Von: mk
Mölten – Seit Monaten freuten sich die Bewohnerinnen und Bewohner, Angehörige sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Alterheimes Mölten auf den 100. Geburtstag von Edith Starzinger am 28. März. Doch dann kam Corona. Das Tschögglberger Altersheim ist derzeit nicht davon betroffen, doch genauso abgeriegelt wie alle Alterheime im Land. Mit Videobotschaften der Familie, mit Plakaten und Grußkarten, heimatlichem Sekt und Kuchen wurde Edith Starzinger unter Einhaltung der Corona-Limitierungen gebührend gefeiert. „Tue lei net klogn” ist das Motto der 100-Jährigen aus Vöran. Die Direktorin des Altersheimes Martina Perkmann bedankte sich bei der kommunikativen Jubilarin für deren Motivation und Zuversicht.
Edith Luise Starzinger Wwe. Pircher ist am 28. März 1920 in Meran geboren und die älteste Bürgerin von Vöran. Seit drei Jahren lebt sie im Altersheim Mölten und erfreut sich an den kleinen Dingen des Lebens und besonders an Blumen. Zu Hause hatte sie einen großen Garten, den sie mit Hingabe pflegte. Im Altersheim Mölten ist sie eine ausgleichende Persönlichkeit, schlichtet in herausfordernden Situationen, strahlt Zufriedenheit aus, beteiligt sich an Gymnastikübungen, in der Gartengruppe, beim Gedächtnistraining oder beim Tombola, singt gerne und besucht die Messe. „Man muss auch mal zurückstecken oder still sein können und nicht immer obenauf sein wollen“, meint sie. Eine ihrer Enkelinnen bezeichnete die Jubilarin in einer Videobotschaft als “weltoffene Frau mit 1000 Erzählungen und Geschichten.”
Um den runden Geburtstag im Altersheim Mölten passend und unter Einhaltung der strikten Corona-Vorschriften zu feiern, haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit Wochen vorbereitet. Von außen sollte nichts in das Altersheim reinkommen: keine Blumen, keine Geschenke, keine Familienangehörigen. Und doch sollte die Feier für die Jubilarin und die übrigen 41 Bewohnerinnen und Bewohner so “normal” wie möglich sein. Direktorin Martina Perkmann erzählt von umgetexteten Liedern und Proben der Heimbewohnerinnen und -bewohnern; von vorgetragenen Gedichten; von kreativen Plakaten an den Außen- und Innenwänden des Altersheimes; von übertragenen Videobotschaften der sieben Kinder und vielen Enkelkinder; von vorgelesenen Geburtstagswünschen der Vöraner Gemeindeverwaltung, des Pfarrgemeinderates, des Seniorenclubs, anderer Verantwortungsträger, von Freunden und Angehörigen; von einer entkorkten Magnumflasche des heimatlichen Arunda-Sektes; vom gespendeten Segen des im Haus lebenden Priesters Sebastian Kröss und einer besonders schön frisierten Jubilarin.
Seit mehr als drei Wochen ist auch das Altersheim Mölten von der Außenwelt abgeschottet. Es gibt seither keine Besuche von Angehörigen mehr, keine Aktivitäten mit Freiwilligen, keine Gänge ins Dorf oder Geschäft, auf den Friedhof oder in die Bar. Spaziergänge beschränken sich auf die Balkone und Terrassen des Altersheimes. Das 56-köpfige Betreuungs- und Pflegepersonal ist enorm gefordert, muss zusammenrücken und doch Abstand halten, hat seine Tagesstrukturierung auf vormittags, nachmittags und samstags ausgedehnt. Die Direktorin des Altersheimes erklärt: „In dieser Zeit gilt es auf sehr vieles zu achten. Meine Sorge gilt neben den im Haus lebenden Menschen vor allem den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“ So müsse sie von ihnen die strikte Umsetzung aller Hygiene- und Abstandsmaßnahmen verlangen. Die Arbeit sei durch die Schutzkleidungen erschwert. Die Mitarbeitenden dürfen nur die Partner, Eltern oder Kindern sehen, die mit ihnen im Haushalt leben, mit allen anderen Menschen müssen sie auf Abstand bleiben.
Das verunsichere, zeige sich bis zum heutigen Tag aber wirkungsvoll: In den Wochen seit Ausbruch der Corona-Epidemie hat sich im Altersheim Mölten kein Anzeichen einer Ansteckung mit Covid-19 gezeigt. Martina Perkmann ist angespannt und dankbar zugleich: „Niemand weiß, wie lange das alles dauert. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die Doppelbelastung von Familie und Beruf zu tragen.“ Sie weiß, dass vielen Kindern und Partnern daheim die Decke auf den Kopf fällt, Unterstützung bei den Hausaufgaben wichtig und im Altersheim gleichzeitig maximale Aufmerksamkeit gefordert sei.
Die Direktorin betont: „Menschen wie die Jubilarin Edith Starzinger geben uns Kraft und Motivation.“ So ermutigt die 100-Jährige ihre Mitbewohnerinnen und -bewohner, die vorgeschriebenen Maßnahmen unbedingt zu befolgen. Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner hätten schwerere Zeiten durchgemacht, als im Haus bleiben und sich x-Mal am Tag die Hände waschen zu müssen. „Uns geht es gut. Wir haben zu essen und warm“, sagt sie zu ihren Mitbewohnerinnen und -bewohnern. Die Betreuerinnen und Betreuer hätten es schwer genug in dieser Zeit, wo sie mit den “Hudern” im Gesicht arbeiten müssten. Sie ruft das Personal auf, “nicht aufzugeben, durchzuhalten und dem Virus die Faust zu zeigen, damit er keine Chance mehr hat.“
Martina Perkmann ist froh, dass die Geburtstagsfeier für Edith Starziner stattgefunden hat. Das sei für die Bewohnerinnen und Bewohner eine schöne Abwechslung gewesen und spiegle sich in der aufgehellten Stimmung im Altersheim wider. „Feiern ist in diesen Zeiten besonders wichtig.“ Die Jubilarin nahm es gelassen, die Verwandten beim Geburtstag nicht bei sich zu haben. „Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen“, habe sie souverän betont. Ihr gehe es gut. Sie hoffe, dass alle gesund bleiben und ist überzeugt, die Feier mit den Familienangehörigen irgendwann nachholen zu können. Und überhaupt fühle sie sich gar nicht wie 100.