Mutmaßlicher Organisator festgenommen

Schleppungen über den Brenner als Geschäftsmodell

Samstag, 07. Januar 2017 | 17:00 Uhr
Update

Von: luk

Bozen – Die Staatspolizei in Bozen hat der illegalen Einwanderung einen Schlag versetzen können. Eine Person wurde festgenommen und in Untersuchungshaft ins Gefängnis überstellt.

Es handelt sich dabei um Firas Fadel  (38) aus dem Irak. Der Mann war am Brenner für einen Freiwilligen-Verein tätig und Anlaufpunkt für Flüchtlinge. Gemeinsam mit zwei libanesischen Staatsbürgern organisierte er laut den Vorwürfen die illegale Reise in Richtung Norden. Dafür kassierte er rund 500 Euro pro Nase.

Als Mittelsmann einer Schlepperorganisation wird er für die illegale Weiterreise von ungefähr 100 Menschen über den Brenner Richtung Deutschland verantwortlich gemacht. Das haben die Behörden am Samstag bei einer Pressekonferenz in Bozen bekanntgegeben.

Die Ermittlungen gegen ihn und weitere Mitglieder des Schlepperrings liefen seit Juli vergangenen Jahres unter dem Titel “Operation Nockel”. In deren Rahmen seien in Kooperation mit der deutschen und österreichischen Polizei insgesamt elf Festnahmen erfolgt, hieß es in Bozen. Geschleppt wurden den Angaben zufolge überwiegend Menschen aus Syrien und aus dem Irak. An der Spitze der Organisation standen zwei Libanesen.

Neben der Festnahme Fadels wurden bei weiteren sieben Personen in Südtirol Durchsuchungen durchgeführt. Den Verdächtigen wird allesamt die Begünstigung der illegalen Einwanderung vorgeworfen. Sie hatten etwa die Fahrkarten besorgt und die Flüchtlinge in der Nacht zum Zug geführt.

Bei der internationalen Operation waren die Staatsanwaltschaften von Bozen, Berlin und Wien beteiligt.

Die Europol hatte die Oberaufsicht “Nockel” inne.

Insgesamt wurden in Italien, Österreich und Deutschland elf Personen verhaftet und zwölf weitere angezeigt. Zudem wurden rund 100 Immigranten registriert, die illegal von Süd- in Richtung Nordeuropa gelangt sind.

FH: “Freiwillige Flüchtlingsorganisationen als Hort für Schlepper?”

“Nur blauäugige ‘Gutmenschen’ und realitätsfremde Zeitgenossen kann die Sprengung eines international tätigen Schlepperringes überraschen, der sein Unwesen auch in Südtirol trieb. Dass eine der Schlüsselfiguren dieser kriminellen Gruppe anscheinend in Südtirol wohnte und ausgerechnet als Mitglied einer freiwilligen Organisation zur Betreuung von Flüchtlingen angehörte, verleiht der ganzen Angelegenheit eine besondere Dimension. Da stellt sich doch wie von selbst die Frage, ob Flüchtlingsorganisationen von Leuten unterwandert werden können, die statt der angebotenen Hilfe illegale Geschäfte machen – auf dem Rücken von Menschen. Von Freiwilligkeit kann wohl keine Rede sein, wenn für diese Hilfe ordentlich abkassiert wird”, schreibt der freiheitliche Fraktionssprecher im Landtag, Pius Leitner, in einer Aussendung.

“Es muss auch die Frage gestellt werden, nach welchen Kriterien Personen bei den Freiwilligen-Organisationen zur Betreuung von Flüchtlingen ausgesucht werden und wer die Tätigkeit koordiniert und kontrolliert. Ist es möglich, dass ein Mitglied eines Vereines über so lange Zeit werkeln kann und nicht auffällt? Überhaupt scheint die Kontrolle über die Flüchtlingspolitik zusehends aus dem Ruder zu laufen und die Kriminalität in deren Zusammenhang kann nicht länger weggeleugnet werden. Es war nicht die Frage ob auch Südtirol irgendwann direkt betroffen sein könnte, sondern höchstens wann und in welcher Intensität. Darf man hoffen, dass nun auch die Landesregierung aufwacht und die gesamte Thematik der illegalen Einwanderung ernst nimmt? Denkt sie vielleicht sogar daran, vom Staat entsprechende Zuständigkeiten zu fordern? Es ist Zeit, dass die geltenden Gesetzesbestimmungen eingehalten werden – von der Dublin-Regelung bis zur umgehenden Ausweisung von ausländischen Illegalen und Straftätern – und dass der tatsächliche Flüchtlingsstatus von Asylwerbern vor dem Betreten des Bodens von EU-Staaten festgestellt wird. Die derzeitige Politik schadet nicht zuletzt den wirklich Hilfsbedürftigen”, so Leitner.

Bezirk: Bozen