Schockierendes Video verdeutlicht „Barbarisierung“ des Krieges

Brutale Behandlung: Russischen Gefangenen in die Beine geschossen

Dienstag, 29. März 2022 | 07:59 Uhr

Kiew – Ein in den sozialen Netzwerken geteiltes Video sorgt für Empörung. In den schockierenden Aufnahmen ist zu sehen, wie offenbar ukrainische Soldaten russischen Kriegsgefangenen in die Beine schießen. Ein Vertreter der ukrainischen Regierung kündigte „sofortige Ermittlungen“ an. Andere hingegen behaupten, dass das Video gestellt sei. Experten halten das Video aber für echt.

Twitter/Illia Ponomarenko

Ein schockierendes Video, das weltweit in den sozialen Netzwerken zirkuliert, zeigt ukrainische Soldaten, die russischen Kriegsgefangenen, deren Hände hinter dem Rücken gefesselt sind, in die Beine schießen. Bei den Schützen handelt es sich offenbar um ukrainische Soldaten. Sie tragen ukrainische Tarnkleidung und an einigen von ihnen sind auch die blauen Armbinden der Kiewer Truppen zu erkennen. Bei den Gefangenen hingegen handelt es sich mit Sicherheit um Mitglieder der russischen Armee. Sie tragen die schwarz-orange Armbinde der russischen Nationalgarde, der Rosgvardia.

Einigen Informationen zufolge soll es sich bei ihnen um eine Aufklärungseinheit der Rosgvardia handeln, die in die Hände der ukrainischen Truppen geraten sind. Laut dem US-amerikanischen Nachrichtensender CNN, der das Video veröffentlichte, ereignete sich diese schreckliche Tat in Olchowka, einer Siedlung in der Stadt Charkiw.

In den Aufnahmen ist zu erkennen, wie die ukrainischen Soldaten die Gefangenen aus einem Kleintransporter ziehen, sie zwingen sich niederzuknien und ihnen anschließend in die Beine schießen. Im Netz findet sich auch eine längere Version des Videos, in dem im ersten Teil auf dem Boden liegende, schwer verwundete russische Soldaten zu sehen sind. Sie sind ebenfalls gefesselt. Einigen von ihnen wurden auch Kapuzen über dem Kopf gestülpt. Sie werden zu ihren Kommandeuren befragt und auch eingeschrien. „Warum tötet ihr die Bevölkerung?“, so ein Ukrainer. Dann fährt die Kamera zu den aus dem Transporter gezerrten russischen Gefangenen, denen unter Schmerzschreien mit dem Maschinengewehr in die Beine geschossen wird.

YouTube

Auf das Video angesprochen fand ein ranghoher Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Oleksiy Arestovych, deutliche Worte. „Die Regierung nimmt den Vorfall sehr ernst. Wir werden umgehend eine Untersuchung einleiten. Wir sind eine europäische Armee und wir quälen nicht unsere Gefangenen. Sollte sich der Vorfall als wahr herausstellen, ist dieses Verhalten absolut inakzeptabel“, so Oleksiy Arestovych in einem auf YouTube veröffentlichten Interview.

In einem separaten Briefing fügte Arestowytsch hinzu, dass „was auch immer die persönlichen emotionalen Beweggründe der mutmaßlichen Täter sein mögen, die Gefangenen gemäß der Genfer Konvention behandelt werden müssen“. Derzeit kann noch nicht geklärt werden, welche Einheit der ukrainischen Streitkräfte daran beteiligt gewesen sein könnte. Die Soldaten, die in dem Video zu hören sind, sprechen eine Mischung aus Ukrainisch und Russisch mit ukrainischem Akzent.

Auch wenn einige behaupten, dass es sich um gestellte Aufnahmen handele, vertreten namhafte Experten die Ansicht, dass das Video authentisch sei. Zudem zirkulieren im Netz eine Vielzahl von Videos, die eine grausame Behandlung von Gefangenen zeigen. Eines zeigt beispielsweise die Erschießung eines an einem Lichtmast gebundenen ukrainischen Soldaten. In anderen Aufnahmen sind ukrainische Freiwillige zu sehen, die sich vor den Leichen russischer Soldaten Selfies schießen.

Andere Videos dokumentieren die Tötung von Zivilisten durch russische Soldaten. Die Vielzahl von Videos grausamen Inhalts, scheint zu belegen, dass der Krieg in der Ukraine inzwischen eine schreckliche Eigendynamik entwickelt, die eine bürgerkriegsähnliche „Barbarisierung“ zur Folge hat, bei der sich niemand mehr an Regeln und Grundsätze der Zivilisation gebunden fühlt.

twitter/Anastasiia Lapatina

Fern scheinen die ersten Kriegstage, als hilflose gefangene Russen von ukrainischen Frauen umsorgt wurden.

Von: ka