Jahresbericht 2018 der diözesanen Fachstelle für Prävention

Elf Personen haben Missbrauch gemeldet

Mittwoch, 20. Februar 2019 | 12:50 Uhr

Bozen – Die von der Diözese eingerichtete Fachstelle für Prävention und Schutz von Minderjährigen vor sexuellem Missbrauch und anderen Formen von Gewalt legt einen ausführlichen Bericht über das vergangene Jahr 2018 vor. Daraus geht hervor, dass die Fachstelle im Bereich der Informations- und Weiterbildungsveranstaltungen aktiv gewesen ist und eine umfangreiche Beratungsarbeit geleistet hat. Ein wichtiger Punkt sind die Kontakte mit den Einrichtungen des Landes z.B. mit der Kinder- und Jugendanwaltschaft, mit dem Kinderschutzzentrum in Rom und die Präsenz im Institutionellen Arbeitstisch des Landes gegen sexuelle Gewalt an Minderjährigen. Die Teilnahme an verschiedenen Tagungen im In- und Ausland fördert den Austausch und schafft neue Kontakte.

dzbz

Der Leiter der Fachstelle ist in die Kommission für Prävention der italienischen Bischofskonferenz berufen worden, um dort die Erfahrungen unserer Diözese einzubringen und mitzuarbeiten. Andere Diözesen im In- und Ausland haben sich für die Präventionsarbeit unserer Diözese interessiert. Die Nachbardiözese Trient wird heuer nach dem Modell unserer Diözese mit dem Aufbau einer Ombudsstelle und mit der Präventionsarbeit beginnen.

Der Fachbeirat begleitet sowohl die Präventionsarbeit als auch die Arbeit der Ombudsstelle in kompetenter Weise und garantiert deren Qualität und Transparenz. Er hat sich sechs Mal getroffen. Ein wichtiger Beitrag zur Informations- und Sensibilisierungsarbeit war die Tagung im Oktober zum Thema: „sehen – erkennen – präventiv handeln – im Kontext der kindlichen Sexualität“ zu der kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Bereichen sowie Interessierte eingeladen worden waren. Die Diözese hat damit ein sensibles und bedeutsames Thema mutig und offen aufgegriffen. Dabei wurden die Entwicklung der Sexualität des Kindes, die Gefährdungen derselben u.a. auch durch die sozialen Medien aufgezeigt und sexualpädagogische Konsequenzen für die Präventionsarbeit gezogen.

In nächster Zeit soll die Zusammenarbeit mit den Ordensgemeinschaften abgeklärt und gemeinsame Standards für den Umgang mit betroffenen Frauen und Männern sowie für die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen erarbeitet werden. Die Einbeziehung von Missbrauchsopfern in den Aufarbeitungsprozess sowie in die Präventionsarbeit wird angestrebt, z.B. als Mitglied im Fachbeirat.

Mit 1. Jänner vorigen Jahres hatte Frau Dr. Maria Sparber den ersten Ansprechpartner der Ombudsstelle für innerkirchliche Missbrauchsfälle, Dr. Werner Palla, abgelöst. Zu ihren Aufgaben der Ombudsfrau gehören vor allem das Anhören der Personen, die sich an sie wenden, das Ernstnehmen ihrer Missbrauchserfahrungen und Bedürfnisse, das Anbieten von Unterstützung und Informationen sowie die gemeinsame Absprache weiterer Schritte. Insgesamt haben sich elf Personen an die Ombudsstelle gewandt. Davon waren sieben Frauen. Vorwiegend wollten sie, eigene Missbrauchserfahrungen mitteilen, derartige Beobachtungen melden, Begleitung und Unterstützung bei der Meldung von Missbrauchsfällen anfordern oder Informationen über Therapiemöglichkeiten einholen.

In der Mehrzahl ging es um sexuellen Missbrauch und um körperliche Gewalterfahrung. Bis auf zwei Fälle, wo es sich um psychische Gewalt handelte, lagen die Missbrauchsvorfälle weit in der Vergangenheit zurück. In sechs Fällen waren die Täter Ordensleute, in drei Fällen Diözesanpriester, und in zwei Fällen waren die Täter weder Priester noch Ordensleute.

Für die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in unserer Diözese wird derzeit im Fachbeirat überlegt, eine entsprechende Studie durchzuführen. Letztlich geht es darum, in einer verantwortlichen Weise aus den Missbrauchserfahrungen als Diözese zu lernen, um entsprechend der Botschaft des Evangeliums und der christlichen Werten die Würde und die Integrität von Minderjährigen und genauso von Erwachsenen gegenüber allen Formen von Missbrauch zu schützen und zu gewährleisten. Nur dadurch kann die Kirche wieder an Glaubwürdigkeit und Vertrauen gewinnen, inmitten der Welt Licht und Salz der Erde zu sein.

Die Ombudsfrau ist über die E-Mail-Adresse ombudsstelle.sportello@bz-bx.net und über die Telefonummer: 3483763034 erreichbar.

Von: mk

Bezirk: Bozen