Separatisten”. Er hingegen sieht sich als “einfachen buddhistischen Mönch”.
Er bezichtigt Peking des “kulturellen Völkermords” an den Tibetern. Truppen der neuen, kommunistischen Volksrepublik waren 1950 in den Klosterstaat Tibet einmarschiert. Dieser war von 1720 bis 1912 chinesisches Protektorat und nach dem Ende des chinesischen Kaisertums faktisch selbstständig.
Weltweit wird der Dalai Lama als friedlicher Verfechter der Freiheit Tibets geachtet. Politisch hat er offiziell keine Macht mehr. Er übergab diese 2011 an eine Exilregierung, die von rund 130.000 Tibetern weltweit gewählt wurde und ihren Sitz im Norden Indiens in einem Vorort der Stadt Dharamsala hat.
Gratulation der Buddhisten Österreichs
Die Österreichische Buddhistische Religionsgemeinschaft (ÖBR) gratulierte dem Dalai Lama laut einer Aussendung vom Mittwoch zum 90er und übermittelte ihm “die besten Wünsche für Gesundheit und langes Leben”. “Es ist ein seltenes Glück, dass Persönlichkeiten auf dieser Erde geboren werden, welche die Weisheiten der Buddhalehre verwirklicht haben und zugleich die Gabe besitzen, diese Weisheiten allen Menschen zugänglich zu machen. Mit der Geburt von Tensin Gyatso (Mönchsname des Dalai Lama, Anm.) hat unsere Welt am 6. Juli 1935 ein solches Geschenk erhalten”, erklärte ÖBR-Präsident Gerhard Weißgrab. “Möge uns dieser ‘Ozean der Weisheit’, wie die Übersetzung der Bezeichnung ‘Dalai Lama’ lautet, noch lange hilfreich durch die Zeit begleiten!”
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