Sie waren richtige Marketing-Experten

Bozen: Ehepaar beutet Prostituierte aus

Donnerstag, 21. Dezember 2017 | 11:40 Uhr

Bozen – Ein chinesisches Ehepaar, das von den Carabinieri in Bozen wegen mutmaßlicher Ausbeutung von Prostituierten überführt wurde, landet in Untersuchungshaft. Der 36-jährige Mann und seine 31-jährige Frau sollen Treffen mit Freiern in einem Appartement in der Drusus-Straße organisiert haben.

Carabinieri

Bei den Prosituierten handelte es sich um junge Asiatinnen, die vom Paar außerhalb der Provinz „rekrutiert“ wurden und die angehalten wurden, sämtliche Wünsche und Vorlieben der Freier zu erfüllen. Das unauffällige Appartement hatte das Ehepaar selbst gemietet.

Carabinieri

Die Untersuchung, die von der Bozner Staatsanwaltschaft geleitet wird, ist bereits im November ins Rollen gekommen, doch erst jetzt haben die Carabinieri zugeschlagen. Weil immer wieder vorwiegend Männer jeglichen Alters und aus allen sozialen Schichten an die Tür klopften und ein- und ausgingen, wurde Verdacht geschöpft.

Das Ehepaar soll gänzlich die Kontrolle über das Geschehen innegehabt haben. Anzeigen im Internet und in Zeitungen verwiesen nicht direkt auf Telefonnummern der Prostituierten, sondern die Ehefrau managte die Anfragen selbst. Wollten Freier auf ein Kondom verzichten, wurde einfach ein Zuschlag verlangt.

Auch über die Kosten von zusätzliche Dienstleistungen wie etwa, die Möglichkeit zu duschen, verhandelte die Ehefrau. Erst dann erteilte sie der Prostituierten die Erlaubnis, den Freier in die Wohnung zu lassen.

Auf diese Weise wurde verhindert, dass die Prostituierten mehr Geld als der ihnen „zustehende“ Anteil für sich zurückbehielten. Dabei sollen die jungen Frauen, die ihren Körper für Geld anboten, lediglich 15 Prozent erhalten haben.

Gleichzeitig verfügte das Ehepaar über ausgeklügelte Marketing-Techniken – unter anderem mit telefonischem Feedback: Die Freier konnten anschließend Fragen in Zusammenhang mit der erbrachten Dienstleistung sowie mit dem Aussehen und dem Verhalten der Prostituierten beantworten – immer mit dem Ziel, den Kundenwünschen besser gerecht zu werden. Außerdem wurden besonders treuen Kunden auch Rabatte gewährt.

Im 15-Tage-Rhythmus wurden die jungen Frauen ausgetauscht. Dies geschah weniger zum Schutz der Prostituierten. Vielmehr wollte das Ehepaar seinen Kunden immer wieder neue Gesichter präsentieren. Die Prostituierten arbeiteten vom Morgen bis tief in die Nacht und konnten die Wohnung praktisch nie verlassen.

Mit 15 bis 20 Freiern am Tag verdiente das Ehepaar täglich zwischen 2.000 und 3.000 Euro. Während der Mann ins Bozner Gefängnis gebracht wurde, landete die Frau im Gefängnis in Venedig. Nicht nur das Appartement wurde beschlagnahmt, sondern auch Bankunterlagen, mehrere Computer und Smartphones sowie 30.000 Euro in bar.

Von: mk

Bezirk: Bozen