Obduktion wird durchgeführt

Frauenmord in Eppan: „Codice Rosso“ damals noch nicht in Kraft

Donnerstag, 12. März 2020 | 15:15 Uhr

Bozen – Der jüngste Frauenmord hat in ganz Eppan und darüber hinaus Betroffenheit ausgelöst. Daneben stellen sich viele die Frage, wie gut generell Frauen bei uns geschützt sind, die Anzeige wegen Belästigung erstatten, berichtet die italienische Tageszeitung Alto Adige. Die 28-jährige Barbara Rauch ist in ihrem eigenen Lokal vermutlich von einem Stalker erstochen worden.

Seit August 2019 ist in Italien der sogenannte „Codice rosso“ in Kraft. Mit dem Gesetzespaket sollte die Zahl der Frauenmorde in Italien eingedämmt werden. Die Reform räumte den Richtern unter anderem mehr Macht ein, Annäherungsverbote zum Schutz von Frauen vor mutmaßlichen Verfolgern durchzusetzen. Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz von Frauen, die Anzeige erstattet haben, greifen nun auch länger, bis es zum Prozess kommt.

Als Barbara Rauch den mutmaßlichen Täter Lukas Oberhauser angezeigt hatte, gab es allerdings noch keinen „Codice Rosso“. Der Untersuchungsrichter musste irgendwann den Anträgen der Verteidigung stattgeben und vor der Vorverhandlung sämtliche Maßnahmen gegen Oberhauser aufheben. Insofern ist der Mord womöglich auch den Mühlen der Justiz zuzuschreiben, die in Italien manchmal besonders langsam mahlen.

Im Jänner 2019 hat die Staatanwaltschaft eine Akte wegen Stalkings in Zusammenhang mit der Anzeige von Barbara Rauch angelegt. Bereits am 1. Februar wird über Lukas Oberhauser ein Annäherungsverbot verhängt. Bis Juni 2019 hielt sich der Vilpianer daran.

Obwohl Barbara Rauch bereits seit 2016 verheiratet war und mit ihrem Mann ein glückliches Familienleben führte, verstieß Oberhauser am 5. Juni gegen die Auflage. Darauf stellte die Staatsanwaltschaft den Antrag, den jungen Mann in den Hausarrest zu überstellen.

Weil Oberhauser bereit war, sich einer Therapie zu unterziehen und dies auch von seinem Anwalt vor Gericht vorgebracht wurde, hat ihm das Gericht am 14. Juli erlaubt, für einige Stunden das Haus zu verlassen, um seiner Arbeit nachzugehen. Weil Oberhauser sich vorbildlich verhielt, wurde der Hausarrest Ende August ganz aufgehoben. Stattdessen musste er nur einmal am Tag in der Carabinieri-Kaserne in Terlan eine Unterschrift ableisten.

Am 10. Dezember war auch damit Schluss, da die Staatsanwaltschaft die Eröffnung des Hauptverfahrens beantragt hatte. Die blutige Tat in der Nacht auf Dienstag ist der traurige Höhepunkt der Entwicklung.

Dr. Dario Raniero, ein Experte aus Verona, soll die Obduktion durchführen. Laut Aufnahmen der Überwachungskameras hat Lukas Oberhauser die Vinothek kurz vor Mitternacht betreten. Fünf Minuten nach Mitternacht hat er das Lokal verlassen. Barbara Rauch war zu diesem Zeitpunkt bereits tot.

Von: mk

Bezirk: Überetsch/Unterland