Von: ka
Rom – Eine äußerst pikante Affäre beschäftigt nicht nur Italiens Politik, sondern auch die Klatschblätter des Stiefelstaats. Es geht um den Fall von Maria Rosaria Boccia, eine Unternehmerin und Influencerin aus Pompeji, die den italienischen Kulturminister Gennaro Sangiuliano als angebliche Beraterin zu vielen seiner institutionellen Termine und Verpflichtungen begleitet hat.
Während Gennaro Sangiuliano bestreitet, dass die 41-jährige Maria Rosaria Boccia, die laut ihrer Instagram-Seite Präsidentin der Mailänder FashionWeekMilanoModa ist, jemals für sein Ministerium als Beraterin tätig war, legt die Unternehmerin und Influencerin angebliche Beweise für eben genau diese Tätigkeit vor.
Von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni “einbestellt”, musste Gennaro Sangiuliano eingestehen, dass es zwischen ihm und Maria Rosaria Boccia eine “Privatangelegenheit” gab. Der Kulturminister beteuert jedoch, dass für die Frau “kein öffentlicher Euro geflossen” sei und er ihre Reisekosten wie Flugtickets mit seiner persönlichen Kreditkarte beglichen habe.
Da sie den Vorwurf der Veruntreuung öffentlicher Gelder befürchten muss und die Affäre einen Schatten auf ihre Regierung wirft, ist Giorgia Meloni “fuchsteufelswild”. Während die “Affäre Sangiuliano-Boccia” für die Opposition, die den Rücktritt des Ministers fordert, ein gefundenes Fressen ist, überbieten sich die italienischen Klatschblätter darin die “Beziehung” zwischen den beiden – welcher Natur auch immer sie war – genüsslich auszuschlachten.
Die Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die sich nichts lieber wünschen würde, als dass in den Medien über die Regierungsarbeit berichtet wird, muss seit einigen Tagen damit leben, dass die Schlagzeilen von der “Beratungsbeziehung” zwischen Kulturminister Gennaro Sangiuliano und der Influencerin Maria Rosaria Boccia beherrscht werden. Politisch und juridisch besonders brisant ist die Frage, ob für die 41-Jährige, die den italienischen Kulturminister Gennaro Sangiuliano als angebliche Beraterin zu vielen seiner institutionellen Termine und Verpflichtungen begleitet hat, Mittel des Kulturministeriums verwendet wurden und ob sie Zugang zu vertraulichen Dokumenten hatte.
Als die wutentbrannte Giorgia Meloni am Dienstagabend Gennaro Sangiuliano in den Palazzo Chigi bestellte, hatte sie viele Fragen. “Schwöre mir, dass es keinen einzigen öffentlichen Euro gibt, der für sie ausgegeben wurde und dass sich kein vertrauliches Dokument in ihrem Besitz befindet. Das ist alles, was mich interessiert. Der Rest zählt nicht, das ist Klatsch und Tratsch. Kann ich dir vertrauen?”, soll die Ministerpräsidentin den Kulturminister zur Rede gestellt haben. “Es wurden keine öffentlichen Gelder für sie ausgegeben. In Mailand, Taormina und Polignano habe immer ich gezahlt”, habe Gennaro Sangiuliano beteuert.
Gegenüber Meloni musste er jedoch eingestehen, dass es zwischen ihm und Maria Rosaria Boccia eine “Privatangelegenheit” gab.
“Deshalb haben wir ihre Ernennung zur Beraterin für Großveranstaltungen blockiert. Sie hatte den Lebenslauf und die Referenzen, um diese Aufgabe zu übernehmen, aber als unsere gegenseitige berufliche Wertschätzung zu einer privaten Angelegenheit wurde, hatte ich als erster das Gefühl, dass ich alles stoppen musste”, so der Kulturminister. Laut Gennaro Sangiuliano soll Boccia höchstens “ein paar private Fotos” und “ein paar Nachrichten mit Herzchen” besitzen.
“Die Sache hat aufgehört und das war’s. Es gibt dazu nichts mehr zu sagen”, möchte der Kulturminister einen Schlussstrich ziehen. Aber so einfach dürfte das nicht gehen. Dazu genügt es, die Affäre von Anfang an zu verfolgen. Am 26. August veröffentlichte Boccia auf ihrer Instagram-Seite ihre Ernennung zur Beraterin des Ministeriums. Nach dem Dementi des Ministriums holte die 41-Jährige zum “Gegenschlag” aus. Dazu gehört auch eine Tonaufnahme, in der, wie sie sagt, eine weibliche Stimme andeutet, dass ihre Ernennung annulliert werden sollte. Süffisanterweise soll es sich bei der “weiblichen Stimme” um jene von Gennaro Sangiulianos Ehefrau handeln.
In den Tagen darauf fuhr die Unternehmerin und Influencerin fort, auf Instagram gemeinsame Fotos und verschiedene Dokumente zu veröffentlichen. Zugleich betont sie, dass sie an gemeinsamen Sitzungen und Lokalaugenscheinen teilgenommen und mit dem Minister Informationen ausgetauscht habe. Noch in der Nacht wies sie Sangiulianos Aussagen zurück. Gesichert ist, dass die 41-Jährige – in welcher Funktion auch immer – den Minister bei acht Reisen begleitet hat. Genüsslich bemerkt das italienische Medium Dagospia, dass Gennaro Sangiuliano in Begleitung mit Maria Rosaria Boccia keinen Ehering trug.
Je länger die Affäre fortdauert, desto kleiner wird Gennaro Sangiulianos Spielraum. Sollten trotz aller Dementis Gelder des Ministeriums geflossen sein, wird der Kulturminister kaum mehr ein Justizverfahren und einen Rücktritt vermeiden können. Der politische Schaden ist bereits jetzt enorm. Selbst politische Freunde wenden sich ab. Von der Rai interviewt, gab es keinen Ausweg mehr. “Ja, es gab eine Beziehung. Ich bin aber nicht erpressbar, es ist kein Euro geflossen”, so der Minister. “Ich entschuldige mich bei meiner Frau, bei Giorgia Meloni und meinen Mitarbeitern”, fügt Gennaro Sangiuliano hinzu.
Die Affäre belustigt inzwischen ganz Italien. Mit Spannung warten die Italiener auf die nächsten Fotos und Enthüllungen.
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