Besser als Held heimkehren statt als Knasti

Neue Chance: Ukraine rekrutiert 3.000 Häftlinge

Mittwoch, 03. Juli 2024 | 07:10 Uhr

Von: Ivd

Kiew – Die Ukraine hat ein neues Rekrutierungsprogramm gestartet, um dringend benötigte Soldaten für den Kampf gegen die russische Invasion zu gewinnen. Mehr als 3.000 Häftlinge sind bereits freigelassen und militärischen Einheiten zugeordnet worden, nachdem das Parlament im Mai ein entsprechendes Mobilisierungsgesetz verabschiedet hatte. Schätzungen zu Folge lassen sich insgesamt 5.000 Rekruten auf diese Weise gewinnen.

In einer Strafkolonie im Südosten der Ukraine bietet ein militärischer Rekrutierer den Häftlingen eine ungewöhnliche Chance: Wer sich freiwillig den Streitkräften anschließt, kann auf Bewährung freikommen. „Ihr könnt dieses Kapitel beenden und ein neues Leben beginnen“, ermutigt der Rekrutierer die Gefangenen. Viele der Rekrutierten wollen lieber als Helden heimkehren und nicht als entlassener Verbrecher.

Unterschied zum Wagner-Modell

Das Programm unterscheidet sich stark von der russischen Praxis, bei der Häftlinge für die berüchtigte Söldnergruppe Wagner rekrutiert werden. In der Ukraine sollen die Freigelassenen in reguläre Einheiten integriert und nicht in die tödlichsten Schlachten geschickt werden. Außerdem kommen nicht alle Häftlinge für das Programm infrage. Verurteilte wegen schwerer Verbrechen wie Vergewaltigung, mehrfachen Mordes oder Verbrechen gegen die nationale Sicherheit werden nicht rekrutiert.

Nach ihrer Freilassung werden die neuen Rekruten in speziellen Lagern ausgebildet, bevor sie zu ihren Einheiten an der Front geschickt werden. Mychajlo, ein freigelassener Häftling, beschreibt die Herausforderungen der Ausbildung: „Es ist schwer, den physischen Anforderungen gerecht zu werden, besonders nach Monaten der Inaktivität im Gefängnis.“ Doch er ist entschlossen: „Ich werde im Krieg nützlicher sein.“ Ein anderer, wegen Raubes verurteilte Häftling findet: „Es ist dumm, hier zu sitzen und nichts zu tun.“ Er hat seit Beginn des Krieges den Wunsch, sich beim Militär einzuschreiben, und nun bietet sich ihm die Gelegenheit.

Das neue Rekrutierungsprogramm ist ein weiterer Schritt der Ukraine, um die Personalprobleme an der Front zu lösen und den anhaltenden russischen Angriffen entgegenzuwirken. Neuen Schätzungen westlicher Geheimdienste zu Folge liegen die russischen Truppenverluste bei circa einer halben Millionen Soldaten, weit mehr als auf ukrainischer Seite. Allerdings soll Russland auch monatlich 30.000 Soldaten rekrutieren. Welche Rolle nordkoreanische Truppen im Ukraine-Konflikt zukünftig spielen werden, ist nicht bestätigt.

 

Quellen: ntv, ZDF