Von: Ivd
Palermo – Nach acht Monaten des Wartens hat die Bergung der gesunkenen Luxusyacht „Bayesian“ vor der sizilianischen Küste endlich begonnen. Der Schiffswrackbergungsprozess, der nach dem dramatischen Unglück am 19. August 2024 an der Küste von Porticello nahe Palermo durchgeführt wird, ist technisch hochgradig anspruchsvoll. Die „Bayesian“ war im Besitz des britischen Milliardärs Mike Lynch und sank während eines schweren Unwetters. Das Unglück forderte das Leben von sieben Menschen, darunter Lynch selbst und seine 18-jährige Tochter.
Die italienischen Behörden haben den Bereich rund um das Unglück weitläufig abgesperrt. In einem Radius von 650 Metern rund um die Unglücksstelle gilt ein umfassendes Verbot für Baden, Überflüge, Angeln und Segeln. Ebenso untersagt sind das Anlegen, Tauchen oder das Filmen unter Wasser. Diese Maßnahmen sollen die Sicherheit der Bergungsarbeiten gewährleisten, denn die Bergung selbst wird herausfordernd genug.
Technische Herausforderungen
Die Bergung des rund 473 Tonnen schweren Wracks erfolgt durch die niederländischen Unternehmen Hebo Maritiemservice und Smit International und wird voraussichtlich 20 bis 25 Tage in Anspruch nehmen. Zunächst wird der Mast der Yacht gekürzt, bevor der Rumpf gedreht und in eine horizontale Position gebracht wird, um das Schiff mit einem Kran zu heben.
Eine der größten Herausforderungen besteht darin, die 18.000 Liter Treibstoff, die noch in den Tanks der „Bayesian“ sind, zu sichern, um eine Umweltkatastrophe zu vermeiden. Zur Bekämpfung möglicher Wasserverschmutzungen werden Schiffe im Einsatz sein. Eine Drohne mit Sensoren, die Schadstoffe erkennen kann, wird ebenfalls zur Verfügung stehen.
Die Kosten für die Bergung werden auf bis zu 30 Millionen Euro geschätzt, wobei das Schiff über zwei Versicherungen verfügt, die Schäden bis zu einer Höhe von zwei Milliarden Euro abdecken können. Nach der Bergung wird das Wrack in eine Werft in Palermo gebracht, wo es auf mögliche Konstruktionsmängel oder andere Ursachen des Unglücks untersucht wird.
Ermittlungen laufen weiter
Die Ermittlungen zur Ursache des Unglücks, bei dem die „Bayesian“ in einem Sturm kenterte, dauern weiterhin an. Es wird vermutet, dass menschliches Versagen oder Nachlässigkeit maßgeblich zum Sinken des Schiffs beigetragen haben. Besonders besorgniserregend ist, dass die Crew gradewegs in ein Unwetter steuerte, das im Vorfeld angekündigt wurde.
Gegen den Kapitän und zwei Besatzungsmitglieder wird ermittelt, jedoch wurde bisher keine Anklage erhoben. Neben Mike Lynch und seiner Tochter kamen bei dem Unglück zwei befreundete Paare sowie der Schiffskoch ums Leben. Weitere 15 Personen, darunter Lynchs Ehefrau, konnten gerettet werden.
Die Bergung der Yacht und die darauf folgende Untersuchung könnten nun dazu beitragen, Licht in die tragischen Ereignisse zu bringen und zu klären, wie es zu diesem verheerenden Unglück kommen konnte.
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