Anti-Gewalt-Netzwerk Eisacktal stärkt Zusammenarbeit gegen männliche Gewalt

Gemeinsam gegen geschlechtsspezifische Gewalt

Montag, 20. Oktober 2025 | 17:26 Uhr

Von: mk

Brixen – Am 13. Oktober fand im Bildungshaus Kloster Neustift das fünfte Treffen des Anti-Gewalt-Netzwerks Eisacktals „respect“ statt, im Beisein von 45 engagierten Bürgerinnen und Bürgern: Gemeindevertreter des Bezirks Eisacktals, Vertreter von Ortspolizei, Carabinieri, Finanzpolizei, aber auch von lokalen Schulen, Mitarbeiter des Frauenhausdienstes Brixen und Vertreter anderer Anti-Gewalt-Netzwerke im Land. Dabei wurde ein Visionspapier für ein gewaltfreies Zusammenleben unterzeichnet, mit dem eine Vereinbarung getroffen wurde: Grundstein für die künftige Netzwerkarbeit.

Das Treffen – eines von mindestens zwei im Jahr – diente dem Austausch und Wachsen dieses großen territorialen Netzwerks, dem Institutionen und Organisationen sowie Bürger und Vertreter der 13 Gemeinden angehören.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Jede dritte Frau in Europa ist von männlicher Gewalt betroffen. Die letzten ASTAT-Zahlen aus dem Jahr 2023 zeigen südtirolweit einen Anstieg um 27 Prozent bei den betreuten Frauen in den Beratungsstellen für Frauen in Gewaltsituationen. Das Bewusstsein für dieses Phänomen steigt.

82 Prozent der Gewalttäter sind Partner oder Ex-Partner, die übrigen Täter nahe Verwandte oder Bekannte. Auf den Bezirk Eisacktal heruntergebrochen: Die Beratungsstelle für Frauen in Gewaltsituationen in Brixen hat 2024 insgesamt 129 Frauen betreut, 33 von ihnen fanden im Laufe des Jahres gemeinsam mit ihren 36 Kindern Aufnahme im Frauenhaus. Gewalt gegen Frauen und Mädchen – v.a. häusliche Gewalt, aber auch Stalking – ist demnach kein Randphänomen, sondern ein systemisches Problem, das im System gelöst werden muss – gemeinsam. Das hat auch die Landesregierung mit dem Landesgesetz Nr. 13 vom 9. Dezember 2021 festgeschrieben und damit die territorialen Anti-Gewalt-Netzwerke ins Spiel gebracht.

Im Eisacktal hat sich daraufhin im Auftrag der Bezirksgemeinschaft Eisacktal eine Kerngruppe gebildet, die dieses Netzwerk aufbaut und koordiniert. Als Fachexpertin wurde Barbara Wielander (Leiterin Frauenhausdienst Brixen) eingesetzt, als Vertreterin der Politik Susanne Rieder (Gemeinderätin in Mühlbach und im Bezirksausschuss Eisacktal), als Vertreter der Bezirksgemeinschaft Eisacktal der Gewaltpräventionsexperte Markus Frei. Den Netzwerk-Aufbau begleitet und moderiert Katharina Erlacher.

Was plant das Anti-Gewalt-Netzwerk Eisacktal im Sinne der Kooperation und Prävention? Demnächst erscheint ein „Leitfaden für Aufmerksame“, ein handliches Faltblatt, das Menschen zum Hinschauen und Handeln motiviert. Außerdem arbeitet die Kerngruppe an einer Webseite mit nützlichen Informationen zum Erkennen von Gewalt, zum Unterstützten von Betroffenen, mit Soforthilfe-Angeboten und Netzwerkdetails. Bis zum 9. November ist in der Festung Franzensfeste die Ausstellung „art x women – Kunst gegen Gewalt an Frauen“ zu sehen; der Erlös aus dem Kunstverkauf geht an den Frauenhausdienst Brixen. Rund um den anstehenden Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November finden auch im Bezirk Eisacktal in allen 13 Gemeinden Sensibilisierungsaktionen statt. Für den 14.2.2026 plant eine Fokusgruppe „One-Billion-Rising“ in Brixen. Weitere Fokusgruppen entstehen gerade.

Das nächste vertiefende Netzwerk-Treffen findet im März 2026 statt. Dabei soll es darum gehen, eine gemeinsame Sprache in der Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt zu finden.

Kostenlose 24-Stunden-Notrufnummer im Eisacktal: 800 601 330

Bezirk: Eisacktal

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