Von: ka
Bozen – Nach fast zwei Monaten Trockenheit und nur kunstschneeweißen Bändern, die sich durch eine nackte, graubraune Winterlandschaft ziehen, ist es nun endlich so weit. In der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag erbarmte sich Frau Holle nun endlich ihrer Südtiroler Hoteliers und Wintersportler und überzog die Landschaft mit herrlichem Weiß.
Aber lang mussten heuer die Freunde des Wintersports warten, bis die Berge endlich jenes Antlitz bekamen, das sie im Winter seit jeher gewohnt waren. Der trockene und mitunter auch föhnig warme Dezember hat gerade in Südtirol nochmal jene kritischen Geister wach gerüttelt, die seit Jahren ein Umdenken fordern. Viele Zahlen und Rechenmodelle präsentierend, prophezeien sie, dass der Südtiroler Sommer immer wärmer und länger wird und dass infolge der Klimaerwärmung die heimischen Winter immer kürzer und schneeärmer werden.
Trotz Schneearmut gelang es den Südtiroler Skigebietsbetreibern mit einer unglaublichen Menge von Kunstschnee doch wieder ein ansehnliches Pistenangebot auf die Beine zu stellen und so für die weihnachtlichen Festtage eine – wenn auch unvollkommene – Kulisse zu schaffen. Die Touristen kommen immer wieder gerne nach Südtirol, aber gerade die Einheimischen fahren immer weniger Ski und besonders die Kinder werden allein schon wegen der hohen Kosten des “weißen Sports” immer seltener auf die Bretter gestellt.
Ein Südtirol ohne Winter wäre traurig. Die weißen Bänder mögen derweil ein Skifahren garantieren, aber selbst den absoluten Freaks unter den Freunden der Bretteln fehlt die anheimelnde, weiße Berglandschaft. Bei allen anderen blieben bis Anfang Januar Schneeschuhe, Rodel und Tourenski leider wohlbehalten im Keller. Doch Klimawandel hin oder her, die Alten erinnern sich oft an frühere Jahre, als der Schnee ebenfalls lange ausblieb – und Donnerstag ist es so weit. Die Landschaft ist weiß und lockt alle Wintersportler ins Freie. Endlich Winter.