Staat fängt oder tötet halbwilde Rinder der Organisierten Kriminalität – VIDEO

Kampf den „Heiligen Kühen“ der ’Ndrangheta

Mittwoch, 28. März 2018 | 07:35 Uhr

Gioia Tauro – Während bei uns Wölfe und Bären am Gasthaustisch und im Netz heiße Diskussionen entfachen, sind es in der süditalienischen Region Kalabrien die sogenannten „Heiligen Kühe“ der ’Ndrangheta, die für massive Probleme sorgen. Die mit der Zeit verwilderten Rinder, die ursprünglich Mitgliedern der kalabresischen Variante des Organisierten Verbrechens, der ’Ndrangheta, gehört hatten, wurden im Laufe der Zeit zu einer regelrechten Landplage. Aufgrund ihrer „noblen Abstammung“ wagte es bisher Keiner, die „Heiligen Kühe“ einzufangen oder zu dezimieren. Aber nun sagte der Staat den wilden Kühen den Kampf an.

Twitter/VaccheSacre

Die Geschichte der „Heiligen Kühe“ begann Anfang der 70-er Jahre, als sich zwei Clans der ’Ndrangheta, die Raso und die Facchineri, wegen Weiderechten in die Haare gerieten und eine blutige Fehde austrugen. Gegenseitige Morde sowie mehrere Festnahmen dezimierten beide Clans so sehr, sodass sie über kein Personal mehr verfügten, das auf ihre Rinder aufpassen konnte. Die nicht mehr beaufsichtigten Rinder brachen aus ihren Ställen und Weiden aus und lebten fortan in freier Natur. Mit der Zeit verwilderten die herrenlosen Tiere, wobei sie sich gleichzeitig unkontrolliert vermehrten. Ähnlich wie in manchen europäischen Gegenden die Wildschweine wurden die wilden Rinder im Laufe der Jahrzehnte zu einer wahren Landplage. Die Tiere, deren Anzahl heute auf 1.000 bis 1.400 Stück geschätzt wird, verwüsteten landwirtschaftliche Güter und verursachten auf den Straßen tödliche Unfälle. In zwei Fällen waren sie sogar für eine Zugentgleisung verantwortlich. Besonderes Ärgernis erregten die Kühe, als sie dabei gefilmt wurden, wie sie auf einem Friedhof gemütlich die Grabpflanzen fraßen.

Aufgrund ihrer „noblen Abstammung“ wagte es bisher Keiner, die „Heiligen Kühe“ zu vertreiben oder gar sie einzufangen und zu dezimieren. Die „Heiligen Kühe“ der ’Ndrangheta wurden zu einem Symbol der Macht der Clans und zum Mittel des Organisierten Verbrechens, ihr Territorium zu kontrollieren. Dabei dienten die wilden Rinder als eine Art „Gradmesser für die Loyalität“. Die Konsequenzen waren durchaus real. Im Jahre 2005 wurde der Arzt Ferdinando La Rosa, der wegen der Verwüstung seines Landgutes Anzeige erstattet hatte, von der ’Ndrangheta ermordet. Die Tiere dienten aber auch als Einnahmequelle. Ab und an wurden die Tiere „eingefangen und gezählt“. Anschließend wurden die wilden Rinder dazu genutzt, um EU-Beiträge zu erschleichen, welche direkt in die Kassen der Clans flossen.

Twitter/VaccheSacre

Bisher waren alle Anläufe, der Plage Herr zu werden, gescheitert, aber nach mehr als vier Jahrzehnten „Heiliger Rinder“ nahm sich nun endlich der Staat des Problems an. In Zusammenarbeit mehrerer Staatsanwaltschaften, der Nationalparkverwaltung des Aspromonte, einer Reihe von Gemeinden, den zuständigen veterinärmedizinischen Diensten und den Carabinieri von Friaul wurden erste Schritte getan. Es wurden einige kranke Rinder erschossen und, um die Vermehrung zu einzuschränken, 20 Stiere eingefangen.

Twitter/VaccheSacre

Ziel der Aktion war es auch, ein starkes Signal auszusenden, dass der Staat die geplagten Einwohner der Land- und Berggegenden des südlichen Kalabrien, der Locride, des Aspromonte und des Hinterlandes von Gioia Tauro, nicht allein lässt.

Twitter/VaccheSacre

Dazu müssen aber noch viele weitere Einfang- und Abschussaktionen folgen.

Von: ka