Radikale Demonstranten wollen die Hochzeit des Jahres sabotieren – VIDEO

„Kein Platz für Oligarchen, kein Platz für Bezos“

Freitag, 20. Juni 2025 | 07:54 Uhr

Von: ka

Venedig – Mr. Amazon, der 61-jährige Jeff Bezos, und seine 55-jährige Verlobte Lauren Sánchez lieben Venedig. Daher ist es kein Wunder, dass sie bereits vor Monaten beschlossen haben, in der weltberühmten Lagunenstadt den Bund der Ehe einzugehen.

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Die rund 30 Millionen Dollar teure „Mutter aller Hochzeiten“, die Ende Juni stattfinden und den rund 250 geladenen Gästen drei Tage lang ununterbrochene Feierlichkeiten bescheren soll, stößt aber nicht bei allen Venezianern auf Gegenliebe.

Facebook/No Space For Bezos

Bereits vor Wochen formierte sich eine Bürgerbewegung, die unter dem Slogan „No Space For Bezos – kein Platz für Oligarchen, kein Platz für Bezos“ dagegen protestiert, dass Mr. Amazon und seine neue Frau halb Venedig für sich beanspruchen. Radikale Demonstranten, die der linksextremistischen Szene und der No-Global-Bewegung angehören, träumen sogar davon, ihnen die Hochzeit zu ruinieren, indem sie die Zugänge zur Kirche und zu den Veranstaltungsorten blockieren. Seit die Proteste radikaler geworden sind und die Sicherheitsmaßnahmen erhöht wurden, liegen in Venedig die Nerven blank.

Facebook/Francesco “Frank” Duse – Noi per Venezia

Für viele ist die Hochzeit von Jeff Bezos und Lauren Sánchez die Hochzeit des Jahres – eine goldene Hochzeit, die wie kaum eine andere in Erinnerung bleiben wird.

Zur Trauung werden in der Lagunenstadt internationale Prominente erwartet, die zu den Freunden des Hochzeitspaars zählen. Sie reichen von Oprah Winfrey und Mick Jagger über Lady Gaga und die Kardashians bis zu Ivanka Trump, Katy Perry und Leonardo DiCaprio. Die zukünftige Mrs. Bezos, Lauren Sánchez, hat für den Tag der Tage nicht weniger als 27 Kostümwechsel in 72 Stunden eingeplant.

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Doch die Proteste gegen die rund 30 Millionen Dollar teure „Hochzeit des Jahrhunderts“ werden immer größer. Besonders sauer stößt einem Teil der Venezianer auf, dass für die Hochzeit von Mr. Amazon mit seiner 55-jährigen Verlobten die halbe Lagunenstadt abgeriegelt und nur für sie und ihre Gäste reserviert wird.

Neben einer Bürgerbewegung, die seit Wochen laut, aber friedlich gegen die „Oligarchenhochzeit” protestiert, haben sich auch miteinander eng vernetzte Gruppen von Demonstranten gebildet, die dem linksradikalen Milieu und der eigentlich bereits verstummten No-Global-Bewegung angehören. Diese radikalen Mr.-Amazon-Gegner der „No Space For Bezos“-Bewegung seien sogar dazu bereit, die teuerste Hochzeit aller Zeiten zu sabotieren.

Bewaffnet mit „Booten”, „aufblasbaren Tieren” und antikapitalistischen Parolen plant eine Handvoll Unentwegter, die „Mutter aller Hochzeiten” zu stören. Angeführt werden sie von Tommaso Cacciari, dem Gesicht des Dauerprotests, der jetzt „No Space For Bezos“ heißt. Dieser Slogan hängt auch als Spruchband von der Rialto-Brücke. „Wir haben nichts gegen die Ehe, wir sind keine Verrückten!“ – erklärt Cacciari – „aber wir mögen die Arroganz dieses Milliardärs nicht, der glaubt, mit seinem Geld alles kaufen zu können, sogar Venedig.“

Facebook/ANPI 7 Martiri Venezia

Einer der Hotspots der Proteste dürfte die Kirche Abbazia della Misericordia werden, die nach Ansicht der Demonstranten nichts mit Barmherzigkeit zu tun hat, da Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro sie dem Amazon-Patron „ohne Scham“ gewährt hat.

Einige der radikalen Aktivisten sollen planen, den Weg zur Kirche zu blockieren. „Wir werden den Zugang zur Kirche zu Wasser und zu Lande mit unseren Körpern verhindern. Und wir werden kein Problem damit haben, die rote Zone zu verletzen, falls es jemals eine geben wird“, gibt sich Alice Bazzoli vom Laboratorio Occupato Morion kämpferisch.

Die Slogans, Methoden und der Ton entstammen dem linksradikalen Milieu, das sich bereits gegen große Schiffe, Kreuzfahrtpassagiere und alles, was nach den USA und Reichtum riecht, gerichtet hat. Den Argumenten der Hochzeitsbefürworter, die anmerken, dass die Hochzeit des drittreichsten Mannes der Welt der Wirtschaft der Stadt – von den Hotels über die Betreiber der Taxiboote bis hin zu den venezianischen Glasbläsern, Konditoren und kleinen Ladenbesitzern – großen Nutzen bringt, lässt Bazzoli nicht gelten. „Das sind nur ein paar Krümel. Das Geld wird an die üblichen Lobbys der Gondoliere und Taxifahrer gehen. Die Hotels werden vom Finanzkapitalismus geführt, nicht von einheimischen Familien“, betont Bazzoli.

Facebook/Laboratorioccupato Morion

Der Präsident von Venetien, Luca Zaia, und der Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro, gehen mit den Demonstranten hart ins Gericht. „Ich verstehe den Protest von 200 Leuten nicht, wenn an bestimmten Tagen bis zu 150.000 Touristen nach Venedig kommen. Aber welche Botschaft der Gastfreundschaft geben wir als Stadt, als Region und als Land, wenn wir zu Bezos nein, aber zu jedem Italiener und Ausländer, der in der Lagunenstadt heiraten will, ja sagen? Nur weil er reich ist?”, so Luca Zaia.

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Die Frage ist berechtigt, doch die Fronten zwischen den Befürwortern und den Gegnern – zu denen sogar der lokale Ableger der italienischen Partisanenvereinigung ANPI gehört – sind längst verhärtet. Selbst die Bitte des Hochzeitspaars, statt Geschenke für sie zu kaufen, für den Erhalt Venedigs zu spenden, vermag die Kritiker nicht zu besänftigen.

Viele Venezianer halten den Protest für Folklore und einen Sturm im Wasserglas. Aber es geht auch die Angst um, dass es den wenigen Dutzend Aktivisten wirklich gelingen könnte, Jeff Bezos und Lauren Sánchez ihre Hochzeit zu vermiesen. Seit der Radikalisierung der Proteste und der Erhöhung der Sicherheitsmaßnahmen liegen in Venedig daher die Nerven blank.

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