Protest und Kritik der Eltern

Kein Kinderarzt in Bozen: Festtags-Stau in der Ersten Hilfe

Dienstag, 27. Dezember 2016 | 16:29 Uhr

Bozen – Eltern kranker Kinder in Bozen sind erzürnt. Sie kritisieren die schlechte Organisation in der Sanität über die Weihnachtsfeiertage. Weil kein Kinderarzt im Dienst war, sei die Erste Hilfe im Krankenhaus Bozen die einzige Anlaufstelle gewesen.

Doch auch dort sei ein Personalengpass bei den Kinderärzten anhand der langen Wartezeiten spürbar gewesen. Die Eltern danken laut Medienberichten dem diensttuenden Personal, dass das Maximum geleistet habe. Sie könnten nichts für die offensichtlich schlechte Verwaltung.

Rund 30 Kinder mit unterschiedlichen gesundheitlichen Problemen warteten etwa am 25. Dezember in der Notfallaufnahme auf ärztliche Hilfe. Es gab kleine Patienten mit Lungenentzündung, hohem Fieber oder Magen-Darm-Beschwerden.

Doch trotz des großen Ansturms über die Feiertage seien bloß einer oder maximal zwei Pädiater zur Verfügung gestanden. Sie hätten alles Menschenmögliche für die kleinen Patienten, die teilweise noch in der Wiege waren, getan, doch hätten sie auch keine Wunder bewirken können. Die Wartezeiten waren entsprechend lang und dauerten für die Kinder mehrere Stunden.

Für die Eltern ist klar: Die Verwaltung hat versagt. Wer keine Feiertagsturnusse für Kinderärzte plane, müsse davon ausgehen, dass sich Notfälle in der Ersten Hilfe ansammeln.

Massimo Perini – Basis-Kinderarzt – kennt die Situation ganz genau: Das Problem sei nicht neu und spiegle einerseits den Ärztemangel und im speziellen den Mangel an Kinderärzten wider. Daneben sei auch der Arbeitsvertrag ein Grund für die Misere. „Wir Kinderärzte werden am Wochenende oder an Feiertagen nicht bezahlt.“ Würde der Sanitätsbetrieb mehr Geld in die Hand nehmen, könnte man den Dienst in der Ersten Hilfe an den entsprechenden Tagen aber aufstocken, meint Perini, gegenüber lokalen Medien.

Doch auch die Eltern müssten lernen, wann ein gesundheitliches Problem ein Notfall ist und wann eben nicht. So müsse etwa das sechs Monate alte Kleinkind mit hohem Fieber dringend in die Erste Hilfe gebracht werden. Ein Kind mit drei Jahren und 38 Grad Fieber ohne weitere Symptome brauche aber nicht den Weg in die Notfallaufnahme antreten. Hier reichen ein fiebersenkendes Medikament und etwas Zeit aus. Die Eltern sollten das Kind dann am Montag von ihrem Kinderarzt anschauen lassen.

Wenn alle an einem Strang ziehen, könnten letztendlich die Wartezeiten in der Ersten Hilfe verkürzt werden, so der Pädiater.

 

Von: luk

Bezirk: Bozen