Bis 2023 250.000 neue Arbeitsplätze – mangelnde Ausbildung als Manko

Italienischer Tourismus immer erfolgreicher

Dienstag, 12. März 2019 | 07:01 Uhr

Rom/Florenz – Der Tourismus nimmt in der italienischen Wirtschaft eine immer höhere Stellung ein. Dank der bleibenden, hohen Nachfrage und des immer größeren, touristischen Erfolgs sollen laut einer Studie in Italien bis zum Jahr 2023 im Tourismussektor 250.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Der Wermutstropfen aber ist, dass die Ausbildung in den Schulen nicht immer den Erwartungen der Arbeitgeber entspricht.

Eigentlich könnten die italienischen Tourismustreibenden frohlocken. Das klassische Urlaubsland Italien wird international immer beliebter. Laut einer Untersuchung des „Centro Studi Turistici“, die von der italienischen Tourismusvereinigung „EBN. TUR – Ente Bilaterale Nazionale Unitario del Settore Turismo“ in Auftrag gegeben wurde, beträgt der Anteil des Tourismussektors an der Gesamtwirtschaft des Stiefelstaats bereits heute mehr als zehn Prozent. Folgt man den Zahlen und Erläuterungen der Veröffentlichung, soll dieser Anteil noch weiter steigen, was im Umkehrschluss für den italienischen Arbeitsmarkt und den Handel einen entscheidenden Impuls bedeuten soll.

Heute arbeiten im Tourismussektor direkt oder indirekt 14,7 Prozent der italienischen Arbeitskräfte. Immer laut der Untersuchung des „Centro Studi Turistici“ soll dieser Anteil am italienischen Arbeitsmarkt bis zum Jahr 2028 um fast zwei Prozentpunkte weiter auf 16,5 Prozent ansteigen, wobei in diesem Schlüsselsektor der italienischen Wirtschaft bis zum Jahr 2023 rund 250.000 neue Arbeitsplätze entstehen sollen. Mit diesen Zahlen übertrifft der Anteil des Tourismussektors an der italienischen Gesamtwirtschaft jenen in Frankreich, Spanien oder Slowenien. Nur in wenigen Ländern wie in Griechenland mit 24,8 Prozent, in Kroatien mit 23,5 Prozent oder in Portugal mit 20,4 Prozent ist der Anteil an der nationalen Wirtschaft der Tourismus wirtschaftlich noch wichtiger als im Stiefelstaat.

Die „Jagd“ nach neuen Arbeitskräften ist längst im Gange. Dabei werden von den Arbeitgebern im Hotel- und Gastgewerbe nicht nur Mitarbeiter der klassischen Tourismusberufe wie Köche, Kellner und Zimmermädchen, sondern unter anderem auch Verantwortliche des Marketings sowie Verwaltungsangestellte gesucht. Besonders hoch ist die Nachfrage der italienischen Lidos und Strandbäder. Laut der Umfrage geben 38,9 Prozent dieser Arbeitgeber an, ein oder mehrere, neue Mitarbeiter einstellen zu wollen. Auf den Plätzen folgen die Hotels und weitere Beherbergungsbetriebe sowie die Gastronomie. Die Suche nach neuen Arbeitskräften erfolgt in mehr als die Hälfte der Fälle immer noch über klassische Methoden wie einem Schild „Mitarbeiter gesucht“ im Eingangsbereich oder über Mundpropaganda. Andere Wege wie die Aufgabe von Annoncen in Zeitungen und Zeitschriften, wie über die Arbeitsämter oder – eine Überraschung – über die sozialen Netzwerke werden hingegen weit seltener eingeschlagen.

Wenig überraschend ist hingegen, dass mit einem Anteil von 37 Prozent die Mehrheit der Arbeitgeber des italienischen Hotel- und Gastgewerbes Mitarbeiter mit Berufserfahrung bevorzugt. Mehr als ein Viertel der Befragten ist aber auch bereit, Neuankömmlinge ohne jegliche Berufserfahrung anzustellen. Der Wermutstropfen aber ist, dass ebenfalls mehr als ein Viertel der Chefs im Tourismussektor darüber klagt, dass die Mitarbeiter nur über eine unzulängliche Ausbildung verfügen.

Der Unternehmerverband der Tourismustreibenden „Assoturismo Confesercenti“ hebt in einer Aussendung die Mängel in der Ausbildung hervor und merkt an, dass die entsprechenden Ausbildungsstätten des Hotelier- und Gastgewerbesektors ihre Schülerinnen und Schüler nur unzureichend auf die Notwendigkeiten des touristischen Arbeitsmarktes vorbereiten. Sollte sich das nicht ändern – so „Assoturismo Confesercenti“ – könnte dies den Aufschwung des italienischen Urlaubsparadieses erheblich einbremsen.

Twitter/Coldiretti

 

Von: ka