Autofahrer bisher auf Fährverbindungen angewiesen

Italien genehmigt Bau von Mega-Brücke nach Sizilien

Mittwoch, 06. August 2025 | 14:59 Uhr

Von: apa

Italien hat am Mittwoch endgültig grünes Licht für das Milliardenprojekt einer Brücke zwischen Sizilien und dem italienischen Festland gegeben. Die Entscheidung erfolgte durch ein technisches Komitee der Regierung, wie Verkehrsminister und Vizepremier Matteo Salvini mitteilte. Das Vorhaben sieht den Bau einer festen Verbindung über die Straße von Messina vor und zählt zu den umstrittensten Infrastrukturprojekten Italiens – mehrfach geplant, verschoben und wieder aufgenommen.

Befürworter wie Salvini betonen den wirtschaftlichen und verkehrstechnischen Nutzen für den Süden des Landes. Kritiker warnen vor Kostenexplosionen, Umweltrisiken und mangelhafter Machbarkeit. Konkrete Baupläne und Zeitpläne sollen in den kommenden Wochen veröffentlicht werden.

3,6 Kilometer lange Brücke geplant

Der Bau der rund 3,6 Kilometer langen Brücke, die zu den längsten Hängebrücken der Welt zählen soll, über die Meeresenge von Messina wird in Italien bereits seit den späten 1960er-Jahren diskutiert. Ziel des Projekts ist es, die wirtschaftlich benachteiligte Insel Sizilien besser an das Festland anzubinden. Die rechtsgerichtete Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat das Vorhaben zu einer Priorität erklärt und über einen Zeitraum von zehn Jahren 13,5 Milliarden Euro für den Bau der Brücke sowie der begleitenden Infrastruktur bereitgestellt.

Den Zuschlag für das Bauprojekt erhielt nach einer internationalen Ausschreibung das Konsortium Eurolink, angeführt vom italienischen Baukonzern Webuild (ehemals Salini Impregilo), zu dem auch die spanische Gruppe Sacyr und der japanische Industriekonzern IHI gehören. Webuild ist unter anderem auch an Projekten wie dem Bau des Brennerbasistunnels und des NEOM-Gigaprojekts in Saudi-Arabien beteiligt, während IHI Erfahrung mit dem Bau großer Hängebrücken wie der Akashi-Kaikyō-Brücke in Japan und der Osman-Gazi-Brücke in der Türkei vorweisen kann.

Prüfung durch Rechnungshof noch notwendig

Laut der Messina Strait Company, die das Projekt koordiniert, erlaubt die Genehmigung des Regierungsausschusses den Beginn der vorbereitenden Maßnahmen, darunter archäologische und geologische Untersuchungen sowie Enteignungsverfahren für benötigte Grundstücke. Bevor das Dekret zum Bau der Monsterbrücke endgültig in Kraft treten kann, ist jedoch noch eine Prüfung durch den italienischen Rechnungshof notwendig, was laut Insidern einige Wochen in Anspruch nehmen könnte.

Trotz der Regierungsunterstützung ist das Projekt stark umstritten. Kritiker warnen vor massiven Umweltgefahren, dem Erdbebenrisiko in der Region sowie einer möglichen Infiltration durch die Mafia, insbesondere durch die in Kalabrien und Sizilien aktiven Organisationen ‘Ndrangheta und Cosa Nostra, die durch die Bauarbeiten große Profite erzielen könnten. Umweltverbände haben in dieser Woche Beschwerde bei der EU-Kommission eingelegt und vor erheblichen Umweltrisiken gewarnt. Auch Bürgerinitiativen laufen Sturm gegen das Projekt, das sie als teuer, unnötig und landschaftsschädlich einstufen. In den vergangenen Jahren war es immer wieder zu Protesten von Umweltschutzverbänden gegen die Brücke gekommen.

Auf der anderen Seite wird die Brücke von vielen als dringend notwendige Infrastrukturmaßnahme begrüßt, die eine schnelle Straßen- und Schienenverbindung zwischen dem Festland und Sizilien ermöglichen und damit einen wichtigen Impuls für die wirtschaftliche Entwicklung Süditaliens setzen könnte – als Alternative zur heutigen Fährverbindung. Webuild selbst schätzt, dass durch das Projekt mehr als 100.000 Arbeitsplätze entstehen könnten. Die Fertigstellung der Brücke ist derzeit für das Jahr 2032 geplant.

Kommentare

Aktuell sind 14 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen