Antrag der SVP angenommen

Digitale Aufrüstung der Schule

Donnerstag, 10. Oktober 2019 | 13:27 Uhr

Bozen – Im Südtiroler Landtag wurde heute ein Antrag der SVP zur digitalen Aufrüstung der Schulen angenommen.

Beschlussantrag Nr. 161/19: #Bildung digital – Schule zeitgemäß (eingebracht von der Abg. Amhof am 10.09.2019); Der Landtag möge die Landesregierung verpflichten, die IT-Infrastruktur an Südtirols Schulen zu erheben und darauf aufbauend und in Zusammenarbeit mit Lehrkräften, Elternvertreter/innen, Schülerlnnen und Schülern sowie IT-Spezialisten, innerhalb eines Jahres ein Konzept zur „digitalen Bildung” an Südtirols Schulen zu entwickeln, um es anschließend umzusetzen. Die Lehrkräfte darauf vorzubereiten, wie sie neuen Medien und moderne IT- Ausstattung lerntheoretisch und didaktisch im Unterricht einsetzen können. Dafür muss ihnen genügend Zeit, Knowhow und Material zur Verfügung gestellt werden.

“So wie viele andere Länder auch, hat Südtirol hier einen großen Nachholbedarf”, meinte Magdalena Amhof (SVP). “Die Einbindung digitaler Medien in Schule und Unterricht lässt die Köpfe auch in anderen Ländern rauchen. Wie kann man Schule zeitgemäß gestalten, welche Fähigkeiten braucht es in dieser Welt, in der es keine Gewissheiten mehr gibt? Tatsache ist, dass wir unsere jungen Menschen zukunftsfit machen müssen. Viele von ihnen werden Berufe erlernen, die es heute noch nicht gibt und sie werden Werkzeuge nutzen, die wir heute nicht kennen. Unsere Kinder auf diese noch nicht definierten Angebote und Rahmenbedingungen vorzubereiten, sie zu fördern und zu schützen, ist die große Herausforderung und Verpflichtung unserer Generation. Es reicht nicht aus, unsere Schulen mit modernen Geräten auszustatten und den Schülern/innen die Nutzung und Produktion derselben zu erklären. Smartboards, Beamer, VR-Brillen, Tablets oder Dokumentarkameras sind für sie „easy” zu bedienen. Junge Menschen haben keine Berührungsängste, im Gegenteil: Interaktive Tafeln sind anregend, sie motivieren zum Lernen, sie bieten interessante Möglichkeiten und Spielräume. Deshalb werden wir sie auch vermehrt in den Unterricht aufnehmen müssen, einerseits, um diesen an die neuen Gegebenheiten anpassen und andererseits, unseren Jugendlichen den achtsamen Umgang mit digitalen Medien zu lehren und sie über deren Gefahren, Risiken und Chancen aufzuklären.”

Brigitte Foppa (Grüne) sah den Bedarf durchaus, aber auch die Themen Nachhaltigkeit und Open Source. Bei der Verbindung seien auch die Gefahren durch WLAN zu berücksichtigen, außerdem sollte man die Jugend nicht auf eine bestimmte kommerzielle Software einengen.

Wenn Südtirol zukunftsfähig bleiben wolle, brauche man auch gut in diesem Bereich Ausgebildete, meinte Andreas Leiter Reber (Freiheitliche). Er unterstützte den liberaleren Ansatz von Foppa zur Software. Bildung sei die Chance zu sozialem Aufstieg, daher sei er froh, wenn in diese Richtung mehr getan werde. Man müsse sich aber auch mit den Wirtschaftstreibenden unterhalten, die uns sagen könnten, was wir in diesem Bereich brauchen. Die digitale Ausbildung sei eine Seite, dazu brauche es auch das schnelle Internet.

Ulli Mair (Freiheitliche) kündigte ihre Zustimmung an. Der Frauenanteil in den MINT-Berufen sei rückläufig, das Interesse der Mädchen sei nicht gegeben – da brauche es spezielle Anreize.

Hanspeter Staffler (Grüne) teilte die Prämissen des Antrags, vermisste aber den kritischen Zugang. Die digitale Entwicklung laufe den Gesetzgebern voraus. Letztere hätten unter anderem die Aufgabe, Verantwortungsbewusstsein zu vermitteln und aufzupassen, dass es nicht zu Monokulturen komme. In diesem Zusammenhang sei es kontraproduktiv, wenn die italienische Schule nun aus der freien Software aussteige.

Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit) meinte, für Verantwortungsbewusstsein sei es ziemlich spät, wenn bereits Kleinkinder Handy streicheln. Die digitale Welt trage mit ihrem Energiebedarf auch zum Klimawandel bei. Man sollte deswegen nicht auf die digitale Entwicklung verzichten, aber man dürfe damit nicht die analoge Welt nicht ersetzen. Die Schule sollten durchaus den Umgang mit der digitalen Welt vermitteln, aber vor allem das normale Wissen weitergeben.

Paul Köllensperger (Team Köllensperger) warnte vor einem Umstieg der Schulcomputer auf Windows, es seien dann viele Computer auszutauschen. Der kritische Umgang mit der digitalen Welt gehöre eigentlich zur Bürgerkunde. Die Jugend sollte auch lernen, dass die digitale Welt nicht gratis sei; wir bezahlten mit unseren Daten.

Myriam Atz Tammerle (Süd-Tiroler Freiheit) wies auf die Gefahren hin. Wenn alles mit Kabeln vernetzt wäre, wäre sie sofort für den Vorschlag – auch die Strahlengefahr sei zu berücksichtigen. Kinder bräuchten auch die analoge Beziehung, sie lernten auch aus Verhalten, Gesten, Nähe. Eine weitere Gefahr von Computern sei die Sitzhaltung und der Mangel an Bewegung.

Helmut Tauber (SVP) wies auf die vielen Laptops und Tablets der Abgeordneten hin, die anscheinend keine Angst vor Strahlen hätten. Die Schulen bräuchten eine aktuellere digitale Ausrüstung, auch neue Programme. Natürlich brauche auch der analoge Unterricht seine Entwicklung, aber man dürfe diese Chance nicht versäumen, dass die Kinder gerne digital lernen.

LR Philipp Achammer plädierte für den gesunden Mittelweg. Der Umgang mit digitalen Medien gehöre dazu, aber auch die kritische Auseinandersetzung damit. Derzeit sei die IT-Ausstattung der Schulen nicht auf dem Stand der Dinge, seit vier Jahren seien keine Geräte ausgetauscht worden. Oft brächten Schüler ihre Geräte mit, die besser seien. Man habe nun ein Konzept erarbeitet und werde dies aufgrund des Beschlussantrags ergänzen. Mit diesem Schuljahr wurden fünf Lehrer zur digitalen Unterstützung der Schulen abgestellt, Unterstützung werde es auch von der pädagogischen Abteilung geben. Das Land unterstütze auch eine Initiative, Mädchen für MINT-Berufe zu begeistern.
LR Giuliano Vettorato stimmte mit Knoll überein, dass man mehr für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Digitalen sensibilisieren müsse. Die Jugendlichen bräuchten auch analoge Verbindungen zu ihrer Umwelt. Vor 15 Jahren habe man in der italienischen Schule mit der freien Software begonnen, nun sei man in einer Evaluationsphase. Noch sei keine Entscheidung getroffen worden, auf jeden Fall werde man mehr auf die digitale Weiterbildung der Lehrer setzen.

Magdalena Amhof betonte, dass die analoge Schule nicht wegzudenken sei. Ein Text, den man im Buch lese, bleibe länger in Erinnerung. Schule könne nicht alles abdecken, aber sie könne einen bewussten und kritischen Umgang mit der digitalen Welt vermitteln. Diese Geräte kosteten, aber sie müssten allen zugänglich sein. Wichtig sei, dass auch die Lehrpersonen informiert würden, was es auf dem digitalen Markt alles gebe.

Der Antrag wurde mit 25 Ja und sechs Enthaltungen angenommen.

Die Sitzung wird am Nachmittag wieder aufgenommen.

Von: luk

Bezirk: Bozen