Stammen sie von einer Südtiroler oder Trentiner Kläranlage? – VIDEO

Alarm an der Adria: Schwarze Plastikscheiben verschmutzen Rosolina Mare

Montag, 30. Juni 2025 | 08:56 Uhr

Von: ka

Rosolina – An den Stränden von Rosolina Mare, einem bekannten Adria-Badeort zwischen den Mündungen der Etsch und des Po, wurden zahlreiche seltsame schwarze „Plastikscheiben” angeschwemmt. Ein großer Teil von ihnen wurde von Freiwilligen eingesammelt. Was sie sind und woher sie stammen, ist zwar noch nicht endgültig geklärt, aber es besteht der Verdacht, dass es sich bei diesen „Scheiben” um Bakterienträger für biologische MBBR-Kläranlagen (Moving Bed Biofilm Reactor) handelt. Ein Umweltschützer äußert den Verdacht, dass sie von einer modernen Kläranlage, möglicherweise aus unserem Land oder dem Trentino, stammen und über die Etsch bis nach Rosolina Mare gelangt sein könnten.

Facebook/Archeoplastica

Die zahlreichen seltsamen schwarzen „Plastikscheiben“, die insbesondere die Strände von Rosolina Mare heimsuchten, aber auch bis nach Süditalien gelangten, schrecken nicht nur die Einheimischen, sondern auch die Gäste des bekannten Adria-Badeorts auf. Die meisten der biegsamen Plastikscheiben, die zu Hunderten gefunden wurden, wurden bereits von Freiwilligen und Umweltaktivisten eingesammelt. Dennoch besteht die Sorge, dass sich das Unheil wiederholen und dem Tourismus sowie der empfindlichen Natur der ausgedehnten Feuchtgebiete des Po-Deltas schaden könnte.

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Die „Plastikscheiben“ mit ihrer kreisförmigen, schwarzen Form sorgten in den sozialen Netzwerken für großes Aufsehen. Dort wurde auch das Rätsel gelüftet, worum es sich dabei handeln könnte. Einige Nutzer und Kommentatoren sind der Meinung, dass es sich dabei um Bakterienträger für biologische MBBR-Kläranlagen (Moving Bed Biofilm Reactor, Anmerkung der Redaktion) handelt. Beim MBBR-Verfahren, einer modernen Technologie zur biologischen Abwasserreinigung, wachsen Mikroorganismen auf Trägermaterialien als Biofilm. Diese Trägermedien sind im Reaktor beweglich und bilden ein Wirbelbett. Das MBBR-Verfahren ist robust und effizient, da die Mikroorganismen im Biofilm eine längere Lebensdauer haben und weniger anfällig für Belastungsschwankungen sind als beim Belebtschlammverfahren.

Facebook/Archeoplastica

„Ja, die Mundpropaganda in den sozialen Medien hat das Geheimnis gelüftet. Wie wir von Anfang an vermutet haben, handelt es sich um Trägermedien für Mikroorganismen in Kläranlagen der neuesten Generation. Sie sind in Italien offenbar sehr selten, könnten aber aus einer Anlage in der oberen Etschregion stammen. Die meisten Funde stammen nämlich von den nördlichen Strandabschnitten, also von südlich der Etschmündung. Meiner Meinung nach könnten sie auch von einem Schiff ins Meer gelangt sein, das sie zur Reinigung seiner Tanks verwendet hat“, erklärt Riccardo Mancin, Koordinator der Umweltschutzorganisation Plastic Free.

„Viele dieser Scheiben wurden bereits gesammelt und entsorgt, aber meiner Meinung nach ist diese Arbeit noch lange nicht abgeschlossen. Früher oder später werden wir herausfinden, was es mit den kleinen Scheiben auf sich hat. Aber wie bei anderen Fällen massiver Verschmutzung durch Plastikabfall wird es auch diesmal schwierig sein, den Verursacher zu ermitteln“, fügt Riccardo Mancin hinzu.

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Auch Francesco Biolcati, Ratsmitglied der Gemeinde Rosolina, zeigt sich besorgt. „Rosolina Mare ist für seine schönen Strände und Naturschutzgebiete bekannt. Die gefundenen Objekte scheinen aus einem Wasseraufbereitungssystem namens MBBR zu stammen. Dabei handelt es sich um Plastikteile, die in Reinigungsprozessen zum Wachstum von Bakterien verwendet werden, welche Abwässer aufbereiten. Die kleinen Scheiben sind so konzipiert, dass sie rauen Umweltbedingungen standhalten. Das macht ihre Entsorgung besonders kompliziert und stellt eine ernste Gefahr für das Meeres- und Küstenökosystem dar. Wir fordern alle zuständigen Institutionen, von der Region Venetien bis zu den staatlichen Behörden, dazu auf, diese Form der Umweltverschmutzung aufzuklären“, sagt Francesco Biolcati.

Facebook/Archeoplastica

Der Bürgermeister von Rosolina, Michele Grossato, dankt den Freiwilligen, die die Strände der Gemeinde von den seltsamen schwarzen „Plastikscheiben” gesäubert haben, und erklärt, dass keine weiteren Scheiben mehr angeschwemmt worden seien. Zugleich versprach er, das weitere Auftreten der Scheiben in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden zu beobachten.

Facebook/Chi ha paura del buio?

Die Einwohner von Rosolina Mare hoffen, fortan von den kleinen schwarzen „Plastikscheiben” verschont zu bleiben. Aber allein schon, um zukünftigen Verschmutzungen mit Plastikabfällen vorzubeugen, möchten sie wissen, wer für die massenhafte Anschwemmung dieser Plastikabfälle verantwortlich war. Nach der Einschaltung der Justizbehörden dürfte abgeklärt werden, welche Kläranlagen diese MBBR-Plastikteile verwenden.

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