Stadtgrün ist kein Luxus

Meran als Gartenstadt erhalten

Dienstag, 04. August 2020 | 17:34 Uhr

Bozen – In seiner heutigen Sitzung hat die Meraner Stadtregierung den strategischen Plan für die Verwaltung und Entwicklung des städtischen Grüns verabschiedet. Nun wird ein Partizipationsprozess eingeleitet, wobei alle interessierten Bürger*innen Rückmeldungen an die Stadtgärtnerei schicken können. Vom Gemeinderat endgültig genehmigt wird der Grünplan zu Beginn der kommenden Legislatur.

“Die Erstellung des Grünplans entstand aus dem Bedürfnis, eine einheitliche Strategie zur Instandhaltung und zur Entwicklung des städtischen Grünbestandes zu definieren und insbesondere den imposanten Baumbestand der Kurstadt zu schützen. Es ist dieses 150 Jahre alte Erbe, das der Stadt Meran ihren internationalen Ruf verschafft hat. Damit auch Parkanlagen, Gehwege und Grünanlagen für alle Generationen im öffentlichen sowie im privaten Bereich entstehen und vorgesehen werden, braucht es eine gut durchdachte Strategie, die unabhängig von den sich in den nächsten Jahrzehnten folgenden Regierungen von allen mitgetragen wird,” erklärte die für die öffentlichen Grünanlagen zuständige Stadträtin Gabriela Strohmer.

Stadtgrün ist kein Luxus

“Ziel des Grünplans ist der Erhalt und die Weiterentwicklung Merans als Gartenstadt mit ihren Promenaden, Parkanlagen, Alleen und privaten Gärten. Dafür wird das Erbe Merans als Gartenstadt neu aufgenommen und als städteplanerisches Konzept für eine Freiraumstrategie als fortschreibende Planung weitergeführt, als integrierter Bestandteil der Stadtentwicklung und Umweltplanung, für alle Stadtteile unabhängig vom bestehenden Grünanteil. Der Grünplan dient zur Optimierung der städtischen Infrastruktur vor dem Hintergrund zunehmenden Flächenverbrauchs, zur Klimaanpassung, zur Erhöhung der Artenvielfalt, zur Herstellung von Freiflächen mit ökologischer, sozialer und städtebaulicher Bedeutung, zur Vernetzung von Grün- und Freiflächen und nicht zuletzt zur Schaffung eines gesunden und lebenswerten Umfeldes. Wir brauchen ein überdachtes Konzept, um langfristig unsere Lebensqualität zu erhalten und für kommende Generationen weiterentwickeln zu können. Stadtgrün ist weder Luxus noch Verhandlungsmasse: Grünflächen und Parks haben soziale, gesundheitliche, ökologische und zunehmend klimatische Funktion”, sagte Strohmer.

Die Weiterentwicklung und Neuplanung von Gartenanlagen und Promenaden müsse in allen Stadtteilen erfolgen, erklärte Strohmer: “In Zukunft müssen zuerst Grünflächen und Spazierwege geplant werden, erst danach wird gebaut. Für eine Stadt wie Meran sind die zusammenhängenden Parkanlagen und Promenaden wie ein U-Bahn-Netz für Fußgänger*innen. Sie müssen daher alle Stadtteile erreichen und auch genügend ‘Umsteigemöglichkeiten’ bieten.”

Private Gartenanlagen seien ebenso eine wichtige Ressource. “Nach dem österreichischen Vorbild ‘Natur im Garten’ sollten die Bürger*innen beim Erhalt ihrer Gärten und vor allem ihrer Bäume mit professionellen Ratschlägen und finanziell unterstützt werden”, so Strohmer weiter. Schließlich leiste auch das private Grün einen wichtigen Beitrag, um die Artenvielfalt in der Stadt zu gewährleisten.

Folgen auch für Bautätigkeit

“Der Grünplan soll sicherstellen, dass das städtische Grün als eine echte Grundinfrastruktur zur Verbesserung der Lebensqualität und Attraktivität der Stadt gesehen und daher auch geschützt wird. Er greift dafür auch mehrere bisher in der Bauordnung verankerte Bestimmungen auf, zum Beispiel die Regelungen zum Ausmaß und zur ökologischen Funktionalität von Grünflächen, die bei Neubauten und Gebäudesanierungen eingehalten werden müssen. Heute müssen im Rahmen solcher Projekte zum Beispiel mehr Bäume gepflanzt werden, für Grünflächen muss mindestens 60 cm tief Muttererde vorgesehen sein”, erklärte Umwelt- und Urbanistik-Stadträtin Madeleine Rohrer. “Und schließlich setzt der Plan auch in Sachen Mobilität und Klimaschutz wichtige Signale. Beide Bereiche haben in den letzten Jahren für die Stadtregierung mit je eigenen Plänen (PUT und SECAP) im Fokus gestanden”, so Rohrer.

Die Ziele des Projekts “Grünplan”

Der neu erarbeitete Grünplan der Stadt Meran setzt sich folgende mittelfristige Ziele:

§  Detaillierte Erfassung samtlicher Grünflachen mit Objekten, Kosten und deren ökosystemischen

§  Dienstleistungen für eine dokumentierte Planung und Verwaltung.

§  Erhöhung der ökologischen Qualität der Grünanlagen bei neuen Projekten bzw. bei Abbruch und Wiederaufbau von Projekten.

§  Schutz der öffentlichen und privaten Gärten, die das Stadtbild prägen.

§  Verbesserung der öffentlichen Flächen mit grünen Dächern, Bäumen, Sträuchern usw., um die Lebensqualität in allen Stadtteilen zu erhöhen.

§  Förderung von Lösungen, um private Grundstücke grüner zu machen (Handwerkerzonen, Industriegebiete, Gärten von Wohnanlagen).

§  Erhalt und Weiterführung der Alleen und des großen und diversen Baumbestandes der Stadt Meran.

§  Erhöhung der Artenvielfalt in den landwirtschaftlichen Flächen.

§  Information der Bürger*innen und der verschiedenen Stakeholder über die grüne Infrastruktur von Meran und deren Partizipation in der Verwaltung und im Erhalt.

§  Erhalt und Aufwertung der Wasserläufe und Waale.

Der Grünplan der Stadt Meran setzt auch die italienweit gültige Strategie für das städtische Grün um, welche das gemäß dem Gesetz 10/2013 eingerichtete Komitee für das öffentliche Grün ausgearbeitet hat. Diese Strategie wurde 2018 verabschiedet und verpflichtet die Gemeindeverwaltungen dazu, einen Grünplan mit Zielsetzungen und Maßnahmen zu erstellen. Bei der Erarbeitung des Grünplans der Stadt Meran wurde auch den historischen, urbanistischen und kulturellen Merkmalen der Kurstadt besondere Beachtung geschenkt.

Rückmeldungen der Bevölkerung erwünscht

Interessierten Bürgerinnen und Bürger können ihre Anregungen zum Grünplan bis 4. Oktober per E-Mail an die Stadtgärtnerei schicken können (gaertnerei@gemeinde.meran.bz.it). Alle eingegangenen Vorschläge werden technisch überprüft und so weit wie möglich in den Plan aufgenommen. Zu Beginn der kommenden Legislatur wird der Grünplan dann dem Gemeinderat zur endgültigen Genehmigung unterbreitet.

Von: mk

Bezirk: Burggrafenamt