Schauspieler erhielt 18 Monate Haft auf Bewährung

Depardieu der sexuellen Übergriffe schuldig gesprochen

Dienstag, 13. Mai 2025 | 13:59 Uhr

Von: APA/Reuters/dpa/AFP

Ein Gericht in Paris hat den französischen Schauspieler Gérard Depardieu am Dienstag des sexuellen Missbrauchs zweier Frauen an einem Filmset im Jahr 2021 für schuldig befunden. Der 76-Jährige wurde zu einer 18-monatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Das Gericht folgte damit der Forderung der Staatsanwaltschaft. Der Filmstar war bei der Urteilsverkündung nicht anwesend. Sein Anwalt kündigte Berufung an.

Laut dem erstinstanzlichen, nicht rechtskräftigen Spruch muss sich Depardieu, der sich zuletzt für Dreharbeiten auf den Azoren aufhielt, in psychologische Behandlung begeben. Das Gericht ordnete außerdem eine behördliche Registrierung als Sexualstraftäter an. Eine der beiden Klägerinnen zeigte sich erleichtert: Sie habe eine “Achterbahn der Gefühle” erlebt, sagte die 54-Jährige.

Gericht kritisiert Verteidigung

Depardieus Anwalt hatte auf die Vorwürfe der Klägerinnen aggressiv reagiert und sie vor Gericht als “Lügnerinnen” und “hysterisch” beschimpft. “Geht doch heulen”, schleuderte er den beiden Frauen entgegen und zeigte mit dem Finger auf sie. Fast 200 Anwälte hatten die Justiz daraufhin in einem Offenen Brief zum Kampf gegen Sexismus im Gerichtssaal aufgerufen.

Der Vorsitzende Richter kritisierte bei der Urteilsverkündung am Dienstag ausdrücklich die “übertriebene Schärfe” der Verteidigung gegenüber den beiden Frauen, mit denen diese ein zweites Mal zu Opfern gemacht worden seien. Beiden Klägerinnen sprach er dafür ein Schmerzengeld in Höhe von 1.000 Euro zu, zusätzlich zu einer Entschädigung wegen der sexuellen Übergriffe.

Fünf Jahre Haft drohten

Dem Schauspieler hatten bis zu fünf Jahre Haft und eine Geldstrafe von 75.000 Euro gedroht. Der Prozess dauerte deutlich länger als ursprünglich angekündigt. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Freiheitsstrafe von 18 Monaten gefordert, die unter Auflagen auf Bewährung ausgesetzt werden sollte. Depardieus Verteidigung pochte auf einen Freispruch.

In einem der bekanntesten #MeToo-Fälle in Frankreich hatte Depardieu, der sich im Verfahren ausführlich zu Wort meldete, wiederholt jegliches Fehlverhalten bestritten. Richter Thierry Donard betonte jedoch, Depardieus Erklärung der Ereignisse sei nicht überzeugend gewesen.

Richter: Depardieus Aussagen widersprüchlich

Konkret ging es in dem Verfahren gegen Depardieu (“Cyrano von Bergerac”, “Asterix und Obelix”) um Vorwürfe sexueller Belästigung während der Dreharbeiten zum Film “Les volets verts” (Die grünen Fensterläden) von Regisseur Jean Becker im Jahr 2021. Eine Dekorateurin und eine Assistentin des Regisseurs beschuldigen Depardieu, sie an den Brüsten und am Po begrapscht zu haben. Der Darsteller sah sich jedoch als Opfer falscher Anschuldigungen. Auch wenn er vor Gericht zugab, eine der Frauen an der Hüfte berührt zu haben – jedoch laut ihm ohne sexuellen Hintergrund.

Eine der beiden Klägerinnen, die Dekorateurin Amélie K., hatte vor Gericht ausgesagt, der Schauspieler habe sie am ganzen Körper begrapscht, während er sie zwischen seinen Beinen festhielt, und dabei explizite sexuelle Bemerkungen gemacht. “Er hat alles angegriffen, auch meine Brüste”, gab sie vor Gericht an. “Ich hatte schreckliche Angst, er hat gelacht.” Der vorsitzende Richter sagte, zwei Zeugen hätten ihre Aussage bestätigt, während Depardieus eigene Aussagen widersprüchlich gewesen seien.

Anwalt sorgte für Furore

Eigentlich hatte der Fall bereits im Oktober verhandelt werden sollen. Der Anwalt der Filmikone, Jérémie Assous, hatte aber kurzfristig um eine Terminverschiebung gebeten. “Gérard Depardieu ist zutiefst betroffen und leider haben seine Ärzte ihm verboten, bei der Anhörung zu erscheinen”, hatte er gesagt. Das Gericht bewilligte die Verschiebung. Vor dem Termin musste Depardieu ein medizinisches Gutachten vorlegen.

Assous sorgte mit seinem Auftreten vor Gericht für Furore. Er forderte wegen möglicher Formfehler die Annullierung des Prozesses und legte kurzfristig Hunderte zu sichtende Akten vor. Immer wieder bezeichnete der Verteidiger die Anschuldigungen als erlogen.

Star droht weiterer Prozess

Bereits seit Jahren häufen sich Anschuldigungen sexueller Übergriffe gegen die französische Filmikone. Einige von ihnen wurden auch anonym vorgebracht und nicht alle landeten bei der Justiz. Erstmals musste der Darsteller dafür nun vor Gericht. Ein weiterer Prozess droht Depardieu wegen des Verdachts auf Vergewaltigung nach der Klage der Schauspielerin Charlotte Arnould. Depardieu streitet sämtliche Vorwürfe ab.

Der preisgekrönte Schauspieler hat in mehr als 200 Filmen gespielt, viele sind zu Klassikern des Kinos geworden. Wegen der Vielzahl an Anschuldigungen sowie missbilligender Äußerungen ist er in Frankreich mittlerweile zur äußerst umstrittenen Figur geworden. Depardieu streitet sämtliche Vorwürfe ab. In der Zeitung “Le Figaro” schrieb er: “Nie und nimmer habe ich eine Frau missbraucht”. Er sei Opfer einer “medialen Lynchjustiz”. Er sei “weder ein Vergewaltiger noch ein Raubtier”, sondern “nur ein Mann”, äußerte sich Depardieu in dem Blatt.

Die #MeToo-Protestbewegung gegen sexuelle Gewalt hat in Frankreich nur schwer die gleiche Resonanz wie in den USA. Allerdings gibt es Anzeichen dafür, dass sich die gesellschaftliche Einstellung gegenüber sexuellen Übergriffen ändern könnte.

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