Von: mk
Bozen – In Bozen ist ein junger Italiener mit südamerikanischen Wurzeln in einem Restaurant mit einer Pistole bedroht worden – aus rassistischen Gründen. Wie die Tageszeitung Alto Adige berichtet, hat sich der Vorfall am vergangenen Freitagabend gegen 21.00 Uhr ereignet.
Zunächst schien es sich nur um einen aufdringlichen Gast zu handeln, der eine Pärchen an einem Tisch im Freien belästigte. „So einem wie dir würde ich ohne Probleme mitten ins Gesicht schießen“, soll der Übeltäter erklärt haben. Für die rassistische Beleidigung hatte es im Vorfeld keinerlei Anlass gegeben, sie kam wie aus dem Nichts. Der Mann war überhaupt nicht provoziert worden.
Im Anschluss folgten weitere Äußerungen, die von der vermeintlichen Überlegenheit jener Rasse über eine andere handelten. Trotz allem blieb der junge Italiener ruhig. Er fragte den Mann lediglich, was er sich unter „Rasse“ genau vorstelle. Ab diesem Moment wurde die Situation gänzlich surreal.
Der Mann zog eine Pistole aus einer Tasche und bedrohte damit sein Gegenüber. „Du darfst mich nicht ansprechen“, zischte er. Im Außenbereich des Restaurants wurde es still, die Spannung stieg nahezu ins Unerträglich.
„Ich rede nicht von dir, deshalb verstehe ich nicht, warum du von mir redest“, antwortete der junge Mann, der es immer noch schaffte, die Ruhe zu bewahren. Der Angreifer wurde unterdessen lauter. Um die Situation zu entschärfen, stand die Verlobte des Italieners auf, die ebenfalls ruhig geblieben war. „Darf ich die ansprechen?“, fragte sie den Angreifer.
Nach einem kurzen Wortwechsel verließ das Pärchen den Tisch und wandte sich an die Inhaberin des Lokals. Die beiden erklärten, dass sie aufgrund des Vorfalls auf das Abendessen verzichten würden. Die Betreiberin, die sich im Innenbereich des Restaurants aufgehalten und die Szene nicht bemerkt hatte, zeigte sich schockiert. Sie bot dem Paar einen Platz in einem anderen Teil des Restaurants an.
Der Täter suchte in diesem Augenblick das Weite. Gleich darauf wählte die Gastwirtin die Notrufnummer 112, um die Ordnungshüter zu verständigen. Als die Polizei auftauchte, hörten die Beamten das betroffene Pärchen an und nahmen die Aussagen von Zeugen auf.
Aufgrund der Beschreibung des Täters gelang es den Polizisten, den Mann nach kurzer Zeit aufzuspüren. Bei der Durchsuchung stießen sie auf die Waffe. Glücklicherweise handelte es sich „nur“ um eine Schreckschusspistole ohne Munition, deren roter Verschluss entfernt worden war.
In der Wohnung des Mannes befanden sich weitere Spielzeugwaffen, denen zum Teil ebenfalls der rote Verschluss fehlte. Weil er eine Attrappe ohne sichtbare Kennzeichnung in der Öffentlichkeit bei sich getragen hat, muss der Mann nun mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Dazu kommen noch die Bedrohungen. Das junge Pärchen hat in der Quästur nämlich Anzeige erstattet.