Migranten arbeiten bis zu zwölf Stunden – zwei Bauern festgenommen

Ausbeutung und Sklavenarbeit: Hartes Brot und drei Euro die Stunde – VIDEO

Freitag, 15. Juni 2018 | 08:03 Uhr

Marsala – Die Polizei deckte bei ihren Ermittlungen einen unglaublichen Fall von Ausbeutung und Sklaverei auf und nahm am Donnerstag zwei Bauern – Vater und Sohn – fest. Den Ermittlungen zufolge zwangen sie Migranten für einen Stundenlohn von nur drei Euro und etwas hartem Brot dazu, bis zu zwölf Stunden am Tag zu arbeiten.

ANSA/POLIZIA

Die Migranten, unter denen sich sowohl illegal als auch mit regulärer Aufenthaltsgenehmigung in Italien aufhaltende Einwanderer befanden, wurden von den beiden Bauern – dem 68-jährigen Angelo Valenti und seinem 35-jährigen Sohn Sebastiano Valenti – unter unglaublich erniedrigenden Arbeitsbedingungen auf ihren Feldern in der Umgebung von Marsala und Mazara del Vallo auf Sizilien beschäftigt. Fast jeden Morgen holten die beiden die Migranten bei einer Lagerhalle, wo sie unter schlechten Lebensbedingungen untergebracht waren, oder direkt beim Auffanglager ab und brachten sie auf ihre Felder, wo sie für nur drei Euro die Stunde und etwas hartem Brot bis zu zwölf Stunden am Tag Trauben, Oliven, Obst und Gemüse ernten mussten. Dank versteckter Kameras und der Überwachung der Smartphones gelang es den Polizeibeamten nachzuweisen, wie die beiden Bauern vorgingen. Innerhalb kürzester Zeit wurden mit den Migranten Lohn, Arbeitszeit – nicht selten begann die Feldarbeit um 5.00 Uhr am frühen Morgen – und das Essen „ausgemacht“. Wer sich über den Lohn und das Essen – ein armseliges Stück hartes Brot – beschwerte, wurde sogleich aussortiert.

Die beiden Bauern ließen sich von den Migranten mit „Padrone“(Herr, Anmerkung der Redaktion) anreden, während sie ihre „Angestellten“ nach Wochentagen zu nennen pflegten. Einer der Migranten wurde von den beiden Valentis kurzerhand „Giovedì“(Donnerstag, Anmerkung der Redaktion) getauft. Die über sechs Monate laufenden polizeilichen Untersuchungen förderten auch zutage, dass Vater und Sohn Valenti dieses „Arbeiterbeschaffungssystem“ bereits seit drei Jahren anwandten und „ihre“ Migranten gerne auch an andere Bauern der Umgebung „verliehen“.

Als die Polizeibeamten genug Beweise gesammelt hatten, klickten für die Ausbeuter die Handschellen. Angelo und Sebastiano Valenti wurden wegen gemeinschaftlicher und erschwerter Ausbeutung von Arbeitskräften festgenommen und in den Hausarrest überstellt. Der Richter verfügte auch die Beschlagnahme von zwei Rebflächen und einem Olivenhain, wo die Migranten zu Sklavenarbeit gezwungen worden waren.

Bei Staatsanwaltschaft und Polizei zeigte man sich über den Ermittlungserfolg gegen ausbeuterische Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft sehr erfreut. Sie wissen aber auch, dass es noch eine Vielzahl ähnlicher Fälle gibt und dass kriminelle Bauern und das Organisierte Verbrechen nur allzu gern dazu bereit sind, das Leid und die hoffnungslose Lage vieler Migranten auszunutzen.

 

Von: ka