Von: mk
Bozen – Die Tage der Nachhaltigkeit, die Anfang September am Bozner Messegelände stattgefunden haben, bieten nach wie vor Anlass zur Kritik, die sich im Wesentlichen auf zwei Punkte zusammenfassen lässt: zu wenig Interesse vonseiten der Bevölkerung und vor allem zu teuer. Ins Visier gerieten insbesondere die hohen Honorare der auswärtigen Referenten. Doch nun meldet sich die weltbekannte Primatenforscherin Jane Goodall selbst zu Wort.
Während das Team K mittels Landtagsanfrage nachgehakt hat, hinterlegten die Grünen sogar eine Eingabe beim Rechnungshof.
Grundsätzlich sieht das Land 110 Euro pro Stunde für Referententätigkeit vor. Maximal dürfen es 400 Euro für eine gesamte Veranstaltung sein. Eine Erhöhung um 50 Prozent ist möglich, sofern es sich um Initiativen mit hochspezialisierten Inhalten handelt oder um Themen, die an bestimmte Zielgruppen, wie etwa Führungskräfte gerichtet sind. Die Erhöhung muss durch den Lebenslauf, durch die berufliche Erfahrung, die angegebenen Referenzen oder eine Spezialausbildung gerechtfertigt sein.
Während Sabina Jeschke und David Wallace-Wells bei den Nachhaltigkeitstagen nun stolze 22.000 Euro bezahlt wurden, bekam Clover Hogan immerhin noch 15.000 Euro. Jane Goodall und die Vertreterin des Jane Goodall Instituts in Italien, Daniela De Donno, erhielten je 20.000 Euro.
In seiner Antwort an das Team K legte Landeshauptmann Arno Kompatscher ein persönliches Schreiben der britischen Verhaltensforscherin bei. „Wir wollen daran erinnern, dass die gesamte Summe, die eingenommen wurde, dem Jane Goodall Institut in Italien und insbesondere der Nachwuchs-Aktion “Roots and Shoots” (“Wurzeln und Sprösslinge”) übertragen wird“, schreibt Goodall. Das Programm zur Umwelterziehung umfasst mittlerweile Zehntausende Mitglieder in knapp 120 Ländern und engagiert sich in lokalen Umwelt- und Sozialprojekten.
Kompatscher betont, dass die Teilnahme Goodalls der Veranstaltung mehr Wirkung und Sichtbarkeit verliehen habe, wie die italienische Tageszeitung Alto Adige berichtet.
Die Primatenforscherin und Umweltaktivistin engagiert sich seit Jahrzehnten für einen umfassenden Umwelt-, Natur- und Klimaschutz. In den 1960-er Jahren hatte sie das Verhalten der Schimpansen zu studieren begonnen – jener Menschenaffen, die uns am nächsten seinen, wie Goodall in einer Rede erinnerte. David Greybeard, zu Deutsch “Graubart”, war der erste Schimpanse, der vor rund 60 Jahren seine Scheu überwinden konnte und ihr näher kam.
Viele Erkenntnisse über frei lebende Schimpansen sind auf Jane Goodalls Arbeiten zurückzuführen. Sie bestätigte beispielsweise Beobachtungen, die Wolfgang Köhler in den 1910er-Jahren bei gefangenen Artgenossen gemacht hatte, dass Schimpansen zum Gebrauch von Werkzeugen fähig sind: Zum einen brechen sie Zweige ab und angeln damit Termiten aus den Löchern ihrer Bauten; zum anderen verwenden sie Steine als Hammer und Amboss, um Nussschalen zu sprengen. Ferner fand Goodall heraus, dass Schimpansen auch Fleisch fressen und sogar gemeinschaftlich auf die Jagd nach anderen Affenarten gehen sowie in Gruppen andere Schimpansengruppen attackieren.