Produktivität nachweislich gesteigert

Lamborghini bestätigt: Die Vier-Tage-Woche wirkt

Donnerstag, 12. Juni 2025 | 07:18 Uhr

Von: idr

Sant’Agata Bolognese – 2023 führte der italienische Sportwagenhersteller Lamborghini als erster Autobauer in Europa die Vier-Tage-Woche bei vollem Gehalt in der Produktion ein. Ziel war es, die Produktion in den Werken durch höhere Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu erhöhen. Knapp zwei Jahre nach der Einführung bei Lamborghini zieht der Autobauer erstmals Bilanz: Die Vier-Tage-Woche wirkt offenbar.

Vier-Tage-Woche in der Kritik

Die Entscheidung kam zu einer Zeit, in der das Modell der Vier-Tage-Woche sowohl Zuspruch als auch massiven Gegenwind erntete. Kritiker und vor allem Arbeitgebervertreter befürchteten, dass in Zeiten von Homeoffice Arbeitnehmer ohnehin fauler würden und die Produktivität verloren ginge. Befürworter mahnten hingegen, dass die Produktivität unverändert bliebe, da die gleiche Arbeit auch an vier Tagen geschafft werden kann, wenn die Motivation durch mehr Freizeit höher ausfällt.

Genau dieser Argumentation ist auch Lamborghini gefolgt: Mitarbeiter bekamen die Möglichkeit, einige Freitage pro Monat freizubekommen oder zwölf Tage mehr Urlaub pro Jahr. Nun gab der Luxus-Autobauer erstmals einen Einblick in das Langzeitprojekt: Demnach sind mittlerweile über 70 Prozent der Fabrikarbeiter im Vier-Tage-System beschäftigt und konnten eine erhebliche Produktivitätssteigerung nachweisen, die auf den Freizeitgewinn zurückzuführen ist. Gleichzeitig gingen die Fehlzeiten und die Fluktuation runter, während die Zufriedenheit unter den Mitarbeitenden anstieg.

VW droht die Vier-Tage-Woche – unfreiwillig

Ein weiterer Autobauer, dem in Zukunft die Vier-Tage-Woche droht, ist Volkswagen. Bei VW wäre die Entscheidung allerdings nicht auf eine moderne Unternehmensstrategie zurückzuführen: Im Zuge der Umstellung von Verbrenner- auf E-Autos ist im Wolfsburger Stammwerk „ab 2027 die zeitweise Vier-Tage-Woche kein abwegiges Szenario“, so die Betriebsratschefin von VW, Daniela Cavallo – eine Maßnahme, die in der Krise 1993 bereits Wirkung zeigte.

Es ist erstaunlich, dass gerade im Luxus-Segment auf eine neue und besonders soziale Arbeitsweise gesetzt wird, während Autobauer der Arbeiterklasse nur durch Zwang dazu kommen würden. Verwundern tut das besonders angesichts der Forderungen von Bundeskanzler Friedrich Merz, nach denen die Deutschen wieder mehr arbeiten müssten, um die Wirtschaft anzukurbeln. Projekte wie die von Lamborghini zeigen jedoch, dass mehr Arbeitszeit nicht automatisch zu mehr Produktion führt.

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