"Mimmo" nach einem Monat vertrieben

Delfin im Kanal von Venedig ins offene Meer geleitet

Dienstag, 18. November 2025 | 07:05 Uhr

Von: idr

Venedig – Mehr als einen Monat lang war er der heimliche Star der Lagunenstadt – nun haben die Behörden von Venedig eingegriffen. Der Delfin, der von Einheimischen den Namen „Mimmo“ erhalten hat, wurde am Samstag sicher aus dem viel befahrenen Becken vor der Stadt geleitet. Kurze Zeit später wurde er jedoch wieder nahe des Hafens gesichtet.

Die Hafenbehörde koordinierte den Einsatz, bei dem Küstenwache, Feuerwehr, Finanzpolizei, städtische Polizei und Zivilschutz zusammenarbeiteten. Wissenschaftler der Universität Padua lieferten die fachliche Expertise. Mit Sonargeräten ausgestattet, manövrierten mehrere Boote den Meeressäuger behutsam in Richtung der Giardini della Biennale, wo das Wasser deutlich tiefer ist als im flachen Hafenbecken.

Delfin mit Sonar aus der Lagune gelotst
facebook/Nicoletta Boscolo

Dort angekommen, zeigte sich der Delfin zunächst aktiv: Beobachter sahen ihn mehrfach aus dem Wasser springen. Doch dann geschah, worauf alle gehofft hatten – das Tier tauchte ab und verschwand. Ob Mimmo tatsächlich den Weg ins offene Meer gefunden hat, blieb vorerst unklar. Medienberichten zufolge soll er kurze Zeit später wieder in der Lagune gesehen worden sein, nachdem er die Helfer ausgetrickst hatte – sehr zur Freude der Touristen.

Ein Star mit Flossen

Mimmo hielt sich etwa einen Monat in dem Gewässer vor der Stadt auf und wurde zu einem echten Besucherliebling. Seine Zutraulichkeit und Fotogenität brachten dem besonderen Stadtbewohner weltweiten Ruhm ein. Nun soll er zu seiner eigenen Sicherheit erneut aus seiner Wahlheimat vertrieben werden.

Die Behörden setzen in den kommenden Tagen die Überwachung fort. Sollte Mimmo zurückkehren, könnte er erneut in Lebensgefahr geraten. Das Markusbecken gehört zu den am stärksten befahrenen Wasserwegen Europas – Kreuzfahrtschiffe, Fähren und unzählige Boote machen es für Meeressäuger zur Todesfalle.

Warum Mimmo sich überhaupt so lange in der Lagune aufhielt, ist Experten ein Rätsel. Normalerweise meiden Delfine die lauten, viel befahrenen Gewässer. Möglicherweise hatte sich das Tier verirrt oder war geschwächt. Die Hoffnung bleibt, dass Mimmo sich in dem Monat erholt hat und sich in der Weite des Mittelmeeres schon bald wieder zu Hause fühlt.

Forscher aus Padua glauben, dass die Lagune den jungen Delfin aufgrund ihres Reichtums an Wolfsbarschen anzieht. Der fünf bis sechs Jahre alte Tümmler befindet sich mitten im Teenageralter und verputzt riesige Mengen an Fisch. Das Nahrungsangebot wiegt die Gefahr für Mimmo also offenbar auf.

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