Von: bba
Sankt Martin in Thurn – Mit einem Tag der offenen Tür, Führungen, Veranstaltungen für Kinder und einem Informationsstand des Naturparks Fanes-Sennes-Prags feiert das Museum Ladin Ursus ladinicus am 31. Juli seinen ersten runden Geburtstag.
Zehn Jahre sind seit dem 29. Juli 2011 vergangen, als in Sankt Kassian im Gadertal das Museum Ladin Ursus ladinicus eröffnet wurde. Zum zehnten Geburtstag der Zweigstelle des Museum Ladin (der Hauptsitz, das Museum Ladin Ciastel de Tor, befindet sich in Sankt Martin in Thurn) bietet das Museum in Besitz der Autonomen Provinz Bozen am Samstag, 31. Juli, einen Tag der offenen Tür (von 10.00 bis 18.00 Uhr), kostenlose Führungen (um 10.00, 15.00 und 17.00 Uhr) und Veranstaltungen für Kinder von fünf bis zwölf Jahren (um 11.00 und 16.00 Uhr) sowie einen Informationspunkt des Naturparks Fanes-Sennes-Prags vor dem Eingang des Museums.
“Der Ursus ladinicus ist als einziger prähistorischer Bärenfund in Südtirol für hier lebende Menschen und natürlich auch für Gäste interessant, aber auch für die Wissenschaft und die Forschung sehr wichtig. Aus diesem Grund hatte das Land dazu beigetragen, ein Museum zu realisieren, das den Höhlenbären und alle damit verbundenen Themen angemessen, leicht verständlich und mit der neuesten Technik präsentiert und auch eine entsprechende Forschungsarbeit leisten kann”, erklärt Landeshauptmann und Museumslandesrat Arno Kompatscher. Auch Daniel Alfreider, Landesrat für ladinische Kultur, betont die Bedeutung des Museums in St. Kassian: ” Das Museum Ladin war und ist ein wichtiger Bezugspunkt für die Kultur der ladinischen Bevölkerung, das gilt sowohl für den Hauptsitz in Sankt Martin in Thurn als auch für die Zweigstelle in Sankt Kassian. Letztere vermittelt seit deren Eröffnung vor zehn Jahren die Geschichte des Höhlenbären Ursus ladinicus und gibt sie an die nächsten Generationen weiter; das ist einer von vielen Bausteinen, die zusammen dazu beitragen, die Kultur der ladinischen Minderheit zu erhalten und zu fördern”.
Die Geschichte des prähistorischen Bären beginnt jedoch viel, viel früher, und zwar vor 60.000 bis 40.000 Jahren, wie die ersten Analysen der in der Conturineshöhle gefundenen Fossilien ergaben (neuere Studien datieren ihn jedoch auf 115.000 Jahre zurück). Er war kleiner als andere Höhlenbärenarten – aber immer noch etwa viermal so groß wie der heutige Grizzly und 1.200 Kilogramm schwer, hatte besser entwickelte Zähne und war ein Pflanzenfresser, um im Hochgebirge zu überleben.
Zehntausende Jahre später, am 23. September 1987, entdeckte Willy Costamoling aus Corvara bei einer Wanderung auf 2.750 Metern Höhe die Conturineshöhle mit ihrem kostbaren Inhalt: Knochen, Zähne und Schädel von rund 60 erwachsenen Tieren, unzählige Knochen von Bärenjungen und sogar einen Kieferknochen eines Höhlenlöwen (es ist die höchstgelegene Höhle der Welt, in der Überreste von Höhlenbären gefunden wurden). Die Entdeckung erregte sofort die Aufmerksamkeit der Wissenschaft und 1988 begannen Fachleute unter der Leitung von Gernot Rabeder der Universität Wien die Fossilien zu untersuchen. Die Ergebnisse: Die Überreste der Conturineshöhle wurden einer neuen Art zugeschrieben, die zu Ehren der Ladiner “Ursus ladinicus” genannt wurde (dieselbe Art wurde später in einem Dutzend Höhlen im Alpenraum entdeckt). Sie erwiesen sich auch für die Bestimmung des Klimas im Dolomitengebiet als sehr wichtig, denn sie bestätigen, dass die Temperatur damals viel höher war als heute und der Waldrand in der Nähe des Eingangs zur Bärenhöhle lag, also 700 Meter höher als heute.
Der Wunsch nach einem Haus für den Ursus ladinicus wurde 2011 Wirklichkeit: Die Innenräume des neuen Museum – mit Blick auf den Berg der Conturineshöhle – wurden vom Österreicher Rainer Verbizh entworfen, der durch seine Zusammenarbeit mit Piano & Rogers in den 1970er Jahren bei der Gestaltung des Centre Georges Pompidou in Paris bekannt geworden war. Das dreistöckige Gebäude präsentiert Skelette und Modelle, die die Geschichte des Höhlenbären, seinen Lebensraum und die Lebensbedingungen erzählen. Eine Sektion befasst sich mit der Geologie der Dolomiten und der Geschichte der Entdeckung des Bären. Ergänzt wird die Ausstellung durch Videoinstallationen, ein vollständiges Skelett eines Höhlenbären, Paneele zu den wissenschaftlichen Aspekten der Entdeckung, wie die Datierung, ihre Bedeutung für die Erforschung der Vorgeschichte und deren Klimaänderungen, und schließlich eine Rekonstruktion der Conturineshöhle, in der eine Bärin mit ihrem Jungen schläft. 2012 schließlich kam auch Mico dazu, der Braunbär M12, der im Sommer 2012 beim Versuch die MeBo zu überqueren von einem Auto erfasst und getötet wurde.