Von: apa
Bei einer vermutlich vorsätzlich ausgelösten Explosion während eines Polizeieinsatzes in Norditalien sind am Dienstag drei Carabinieri ums Leben gekommen, weitere 15 Sicherheitskräfte wurden verletzt. Niemand der Verletzten schwebt in Lebensgefahr. Die Polizei war gerade dabei, ein Landhaus in der Ortschaft Castel d’Azzano südlich von Verona zu räumen, in dem sich drei ältere Geschwister verbarrikadiert hatten, als es zu der Detonation kam.
Durch die Explosion stürzte das zweistöckige Gebäude ein und begrub die Ordnungshüter unter sich. Einsatzkräfte der Feuerwehr, die ebenfalls an Ort und Stelle waren, eilten ihnen umgehend zu Hilfe. Für die drei Carabinieri kam jedoch jede Hilfe zu spät.
Landhaus ist völlig zerstört
Das Haus ging nach der Explosion in Flammen auf und ist vollkommen zerstört. Zur Gasexplosion kam es, als die Eingangstür geöffnet wurde, da die Einsatzkräfte der Polizei und Feuerwehr das Gebäude stürmen wollten, hieß es aus Ermittlerkreisen. In verschiedenen Räumen des Hauses wurden Gasflaschen entdeckt.
Bei der Explosion wurde eine Frau verletzt, die sich mit ihren beiden Brüdern im Landhaus verbarrikadiert hatte, um die Zwangsräumung zu verhindern. Alle drei Geschwister wurden festgenommen. Die Räumung des Bauernhauses war seit Langem geplant. Nach mehreren gescheiterten Versuchen – auch, weil die Geschwister wiederholt damit gedroht hatten, sich in die Luft zu sprengen – wurden schließlich Spezialeinheiten aus Padua und Mestre hinzugezogen, um die heikle Aktion durchzuführen. Einige Beamte waren auf das Dach gestiegen, um von oben in das Gebäude einzudringen.
“Als wir das Haus betraten, wurden wir mit einem Akt absoluten Wahnsinns konfrontiert”, sagte der Polizeikommandeur der Region Venetien, Claudio Papagno, der Nachrichtenagentur Ansa. “Ein Gaszylinder war angezündet worden und die Explosion traf direkt unsere Beamten”, sagte er. Es scheine sich um eine “vorsätzliche Tat” zu handeln, eine Untersuchung sei noch im Gange. Das Gebäude habe mehrere Monate lang leer gestanden und die drei Geschwister hätten sich darin verbarrikadiert.
Festgenommene sind Landwirte und Viehzüchter
Bei den drei Geschwistern handelt es sich um Landwirte und Viehzüchter, die mit finanziellen Schwierigkeiten und Hypothekenproblemen zu kämpfen hatten. Bereits vor einem Jahr und dann erneut am 24. November 2024 hatten sie sich der Ankunft des Gerichtsvollziehers widersetzt, indem sie eine Gasflasche öffneten. Einer der drei Geschwister hatte damit gedroht, sich mit Benzin in Brand zu setzen.
Ein Nachbar sagte der Nachrichtenagentur Agi über die drei Geschwister: “Wir wussten, dass ihre Lage katastrophal war. Das letzte Mal hatten sie sich mit Benzin übergossen. Sie hatten alles verloren. Sie lebten ohne Strom, ohne Gas, wie in einer Höhle.” Weil ihnen alles gepfändet worden sei, hätten sie mehrfach damit gedroht: “Lieber sprengen wir uns in die Luft, als unser Haus zu verlassen.”
Der Tod der drei Polizisten löste in Italien große Anteilnahme aus. Staatspräsident Sergio Mattarella sprach den Hinterbliebenen sein Beileid aus. Innenminister Matteo Piantedosi zeigte sich bestürzt und kondolierte den Familien der Opfer. Er sprach von einer “verheerenden Bilanz” des Einsatzes. Auch Regierungschefin Giorgia Meloni und Verteidigungsminister Guido Crosetto erklärten sich bestürzt.
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