Neuauflage von "Trinken mit Mass"

15,5 Prozent der Südtiroler konsumieren täglich Alkohol

Montag, 07. November 2016 | 16:37 Uhr

Bozen – Menschen aller Generationen sind das Gesicht der neuen Alkoholpräventionskampagne. Heute wurde die Kampagne bei einer Pressekonferenz vorgestellt.

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Neuauflage von “Trinken mit Mass”

Die seit Jahren laufende Alkoholpräventionskampagne “Trinken mit Mass” wird in diesem Jahr um eine neue Idee erweitert: Nach dem Motto “Wenn ich trinke, fahre ich nicht” tragen Menschen aller Generationen gemeinsam dazu bei, die Bevölkerung für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol zu sensibilisieren. Junge Menschen werden dabei als Vorbilder gezeigt, die Generation 50plus erhält ein spezielles Augenmerk, wobei bewusst auf Stigmatisierungen und Drohbotschaften verzichtet wird. Über 100 Personen haben sich für das Fotoshooting gemeldet, 50 von ihnen sind die Gesichter der diesjährigen Auflage der Präventionskampagne. Die Teilnehmer stehen mit ihrem Gesicht für einen Großteil der Bevölkerung, die die Botschaft teilt und mitträgt. Es gibt weder Namen, noch Rollen oder Geschichten. Fokussiert wird auf folgende Ziele: die Punktnüchternheit im Straßenverkehr weiter fördern, die Alkoholkonsummengen bei den einzelnen Personen reduzieren und das Wissen über Alkohol und dessen (schädliche) Wirkung bei der Bevölkerung erhöhen. Für die aktuelle Kampagne werden Straßenschilder, Busse, Plakate, Zeitungsanzeigen und Werbebanner genutzt. Die Webseite trinkenmitmass.itmacht alle laufenden Maßnahmen und Projekte sichtbar, ein Faltblatt informiert zusätzlich über die mit Alkoholkonsum verbundenen Risiken.

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Prävention mit weißem Rufezeichen und rotem Kronekorken

Die Kampagne ist Teil des Landespräventionsplans, wird von der Landesabteilung Gesundheit getragen und vom Forum Prävention umgesetzt. An ihrem Markenzeichen – weißes Rufezeichen auf rotem Kronenkorken – ist sie vielen bereits bekannt. “Ich freue mich über die vielen Menschen, die Teil der Kampagne geworden sind und unsere Bemühungen in der Alkoholprävention unterstützen. Ich hoffe, dass es jetzt noch mehr werden”, unterstrich Gesundheitslandesrätin Martha Stocker bei der Pressekonferenz. Diese Kampagne ziele nicht darauf ab, mit erhobenem Zeigefinger auf die Menschen zuzugehen, sondern deren Erfolg liege vielmehr in der Bewusstseinsbildung des Einzelnen zum Thema Alkohol, so die Landesrätin. Die positiven Auswirkungen der Alkoholpräventionskampagne “Trinken mit Mass” sind deutlich spürbar und auch messbar, davon ist Peter Koler, der Direktor des Forum Prävention überzeugt. “Unsere Präventionsarbeit ist erfolgreich. Das zeigt die hohe Zustimmung und Bereitschaft, die Botschaften mitzutragen. Die aktuellsten statistischen Daten über Alkoholkonsum und verbundene Risiken sind insgesamt rückläufig”, so Koler.

Südtirol unter dem Durchschnitt, Zahlen sinken

Aktuell geht man von von drei bis fünf Prozent alkoholkranken oder alkohlabhängigen Menschen in der Allgemeinbevölkerung aus, das sind etwa 15.000 bis 25.000 Personen. Zehn Prozent von ihnen – im Jahr 2015 waren dies knapp 2000 Menschen – nehmen  Therapien in Behandlungseinrichtungen des Landes  in Anspruch. Weitere 50.000 bis 75.000 Menschen (zehn bis 15 Prozent) haben ein problematisches Trinkverhalten. Beeindruckende Zahlen, die Tendenz ist aber rückläufig: Der tägliche Konsum von Alkohol liegt landesweit unter dem nationalen Durchschnitt: 15,5 Prozent der Südtiroler konsumieren täglich Alkohol, italienweit sind es 22,2 Prozent. Den Beweis, dass die Informationen zum Alkoholmissbrauch und seinen Folgen den Trend, weniger zu trinken, fördern, liefern auch die aktuellen Zahlen zum ekzessiven Trinkverhalten.  Im Jahr 2014 waren noch 11,3 Prozent der Bevölkerung von einem gewohnheits- und übermässigen Alkoholkonsum betroffen, 2015 ist ihre Zahl auf 9,1 Prozent gesunken.

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Wieviel ist verträglich, was macht krank

Dauertrinken über eine längere Zeit macht abhängig und krank, deshalb ist es sinnvoll sich an Grenzwerte zu halten. Wer sie regelmäßig überschreitet, sollte sein Trinkverhalten überdenken und im Sinne seiner Gesundheit handeln. Als Obergrenze gelten – bei mindestens zwei alkoholfreien Tagen in der Woche – für Männer zwei Standardgläser und für Frauen ein Standardglas am Tag, das Überschreiten von fünf Einheiten wird bereits als risikoreich betrachtet.

“Aus klinischer Sicht ist die vorgestellte Kampagne richtungsweisend, da die Menschen aller Altersklassen angesprochen werden. Gerade in der Behandlung von Alkoholabhängigkeiten sind wir vor allem mit Menschen im Alter zwischen 40 bis 60 Jahren und mehr konfrontiert”, sagte Walter Tomsu, ärztlicher Leiter beim Rehabilitierungs- und Beratungszentrum für Alkohol- und Medikamenteprobleme Hands. Vor allem diese Generation lebe oft noch mit der Überzeugung, dass ein Gläschen zuviel nicht schade, so Tomsu. “Der innovative Gedanke dieser Präventionskampagne ist die Vorbildfunktion der Jugend: Sie hatte das Glück in einer Zeit aufzuwachsen, in der bereits offen über Alkoholmissbrauch gesprochen und dementsprechende Prävention betrieben wurde”, betonte Landesrätin Stocker. Bewusst werde auch auf Schockbilder verzichtet, vielmehr solle mit Positivbotschaften für eine Reduzierung des Alkohlkonsums geworben werden.

Weitere Informationen und Downloads bietet die Internetseite www.trinkenmitmass.it und die Facebookseite trinkenmitmass/bereresponsabile

Von: luk

Bezirk: Bozen