Emilia-Romagna erhöht Aufmerksamkeitsstufe, bisher drei Todesfälle – VIDEO

Italien besorgt: Immer mehr Fälle von West-Nil-Fieber

Dienstag, 13. August 2024 | 07:11 Uhr

Von: ka

Rom/Bologna – Da Fälle von West-Nil-Fieber immer häufiger auftreten, steigt in Italien die Besorgnis. Nachdem vom Mai bis Anfang August 52 Fälle des Fiebers aufgetreten und drei Menschen ihm zum Opfer gefallen waren, beschloss die Regionalregierung der norditalienischen Region Emilia Romagna, die Aufmerksamkeitsstufe zu erhöhen. Die Krankheit, die durch Stechmücken übertragen wird, verläuft in der Regel asymptomatisch, kann aber auch schwere neurologische Komplikationen verursachen und wie im Fall der drei Patienten zum Tod führen.

APA/APA (dpa)/Andreas Lander

In Italien nehmen die Fälle von West-Nil-Fieber, das durch Stechmücken übertragen wird, seit Beginn des Sommers konstant zu. Wie die italienische Beobachtungsstelle für exotische Krankheiten berichtet, wurden im Stiefelstaat von Anfang Mai bis zum 3. August insgesamt 52 neue Fälle gemeldet. Während das Fieber sich bei 29 Fällen in seiner neuroinvasiven Form zeigte, wurden unter den italienischen Blutspendern acht asymptomatische Patienten entdeckt. In 15 Fällen hingegen trat bei den Erkrankten Fieber auf. In den Regionen Venetien, Friaul-Julisch Venetien und der Emilia Romagna erlag jeweils ein Patient dem West-Nil-Fieber.

IZS/Teramo/Verbreitung des West-Nil-Virus in Italien.

Da sich das von Stechmücken übertragene West-Nil-Virus zwischen Bologna, Modena und Reggio Emilia mit einer “Viruszirkulation von hoher Intensität” ausbreitet, beschloss die Regionalregierung der norditalienischen Region Emilia-Romagna, die Aufmerksamkeitsstufe zu erhöhen.

Das bedeutet, dass von den Regionalbehörden Gegenmaßnahmen in Form von Entwesungen gegen Mücken ergriffen werden, wobei besonderes Augenmerk auf Orte gelegt wird, an denen sich die am meisten gefährdeten Personen aufhalten. In diesem Sinne werden die Flächen in der Umgebung von Altenheimen und Krankenhäusern als erstes von solchen Vorbeugemaßnahmen betroffen sein.

APA/APA (Symbolbild/dpa)/Patrick Pleul

Auch das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten ECDC gibt seiner Besorgnis Ausdruck, indem es mitteilt, dass seit Juli in mehreren europäischen Ländern der erwartete Anstieg der lokal erworbenen West-Nil-Virusinfektionen beobachtet werde, wobei die Länder Italien, Spanien und Griechenland am stärksten betroffen seien. Seit dem Jahr 2015 ist Italien das europäische Land mit der höchsten Anzahl jährlich gemeldeter Fälle. Im Jahr 2018 hatte die hohe Verbreitung des Virus zu 19 Todesfällen geführt.

Regione Emilia-Romagna

Das West-Nil-Virus wird durch den Stich der Mücken der Culex-Familie übertragen, die in Italien weit verbreitet ist. Mehrere Vogelarten gelten als Hauptwirt des Virus. Weibliche Stechmücken verbreiten das Virus, indem sie zuerst einen mit dem Virus infizierten Vogel stechen und es dann mit einem Stich auf den Menschen übertragen. In der Gegend von Oristano auf Sardinien wurden beispielsweise West-Nil-positive Krähen gefunden.

Die meisten Menschen, die sich mit dem West-Nil-Virus infizieren, zeigen entweder gar keine oder nur sehr leichte Symptome. Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein Fünftel der Patienten an hohem Fieber erkrankt und mindestens einer von 150 Patienten eine schwere Erkrankung des zentralen Nervensystems – eine Meningitis oder eine Enzephalitis – entwickelt.

Ein Zehntel der Patienten, die dieses schwere Krankheitsbild zeigen, stirbt an West-Nil-Fieber. Zu den Symptomen dieser schweren Krankheitsform gehören hohes Fieber, Kopfschmerzen, Nackensteife, Orientierungslosigkeit, Erbrechen, Gelenk- und Muskelschmerzen und Zittern. In besonders schweren Fällen können zu den genannten Krankheitserscheinungen Sehverlust und Lähmungen und schließlich ein Koma hinzutreten.

APA/APA/AFP/GUILLAUME SOUVANT

Die West-Nil-Symptome treten innerhalb von drei bis 14 Tagen nach dem Stich auf. Bei schweren Fällen kann die Genesung mehrere Wochen in Anspruch nehmen, wobei jedoch Schäden am zentralen Nervensystem bestehen bleiben können. Derzeit gibt es keine Impfstoffe oder Medikamente, die speziell gegen das Virus und seine Verbreitung wirken, aber zur Linderung der Krankheitserscheinungen können freiverkäufliche Schmerzmittel eingesetzt werden. In schweren Fällen ist ein Krankenhausaufenthalt unumgänglich. Es wird angenommen, dass Menschen, die mit dem West-Nil-Virus infiziert wurden, gegen eine erneute Infektion eine dauerhafte Immunität ausbilden.

Die Diagnose erfolgt durch die Suche nach IgM-Antikörpern im Patientenblut. Diese Antikörper können bei Erkrankten auch über einen sehr langen Zeitraum bestehen bleiben, was bedeutet, dass ein positives Testergebnis auch auf eine frühere Infektion hinweisen kann. Nach Ansicht von Gesundheitsexperten wird die Krankheit stark unterschätzt. Auf jede Person, bei der die Infektion entdeckt wird, kommen wahrscheinlich 150 weitere Personen in der Bevölkerung, die keine Symptome zeigen oder nicht richtig diagnostiziert werden.

Da es gegen das West-Nil-Fieber keine eigene Therapie gibt, sind Vorbeugemaßnahmen die einzige Möglichkeit, sich vor einer Erkrankung zu schützen. Dabei kommt der Verringerung der Exposition gegenüber Mückenstichen eine hohe Bedeutung zu. Es ist ratsam, Repellentien wie Mückensprays zu verwenden und im Freien, vor allem in der Morgen- und Abenddämmerung, lange Hosen und langärmelige Hemden zu tragen. Weitere Vorsichtsmaßnahmen sind, an den Fenstern Moskitonetze anzubringen und stehendes Wasser – etwa unter Blumentöpfen – zu vermeiden.

Betrieb Landesmuseen

In Italien wird seit dem Jahr 2008 einen Überwachungsplan umgesetzt, bei dem zwischen Juni und Oktober in Proben von Stechmücken und Sentineltieren – zu denen gehören etwa Vögel und Pferde – systematisch nach dem Virus gesucht wird.

 

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