Zur Rettung der sardischen Strände „Strandwächter“ eingesetzt – VIDEO

„Die Touristen rauben Sand, Muscheln und Steine“

Montag, 20. August 2018 | 08:21 Uhr

Cabras – Jede Sommersaison wieder kehrt das Problem zurück, dass Sardinienurlauber unerlaubterweise Sand, Muscheln und Steine oder sogar archäologische Fundstücke als „Souvenir“ mitgehen lassen. Besonders die Mitnahme von Sand schädigt die sardischen Strände und leistet der Küstenerosion Vorschub. Da die bisherigen Appelle nicht fruchteten, beschloss die Gemeinde Cabras, auf deren Gebiet sich mehrere berühmte Strände befinden, zur Überwachung der Verbote mehrere „Strandwächter“ einzusetzen.

Facebook/Sardegna Rubata e Depredata

Das Phänomen, dass Touristen Sand stehlen, nimmt immer mehr überhand. Trotz eines scharfen Regionalgesetzes, das Strafen von 500 bis 3.000 Euro vorsieht, werden jedes Jahr immer größere Mengen von Sand und Muscheln den sardischen Stränden entzogen, sodass viele Sarden befürchten, dass, wenn es so weiter geht, von ihren schönen Stränden nicht mehr viel übrig bleibt. Die Gemeindeväter von Cabras, einem bekannten Urlaubsort an der sardischen Westküste, wollten da nicht länger zuschauen und beschlossen, zum Schutz ihrer berühmten Strände acht Strandwächter einzusetzen.

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Seitdem werden die Strände Is Arutas, Mari Ermi und Mainoni, die wegen ihres reiskornähnlichen und farblich schönen Sandes – die Farbe des Sandes variiert von Quarzfarben bis zu hellem Rosa – bei den „Sandräubern“ besonders hoch im Kurs stehen, von acht jungen Freiwilligen beaufsichtigt. Die acht von der Gemeinde Cabras angeworbenen jungen Leute, welche allesamt aus der näheren Umgebung stammen und 18 bis 25 Jahre alt sind, haben insgesamt acht Kilometer Strand zu überwachen. Sie sind leicht zu erkennen. Sie tragen ein weißes T-Shirt und eine blaue Mütze mit der Aufschrift „Non portare via la sabbia“ (Keinen Sand forttragen, Anmerkung der Redaktion) und ein Erkennungsschild mit Vor- und Nachnamen sowie dem Namen der Gemeinde auf der Brust.

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Die durchwegs mehrsprachige Strandwächter kennen mittlerweile die Übeltäter. Einige von ihnen – so die jungen Frauen und Männer – haben wirklich keine Ahnung, dass die Mitnahme von Sand vom Strand verboten ist. Andere hingegen sind wahre Schlaumeier, geben sich als unwissend aus und verstecken Plastikflaschen voller Sand zwischen den Kinderspielsachen. Leider gelingt es den meisten von ihnen, unentdeckt zu entkommen. Da vor dem Einschiffen in den Fährhäfen kaum Kontrollen stattfinden, verschwindet der Sand meist auf Nimmerwiedersehen. Auf den Flughäfen hingegen entgeht keine Flasche oder Plastikbeutel voller Sand dem Metalldetektor. Im Jahr 2017 wurden auf den Flughäfen von Cagliari Elmas, Alghero und Olbia mehr als zehn Tonnen Sand, Gestein und Muscheln beschlagnahmt. Da sich im Netz geradezu ein „Sandmarkt“ zu entwickeln beginnt, rechnen die Sarden damit, dass diese bereits heute eindrucksvollen Zahlen heuer leider übertroffen werden. Bei Versteigerungen auf eBay beginnt der Preis für wenige Gramm echten sardischen Meeressandes bei zehn Euro.

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Aber die Sarden wehren sich. Wird ein Sandräuber erwischt, zwingen ihn die Strandwächter, den Sand wieder auf dem Strand auszuleeren. Zeigt der Übeltäter sich hingegen nicht einsichtig, rufen die Strandwächter die Forstpolizei. Die Beamten stellen dem Sandräuber dann eine saftige Strafe aus. Laut der Meinung vieler Sarden sind angesichts des Schadens, den die Sandräuber verursachen, die Strafen immer noch viel zu milde. Auf den Malediven, in der Türkei und in anderen Ländern müssen Sand- und Muschelräuber hingegen mit unbedingten Gefängnisstrafen rechnen.

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Ob Überwachung und hohe Geldstrafen Früchte tragen werden? Die Sarden sind hoffnungsvoll und greifen auch zur Selbsthilfe. Über das Netz werden Einheimische sowie „ehrliche“ Touristen aufgerufen, Sandräuber sofort den Behörden oder den Strandwächtern zu melden. Die Sicherheitsleute der sardischen Flughäfen riefen auch eine Facebook-Seite Sardegna Rubata e Depredata ins Leben, auf der regelmäßig über Initiativen, spektakuläre Funde und die Rückgabe von Sand und Muscheln an die heimischen Strände berichtet wird. Auch von mehr Information – ausländische Botschaften sowie Medien wie CNN, BBC und Guardian klären ihre Bürger und Zuschauer über die auf Sardinien geltenden Gesetze und über mögliche Strafen und Sanktionen auf – erhoffen sich die Sarden eine Wende.

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Von: ka