Salvini will Vespas vor Verbot retten

Elektrisches Kulturerbe: Was taugen die E-Vespas?

Mittwoch, 14. August 2024 | 16:05 Uhr

Von: Ivd

Mailand – Seit einer Weile steht die Vespa in der Kritik für ihren hohen Schadstoffausstoß und ihre stinkenden Abgase. Zweifelsohne steht der Roller für die alte Welt, angetrieben durch fossile Brennstoffe, doch viele wollen sich einfach nicht von dem Lebensgefühl trennen, dass mit dem Kultroller verbunden ist. Verkehrsminister Matteo Salvini hat deshalb einen Entwurf vorgebracht, nachdem die Zweiräder weiter auf den Straßen bleiben, indem sie zum nationalen Erbe ernannt werden. Aber muss es denn überhaupt knattern und stinken?

Seit einigen Jahren bietet die Firma Piaggio auch eine elektrisch betrieben Variante an. Das Versprechen: Mit ihnen bewahren sich Fans das ikonische Design und die entschleunigte Lebensart, die mit dem kultigen Zweirad assoziiert wird, doch bleibt der Fahrspaß auf der Strecke?

Euro-5+ und Elektro

Seit 2018 kann man das italienische Kultgefährt erwerben. Auf der EICMA 2023 in Mailand hat Vespa die neuesten im Handel erhältlichen Vespa-Modelle mit EU-Recht-konformer Euro-5+-Zulassung sowie zwei elektrisch betriebene Modelle vorgestellt. Beide Elektro-Varianten versprechen umweltfreundliches Fahren im klassischen Vespa-Stil. Doch kann der Elektro-Roller die hohen Erwartungen der Fans erfüllen?

X/vespatrofficial

Bronze für das 2022er Modell

Die Elettrica 70 (2022) hat sich jedenfalls im Elektroroller-Test der Autorevue den dritten Platz erkämpft. Besonders das Handling und der Komfort konnten punkten – kein Wunder bei der jahrzehntelangen Erfahrung von Piaggio im Rollerbau. 1946 liefen die ersten Vespas vom Band. Seither wurden über 20 weitere Modelle entwickelt und designt, die regelmäßig weiterentwickelt wurden.

„Das spürt man sofort, wenn man aufsteigt. Die Vespa gleitet fast mühelos durch den Stadtverkehr“, schwärmt ein Tester. Aber es gibt auch einen Haken: Die Fahrleistungen lassen zu wünschen übrig. „Der Spaßfaktor bleibt durch die vergleichsweise schwache Performance leider auf der Strecke“, so das ernüchternde Urteil.

Stil kostet seinen Preis

Mit den neuen Modellen will Vespa den Charme ihrer Klassiker ins moderne Elektrozeitalter übertragen. Allerdings scheint der Hersteller noch etwas vorsichtig zu sein: Die leistungsstärkeren Varianten, die mehr als 45 km/h erreichen und über eine größere Batterie verfügen, kosten gleich einiges mehr. Startpreis der 45-km/h-Variante liegt bei stolzen 7.699 Euro.

Ob Vespa mit ihrer Elettrica-Serie den Nerv der Zeit trifft oder eher eine Nummer kleiner fährt, wird sich zeigen. Klar ist: Das Kult-Moped hat nun auch eine grüne Seite – und bleibt dabei trotzdem unverwechselbar Vespa. Aber wer Vollgas in Sachen Fahrspaß sucht, muss vielleicht doch noch auf die nächste Version warten.

Auslöser der Debatte

Italien plant, die Vespa als nationales Kulturerbe anerkennen zu lassen, um sie vor Umweltauflagen zu schützen. Ein von Verkehrsminister Matteo Salvini unterstützter Gesetzesentwurf der Lega-Partei soll den Kultroller trotz hoher Abgaswerte vor Verkehrsbeschränkungen bewahren. Salvini argumentiert, die Vespa sei nicht nur ein Fahrzeug, sondern eine Ikone italienischen Designs und Kultur, die weltweit bekannt und geschätzt wird. Die Initiative hat bereits Unterstützung aus den Regionen Toskana, Lombardei und Kalabrien erhalten, die den Schutz der Vespa als kulturelles Erbe fordern. Auch in Südtirol stellen sich Fans hinter das kultige Zweirad.

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