Maresciallo der Carabinieri am helllichten Tag erschossen – VIDEO

„Das werde ich euch heimzahlen“

Montag, 15. April 2019 | 08:13 Uhr

Cagnano Varano – Einige Gebiete, wie der Gargano, drohen immer mehr, der Kontrolle des Staates zu entgleiten. In Cagnano Varano, einer großen Gemeinde des Gargano, besaß ein Vorbestrafter die Eiseskälte und verbrecherische Dreistigkeit, seine Drohung wahr zu machen und auf jene Carabinieri, die ihn vor wenigen Tagen kontrolliert und ihm unter anderem Drogen abgenommen hatten, zu schießen. Ein 47-jähriger Maresciallo der Carabinieri, Vincenzo Di Gennaro, verstarb noch vor dem Eintreffen der Rettungskräfte. Der Täter, der sich in Erwartung des Urteils des Berufungsgerichts auf freiem Fuß befand, wurde kurze Zeit nach der Tat festgenommen.

Es war am Samstagvormittag gegen 10.00 Uhr, als ein 64-jähriger, vorbestrafter Mann, Giuseppe Papantuono, auf dem Dorfplatz von Cagnano Varano stand und die Carabinieri zu sich rief. Sobald der Renault Clio der Carabinieri neben dem Mann anhielt, zog Papantuono eine Pistole des Kalibers neun und schoss so lange auf die beiden Carabinieri im Wagen, bis das ganze Magazin leer war. In der Brust- und in der Bauchgegend tödlich getroffen, sackte der Maresciallo auf dem Beifahrersitz zusammen. Der Fahrer, ein 23-jähriger Carabiniere, erlitt hingegen „nur“ einige Streifschüsse. Geistesgegenwärtig gab der 23-Jährige Gas, um den sterbenden Maresciallo zum nahen Stützpunkt der Rettungskräfte des Roten Kreuzes zu bringen. Für den 47-jährigen Maresciallo, Vincenzo Di Gennaro, kam aber jede Hilfe zu spät. Noch bevor die Rettungskräfte und der Notarzt eingreifen konnten, erlag er seinen schweren Schussverletzungen.

Wenige Minuten nach der Tat wurde Giuseppe Papantuono von einer anderen Carabinieristreife festgenommen und wegen Mordes und unerlaubten Waffenbesitzes in eine Haftanstalt überstellt.

Bei Giuseppe Papantuono handelt es sich um einen „kleinen Fisch“ der lokalen Organisierten Kriminalität. Wie der Staatsanwalt von Foggia, Ludovico Vaccaro, gegenüber Medien versicherte, handle es sich beim Mord nicht um eine Tat des organisierten Verbrechens, sondern um die unbesonnene Bluttat eines Einzeltäters. Die Ermordung – so Ludovico Vaccaro weiter – zeige aber, wie groß die Macht der Kriminalität in der Gegend des Gargano sei und wie wenig Respekt sie vor dem Staat und seinen Organen habe.

Werden die Vorgeschichte des Mordes am Maresciallo und die Person des Täters betrachtet, kann dem Staatsanwalt von Foggia nur zugestimmt werden. Giuseppe Papantuono, der im Jahr 2017 einen Mann in einer Bar mit einem Messer schwer verletzt hatte und in der Folge wegen Körperverletzung zu einer Haftstrafe von einem Jahr verurteilt worden war, befand sich in Erwartung des Urteils des Berufungsgerichts zur Tatzeit auf freiem Fuß. Der 64-Jährige, der auch Vorstrafen wegen Drogendelikten aufweist, war in den Tagen vor dem Mord von den Carabinieri zweimal kontrolliert worden. Beim ersten Mal hatten ihm die Carabinieribeamten einige Dosen Kokain abgenommen, während beim zweiten Mal ein Messer beschlagnahmt worden war. Beide Male war Papantuono, der als aggressiv gilt, in die Carabinierikaserne geleitet und später wieder freigelassen worden. Beim letzten Mal hatte der 64-Jährige die Kaserne mit den drohenden Worten „Ve la farò pagare“(„Das werde ich euch heimzahlen“, Anmerkung der Redaktion) verlassen. Wenige Tage später machte Giuseppe Papantuono seine Drohung wahr.

Nach dem Mord an dem in der Umgebung sehr beliebten Maresciallo, der vorhatte, in den nächsten Monaten seine Lebensgefährtin zu heiraten, herrschte weit über Apulien hinaus große Trauer. Hohe Vertreter des Staats und der Politik drückten der Familie des Opfers und den Carabinieri ihre uneingeschränkte Solidarität aus.

Unter die Trauer mischten sich aber auch Abscheu und Zorn. In die Kritik gerieten nicht nur der Staat, dem am Sporn des Stiefels die Kontrolle zu entgleiten droht, sondern auch das Gesetz und die Justiz, die es einem mehrfach Vorbestraften ermöglicht hatten, auf freiem Fuß zu sein.

 

Von: ka