Von: apa
Bei einem Lawinenabgang im freien Skiraum am Stubaier Gletscher in Tirol (Bezirk Innsbruck-Land) sind Donnerstagvormittag acht Wintersportler – fünf Deutsche, zwei Bulgarinnen und eine 19-jährige Österreicherin – teilverschüttet worden. Drei der Variantenskifahrer wurden teils leicht verletzt, teilte die Polizei am Abend mit. Zwei Verletzte wurden in das Krankenhaus Hall geflogen. Die Betroffenen hatten sich großteils selbst aus den Schneemassen befreien können.
Das Schneebrett war gegen 9.15 Uhr im freien Skiraum im Bereich der Daunscharte abgegangen. Teils erreichten die Schneemassen auch den unteren Abschnitt einer Piste, die daraufhin gesperrt wurde. Im freien Skiraum wurden die Variantenskifahrer schließlich geborgen – bzw. konnten sich sechs von ihnen selbst aus den Schneemassen befreien, die zwei anderen wurden von Kameraden befreit, sagte eine Polizeisprecherin am späten Nachmittag zur APA.
Ein 23-jähriger Deutscher aus dem Landkreis Ostallgäu erlitt Verletzungen am Unterarm. Ein in Innsbruck lebender 21-jähriger Landsmann zog sich eine Knieverletzung zu. Beide wurden in das Krankenhaus Hall geflogen. Und ein weiterer Deutscher, ein 21-Jähriger aus dem Zollernalbkreis, trug eine leichte Schulterverletzung davon. Er sowie die unverletzten Gebliebenen – neben der 19-jährigen Österreicherin waren dies zwei in Innsbruck lebende Bulgarinnen im Alter von 27 und 36 Jahren sowie ein 40-jähriger und ein 22-jähriger Deutscher – begaben sich selbstständig mit der Gondel ins Tal.
Lawine mit beträchtlichen Ausmaßen
Die Lawine dürfte indes mit großer Wahrscheinlichkeit von den Wintersportlern selbst ausgelöst worden sein. Das Schneebrett hatte beträchtliche Ausmaße – der Anriss war bis zu zwei Meter hoch, der abzusuchende Lawinenkegel entsprechend riesig. Bei einigen der betroffenen Wintersportler waren im Zuge des Lawinenabgangs ausgelöste Lawinenairbags beobachtet worden, hieß es seitens der Stubaier Gletscherbahnen.
Bei Eintreffen der Einsatzkräfte waren die Skifahrer bereits alle befreit. Zuvor hatten die Helfer laut Exekutive in konzertierten Aktionen erfolglos den Lawinenkegel abgesucht.
Nach den Bergungen konnte die Suchaktion am frühen Donnerstagnachmittag eingestellt werden. Der Lawinenkegel werde aber noch mit einer Reco-Sonde per Hubschrauber final abgesucht, verlautete es von den Gletscherbahnen und Polizei. Weitere Erhebungen zum genauen Hergang des Lawinenabgangs sollen am Freitag folgen.
Mehr als 250 Einsatzkräfte
Immens war jedenfalls auch das Ausmaß der Suchaktion am Stubaier Gletscher. Weit mehr als 250 Einsatzkräfte waren an Ort und Stelle – neben den Bergrettungen Neustift, Vorderes Stubaital und Sölden mit fünf Lawinenhunden befanden sich auch die Alpinpolizei sowie zufällig – aufgrund von Ausbildungskursen – vor Ort anwesende rund 60 tschechische und polnische Bergretter sowie 90 Soldaten der Deutschen Bundeswehr im Einsatz. Auch 100 zivile Helfer, zwei Notarzthubschrauber mit leitendem Notarzt, der Polizeihubschrauber “Libelle Tirol” sowie Mitarbeiter der Stubaier Gletscherbahnen waren beteiligt.
Kritische Verhältnisse
Der Lawinenabgang ereignete sich jedenfalls zu einer wettertechnisch durchaus kritischen Zeit. In den vergangenen Tagen fiel im Tiroler Hochgebirge nicht nur viel Schnee – am Stubaier Gletscher liegen derzeit 70 Zentimer Neuschnee – es war auch immer wieder stürmisch. Wind gilt in solchen Situationen als Baumeister von Lawinen, da sich bei solchen Bedingungen Triebschnee sammeln kann. “Die Gefahrenstellen sind oft nicht zu erkennen”, sagt Patrick Nairz, Leiter des Tiroler Lawinenwarndienstes, gegenüber der Online-Ausgabe des “Kurier”. Denn der jüngste Schnee sei nicht mehr vom Wind verblasen worden und decke somit die Triebschneepakete zu. Die Lawine am Stubaier Gletscher sei “verhältnismäßig groß”, meinte auch Nairz.




Aktuell sind 5 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen