Prettau – Die Lahner Alm in Prettau (Ahrntal) soll durch einen Forstweg erschlossen werden, obwohl bereits eine Materialseilbahn besteht. Die zuständigen Ämter haben die aufwändige und teure Zufahrtsstraße zwar abgelehnt, die Gemeinde und der private Betreiber machen aber Druck auf die Landesregierung, das Projekt trotzdem zu genehmigen. “Die für Landschaftsschutz zuständige Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer ist der Erschließung nicht abgeneigt. Nun ist die Landesregierung am Zug, über die Zufahrtsstraße zu entscheiden”, so der Heimatpflegeverband.
Die Lahner Alm im Talschluss von Prettau liegt im Naturpark- und Natura-2000-Gebiet auf knapp 2.000 Metern Höhe am historischen Übergang zwischen Pinzgau und dem Pustertal. Ein alter Saumweg führt durch eine einzigartige Landschaft. Die Alm ist in einen 20-minütigen Fußmarsch und durch eine Materialseilbahn erreichbar.
Klares Nein der Landesämter: Geologisch problematisch und landschaftlich nicht vertretbar
Der Betreiber der Alm will zusätzlich einen Fahrweg, um beispielsweise bei Bedarf den Tierarzt kommen zu lassen und das „Milch-Stellen“ zu vereinfachen. Bisher scheiterte der Bau des Fahrwegs an den Landesämtern – mit der Begründung: “Die Trasse verläuft landschaftlich exponiert über das freie Gelände, da die schmale Talflanke keine schonende Einbindung eines Fahrweges erlaubt. Aufgrund der Steilheit des Geländes können Vermurungen auch in direkten Zusammenhang mit dem Bau nicht ausgeschlossen werden.” Die Felsarbeiten seien landschaftlich und landschaftsästhetisch nicht vertretbar.
“Klarer könnten die Gutachten der Landesämter nicht formuliert sein.” Georg Simeoni, Präsident des Alpenvereins Südtirol, ergänzt: „Die neue Straße sieht einen 850 Meter langen und bis 34 Prozent steilen Neubau in mit großen Felsblöcken durchzogenem Gelände vor, das geologisch instabil ist. Die Kosten belaufen sich auf 400.000 Euro, von denen einen Großteil die öffentliche Hand zu bezahlen hätte.“
Bedeutung für Almwirtschaft und Biodiversität
Die Betreiber drohen, dass die Alm ohne Zufahrtsstraße nicht mehr bewirtschaftet werden könne und die Biodiversität verloren ginge. Josef Oberhofer, Präsident des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz sieht es so: „Bei den Feuchtwiesen rund um die Lahner Alm besteht durch eine Bealpung mit hohem Viehbesatz die Gefahr einer Überdüngung und damit einer Verarmung der Artenvielfalt.“ Selbst im Bauantrag für die Straße wird darauf hingewiesen, dass nur zwölf Kühe im Stall gehalten werden, da ansonsten zu viel Jauche und Mist anfallen würde, die wegen der Feuchtwiesen nicht ausgebracht werden könnten. Auch ein Grund, wieso die Lahner Alm nur für eine kurze Zeitspanne im Sommer und mit wenig Vieh bestoßen wird.
Nicht jede Alm muss erschlossen werden
Claudia Plaikner, Obfrau vom Heimatpflegeverband Südtirol, ergänzt: „Es geht hier um den Erhalt einer landschaftlich einmaligen und immer seltener gewordenen Qualität, die der naturbelassene Zugang zur Lahner Alm darstellt. Er bietet einen Mehrwert für die ganze Gesellschaft, der schon alleine schützenswert ist.“ Ein Umdenken sei hier dringend notwendig, meint auch Carlo Alberto Zanella vom CAI Alto Adige: „Anstatt jede Alm fahrtechnisch zu erschließen und wertvolle Landschaft zu zerstören, muss in Zukunft vor allem der Mehraufwand und der Einsatz der Almbetreiber für die Erhaltung der Landschaft stärker gefördert und belohnt werden.“
„Die Grenze der landschaftlichen Verträglichkeit ist längst erreicht“, so Simeoni, Oberhofer, Plaikner und Zanella. Die Politik steht als Regulativ in der Verantwortung. Die Umweltverbände appellieren daher an die Landesregierung, die eindeutigen Gutachten der eigenen Fachleute zu respektieren.
Von: luk
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27 Kommentare auf "Wird dieses Idyll in Südtirol bald zerstört?"
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Durch eine Zufahrtsstrasse auf eine Alm ist noch nie ein Idyll zerstört worden. Nach ein paar Jahren ist alles wieder schön angewachsen und der Weg fällt landschaftlich nicht mehr auf. Ich kenne den Bauern persönlich und weiss mit wie viel Leidenschaft er seinen Hof mustergültig bewirtschaftet. Ihm geht es sicher nicht um einen hohen Viehbesatz auf der Alm. Jede Alm welche nicht durch eine Zufahrt erschlossen ist, wird in nächster Zeit aufgegeben und verfällt. Wenn das im Sinne der Heimatschützer ist, nur weiter so. In Bozen hinterm Schreibtisch sitzen und Rekurse einreichen, ist sehr einfach.
baueraus….
Dein erster Satz zeigt schon mit aller Deutlichkeit wie wenig objektiv du die Sache beurteilst!
…heutzutage muss man überall hinfahren können…
🤔
Zerstörte Idylle gibt es zu Hauf. Eines der eklatantesten Beispiele: Die Schlucht oberhalb der Fanealm. Die wenigsten werden sich erinnern, fast alle haben sich daran gewöhnt, aber mir blutet weiterhin jedes Mal das Herz, wenn ich da durch gehe.
@@
einer der wenigen fundierter Kommentare.
@universal
du hast komisches Denken…. die Alm ist doch der “Zuerwerb” für den Hof.
Aufschenken steht auf einem komplett anderen Blatt, hat nichts mit der Zufahrt zu tun. Dafür würde auch die Materialseilbahn reichen.
Für das Überleben einer Alm ist eine Zufahrtsstrasse sehr wichtig.
Der Heimatzerstörungsverein soll den Mund halten!
bern…
Vielleicht unterlässt du es so ein Blödsinn zu schreiben. Vielleicht denken dieser Verein einfach ein bisschen weiter wie du, was allerdings nicht besonders schwierig ist!
@Ortler
Hast du selbst eine Alm oder bist du ein Sesselwärmer im warmen Bozen?
Ich habe eine Alm, kenne die Realitäten und schreibe nochmal aus voller Überzeugung: der Heimatzerstörungsverein soll den Mund halten!
Ein solch massiver Eingriff in die Natur, um die Interessen eines Bauern mit ein paar Kühen zu befriedigen, steht in keinem Verhältnis. Es ist ohne Weiteres zumutbar, die Alm mit den bisherigen Mitteln (Materialseilbahn) zu bewirtschaften.
dann geh doch du jeden tag zu fuss bei jedem wetter da rauf
@Tim
okay, dann streichen wir dir Auto, Zug und Flugzeug!
Auf Bauernhöfen gibt es auch nicht mehr 10 Kinder und 10 Knechte für die Arbeit. Heute muss alles schneller gehen, damit der feine Stadler spottbillige Lebensmittel bekommt.
A Forstweg dorf sicher lei begrenzt benützt wearn, also koan problem.
Es geht doch nicht um die Benützung!
In erster Linie geht es um den Bau der Straße!!
Ich habe selbst erlebt wie durch die Forststrasse die Ruhe auf unserer Alm verloren ging. Der Profitgier wird die Landschaft und unberührte Natur geopfert.
„Wird dieses Idyll in Südtirol bald zerstört?“
100%ig wird dies der Fall sein, hat doch die Bauernpartei das Sagen. Im Antersasc-Tal hat sie dem Frevel auch zugestimmt, und den Fortsweg zum Fahrweg verbreitern lasssen, wider aller Vernunft und wegen eines einzigen Bauern.
€ 400.000? Kann er sich da nicht einen eigenen Viehdoktor kaufen?
wos schreibschen du wosfran plente
Und mittlerweile werden die Zufahrtsstrassen auf die Almen sowieso am meisten von den Touristen und Freizeitsportlern genutzt.
Ja genau, E-Biker und andere Freizeitsportler machen das Plätzchen dann idyllisch, denn eine Zufahrtsstraße auf eine Alm hat noch nie eine Idylle zerstört,hast du ja geschrieben.
Ich kenne das Gebiet gut. Ein Kompromiss wäre, den Almweg auf 1,50 m zu verbreitern. Dann wäre der Weg mit einem (E-)Quad befahrbar. Kostet sehr wenig und die Idylle bleibt erhalten. Falls später mal Instandhaltungsarbeiten bei der Almhütte notwendig sind, sollte das Land die erschwerten Bedingungen berücksichtigen (wird ohnehin gemacht).
@Stolz
kann man mit einem E-Quad z. B,. eine verletzte Kuh von der Alm ins Tal transportieren?
Nein! 2,5 bis 3 Meter braucht es für Traktor und Viehwagen.
Würde der Bauer die Straße auch bauen, wenn er sie selber finanzieren müsste?
Wohl kaum, aber warum musste ich dann die Zufahrt zu meinem Grundstück selber bezahlen?
wenn sowas auch noch geht dass die Landesregierung die Gutachten der eigenen Beamten übergehen kann?
ich bin selbst Bauer und mir haben die Beamten auch Riegel vorgeschoben mit der Begründung (mündliche) dass sich meine Landwirtschaft sowieso nicht rechnet.
schon wieder so ein Versuch, auf politischem Weg etwas durchzuboxen. Einfach widerlich. Soll der Bauer doch die Alm nicht mehr bewirtschaften. Ich darf ja auch nicht mehr
Schlimm schlimm lei schlimm.
Wenn dieser Weg ausgebaut werden sollte, dann koennen die
“Biker” die Korken knallen und ihre Maske fallen lassen!
Der Mensch hat keinen Respekt mehr vor der Natur.
Das koennte sein Untergang sein!