Von: ka
Rom – Es gibt wenig, das italienische Familien mehr lieben, als im Kreis ihrer Lieben ausgiebig Weihnachten zu feiern. Schade nur, dass dieses Fest immer teurer wird und immer mehr Familien dazu veranlasst, Kredite aufzunehmen, Zahlungen zu stunden und vorzeitige Einkäufe zu tätigen, um die Ausgaben für die Feiertage zu bewältigen.
Wie das Vergleichsportal Facile.it in einer in Zusammenarbeit mit dem Umfrageinstitut mUp Research durchgeführten Studie erklärt, haben rund zehn Prozent der sechs Millionen Italiener, die bereits Weihnachtsgeschenke gekauft haben, einen Kredit aufgenommen.

Wie jedes Jahr rücken die Weihnachtsfeiertage unaufhaltsam näher. Kaum ist das in Italien immer beliebter werdende Halloween-Fest vorbei, sehen sich die Italiener plötzlich von Weihnachtsbäumen, Kugeln und bunten Lichtern umgeben. Jedes Jahr stellt sich vielen italienischen Familien daher erneut die Frage, wie sie die Festtage verbringen, welche Speisen sie servieren und welche Geschenke sie kaufen sollen. Damit verbunden ist natürlich auch die Frage nach dem verfügbaren Budget.

Die Experten des Vergleichsportals Facile.it haben das Marktforschungsunternehmen mUp Research mit einer Umfrage zu den Gewohnheiten der Verbraucher beim Weihnachtseinkauf beauftragt, um genau dieser Frage nachzugehen. Dabei wurde deutlich, dass viele italienische Familien ihr Budgetproblem dadurch lösen, dass sie Schulden aufnehmen.

Wie zu erwarten war, sind die Wochen vor den Feiertagen für Familien eine Zeit außergewöhnlicher Ausgaben. Diese werden hauptsächlich für Geschenke, Dekorationen und das Festessen verwendet. Werden diese Ausgaben nicht richtig geplant, können sie Familien in finanzielle Schwierigkeiten bringen.
Um der drohenden „Budgetkrise” Herr zu werden, gibt es zwei Strategien: Die einen warten mit ihren Einkäufen und Geschenken bis zum letzten Moment, da sie mit der Auszahlung ihres 13. Monatsgehalts rechnen. Andere wiederum versuchen, ihre Ausgaben vorzuziehen und bereits im Oktober und November mit dem Kauf von Lebensmitteln oder Geschenken zu beginnen. Und schließlich gibt es noch diejenigen, die sich, wie die Daten von Facile.it zeigen, dafür entscheiden, heute zu kaufen, aber die Rechnung mit einem Kredit begleichen, den sie in den folgenden Monaten weiter abbezahlen werden.

Von den sechs Millionen Italienern, die ihre Geschenke bereits gekauft haben, hat sich etwa die Hälfte für die Bezahlung mit Bargeld entschieden. Rund ein Fünftel der Befragten gab an, eine digitale Zahlungs-App verwendet zu haben. Die Option „Buy now, pay later” – eine Art der kurzfristigen Fremdfinanzierung, die es Verbrauchern ermöglicht, Einkäufe zu tätigen, wobei sie zunächst nur einen Teil des Kaufpreises bezahlen – wurde hingegen nur von 7,7 Prozent der Befragten genutzt. Zwölf Prozent – also hochgerechnet rund 800.000 Kunden – entschieden sich schließlich für einen Verbraucherkredit in Form einer Finanzierung oder eines Privatkredits, um Weihnachtsgeschenke und Urlaube zu finanzieren oder die Ausgaben für die Feiertage zu stemmen.

Den Umfragewerten zufolge liegt der Verdacht nahe, dass sich viele Familien offenbar Gewohnheiten zugelegt haben, die sie dazu verleiten, mehr Geld auszugeben, als sie sich leisten können. Einige Experten merken an, dass viele nicht zugeben wollen, dass sie sich nicht mehr alles leisten können, was sie sich vielleicht in der Vergangenheit geleistet haben.

Die Tatsache, dass die Lebensmittelpreise stärker anziehen als die allgemeine Inflation, belastet die ohnehin schon angespannten Familienbudgets in der Vorweihnachtszeit zusätzlich. Zwar liegen die Daten zum Anstieg der Lebensmittelpreise in der Weihnachtszeit noch nicht vor, ein Blick auf den Vormonat zeigt jedoch, dass die Daten für Oktober eine Verlangsamung der allgemeinen Inflation, aber einen Anstieg der Lebensmittelinflation belegen. Insbesondere die überdurchschnittlich gestiegenen Preise für Kaffee (plus 20,6 Prozent), Schokolade (plus 10,1 Prozent) sowie Fleisch, Käse und alkoholfreie Getränke (allesamt plus 8,2 Prozent) treiben die Lebensmittelinflation an.

In Italien ist von einem „Trend“ zur Rückkehr nach Hause über die Weihnachtsfeiertage die Rede. Für viele junge Menschen, die arbeits- oder studienbedingt in teuren Städten leben müssen, ist die schöne Familientradition, die Weihnachtsfeiertage gemeinsam zu verbringen, auch eine Möglichkeit, Kosten zu sparen.

Zunächst gilt es jedoch zu klären, ob das ferne Elternhaus überhaupt kostengünstig erreicht werden kann, denn die Anfahrt kann, je nach Entfernung, kostspielig werden. Schließlich steigen die Preise für Flüge, Zugfahrten, Benzin und andere Verkehrsmittel vor und während der Feiertage regelmäßig an. Jedes Jahr stehen Tausende Studierende und Arbeitnehmer, die fern ihrer Heimat wohnen, vor der Entscheidung, ob sie sehr hohe Summen ausgeben wollen, um ihre Lieben wiederzusehen, oder ob sie auf diese Ausgaben verzichten und die Feiertage allein zu Hause verbringen wollen. Die einen kehren nach Hause zurück, um Geld zu sparen, und finden einen Weg, die Familientraditionen aufrechtzuerhalten. Andere können sich nicht einmal die Zugfahrkarte oder das Flugticket leisten.

Dies ist keine Modeerscheinung, sondern ein Zeichen einer schleichenden Krise. Ähnlich geht es vielen Familien, die das Kunststück vollbringen müssen, ihre Weihnachtswünsche mit ihrem knappen Familienbudget in Einklang zu bringen.






Aktuell sind 9 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen