„Carta del docente“ in Italien schon Realität

Grüne fordern Extra-Geld für Lehrer auch in Südtirol

Dienstag, 06. Oktober 2020 | 12:37 Uhr

Bozen – Im Oktober widmet die Grüne Fraktion ihre Beschlussanträge der Schule und der Verwaltung sowie den Herausforderungen, welche auf diese zukommen werden. In einer Pressekonferenz schlugen die Grünen Landtagsabgeordneten Möglichkeiten vor, wie die Lehrkräfte unterstützt werden können. Zudem betonten sie die Wichtigkeit von Investitionen in Open Source Strategien für Schulen und öffentliche Verwaltungen.

Einführung der „Carta del docente“ in Südtirol

Seit 2015 stellt der italienische Staat allen Lehrkräften 500 Euro pro Jahr für den Kauf von didaktischem Material und die Teilnahme an Fortbildungen zur Verfügung. In Südtirol wurde die so genannte „Carta del docente“ nie eingeführt, da das Land die Zuständigkeit für die Schule innehat. „Südtirol ist sechs Jahre in Verzug. Im restlichen Italien haben die Lehrpersonen inzwischen 3.000 Euro pro Kopf bekommen. So wollen wir Autonomie doch nicht auslegen“, meint die Grüne Fraktionsvorsitzende Brigitte Foppa.

“Während der Pandemie und dem daraus resultierenden Online-Unterricht mussten sich die Lehrerinnen und Lehrer selbst ausrüsten, indem sie ihren eigenen Internetanschluss nutzten, sich PC’s besorgten, Ad-hoc-Lehrmaterialien erstellten usw. Diese Situation hat sich seit dem Lockdown verschärft, was auch die vielen verschiedenen Petitionen und offenen Briefe der letzten Monate beweisen. Aufgrund der derzeitig vor allem von der deutschen Schule angewandten Kombination aus Präsenz- und Onlineunterricht ist die Online-Lehrtätigkeit weiterhin Alltag und wird auch in Zukunft Bestandteil des Schulalltags bleiben, um den lückenlosen Fortgang des Unterrichts gewährleisten zu können. Daher wird es immer notwendiger, dem Schulpersonal die Unterstützung und das nötige Equipment zur Verfügung zu stellen, um die Qualität ihrer Arbeit und ihres Unterrichts aufrecht zu erhalten. Es ist an der Zeit, die „Carta del docente“ endlich auch in Südtirol einzuführen, nach dem Vorbild einer anderen Region mit Sonderstatut, dem Aostatal”, so die Grünen.

Diese Forderung wird von der gesamten Opposition geteilt, die den Beschlussantrag der Grünen Fraktion mitunterzeichnet hat.

Digitale Nachhaltigkeit: Open-Source-Software-Strategie (OSS-Strategie)

Covid19 und der dadurch verursachte weltweite Lockdown haben die Digitalisierung von Dienstleistungen und Arbeitsmethoden drastisch beschleunigt. Die Frage, wer Software und Cloud-Dienste zur Verfügung stellt, wird dadurch immer aktueller. “Seit einiger Zeit ist man sich in Europa auf politischer und administrativer Ebene darüber einig, dass eine vollständige Abhängigkeit von einigen wenigen globalen Anbietern von Software- und Cloud-Diensten ein gewisses Risikopotential für die öffentlichen Verwaltungen darstellt und es zukünftig deshalb ratsam sei, bei der Beschaffung und Entwicklung von Informatikprodukten einen möglichst breiten Wettbewerb zu gestalten. In der digitalen Verwaltung gehört die italienische Gesetzgebung europaweit zu den Vorreitern, da sie Richtlinien definiert hat, die genau in die Richtung von Open Source gehen”, so die Grünen.

“Nichtsdestoweniger beschloss die Landesverwaltung im Herbst 2019, das an den italienischen Schulen laufende OSS-Projekt FUSS (Free Upgrade for a digitally Sustainable School) einzustellen und künftig mit privater Software zu ersetzen. Diese Entscheidung ist nicht nur aus didaktischer und strategischer Sicht unverständlich, sondern widerspricht klar der Richtlinie zum Ankauf und zur Wiederverwendung von Software für die Öffentlichen Verwaltungen“, betont Hanspeter Staffler.

“In unserem Vorschlag fordern wir daher die Landesregierung auf, den Kurs zu ändern und eine Strategie zu entwickeln, wie der Einsatz von Open Source in der öffentlichen Verwaltung gefördert und weiterentwickelt werden kann”, so die Grünen.

Von: luk

Bezirk: Bozen