Selenskyj bei der Konferenz in Rom

Selenskyj fordert bei Wiederaufbaukonferenz Marshall-Plan

Donnerstag, 10. Juli 2025 | 16:18 Uhr

Von: apa

In Rom hat am Donnerstag eine zweitägige Ukraine-Wiederaufbaukonferenz begonnen, die gemeinsam von Italien und der Ukraine ausgerichtet wird. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte bei der Konferenz einen Marshall-Plan für sein Land und rief zur Zusammenarbeit bei der Produktion von Drohnen auf. Die EU unterstützt Kiew mit einem milliardenschweren Paket.

“Wir arbeiten daran, eine große Koalition für den Wiederaufbau zu schaffen. Jetzt muss der Moment sein, an dem der Wiederaufbau beginnt. Alles, was Russland zerstört hat, kann wieder aufgebaut werden. Diese Koalition braucht Länder, führende Persönlichkeiten und Unternehmen, die gemeinsam unsere Gesellschaft wiederaufbauen. Was wir brauchen, ist ein klarer Wiederaufbau- und Resilienzplan – so wie einst der Marshall-Plan, der Europa verwandelt und wiederaufgebaut hat”, betonte der ukrainische Präsident.

Selenskyj urgiert Zusammenarbeit bei Produktion von Drohnen

“Der Wiederaufbau der Ukraine betrifft nicht nur mein Land, sondern auch Ihre Länder, Ihre Gesellschaften, Ihre Technologien und Ihre Arbeitsplätze. Die Art und Weise, wie wir unser Land wiederaufbauen, kann auch eure Infrastruktur und eure gesamte Industrie modernisieren. Deshalb müssen wir neue, spezifische Finanzierungsmechanismen entwickeln”, so Selenskyj.

Davor hatte der ukrainische Präsident die westlichen Staaten aufgefordert, mit seinem Land eng bei der Entwicklung und Produktion von Drohnen zusammenzuarbeiten. Dies sei wichtig, um die Frontlinie zu stützen und russische Militäreinrichtungen zu attackieren. Er urgierte, dass die in Europa eingefrorenen russischen Staatsvermögen für den Wiederaufbau der Ukraine genutzt werden sollten. Die Ukraine sei im Hinblick auf weitere Kriegsmonate auf internationale Hilfe angewiesen.

Ukraine-Wiederaufbau wird laut Kiew 850 Mrd. Euro kosten

Der Wiederaufbau der Ukraine wird nach Schätzungen aus Kiew umgerechnet mehr als 850 Milliarden Euro über einen Zeitraum von 14 Jahren kosten. “Unsere Konzeption sieht die Schaffung von zwei Fonds in Höhe von einer Billion US-Dollar vor”, sagte Ministerpräsident Denys Schmyhal, der per Video zugeschaltet war. Der erste von Kiew verwaltete “Ukraine-Fonds” solle über beschlagnahmte russische Vermögenswerte im Ausland in der Höhe von umgerechnet mehr als 460 Milliarden Euro finanziert werden. Ein zweiter Fonds mit einem Volumen von umgerechnet fast 400 Milliarden Euro soll demnach über private Investitionen zustande kommen.

Schmyhal forderte die Verbündeten zudem auf, weitere Finanzmittel aufzuwenden, um das ukrainische Budgetdefizit auch in den Jahren 2026 und 2027 zu decken. “Unter Friedensbedingungen und ohne Waffenherstellung kostet der Unterhalt der ukrainischen Armee 50 Milliarden Euro im Jahr. Wir zählen darauf, dass die Hälfte von der EU kommt”, unterstrich der Regierungschef.

EU stützt Wiederaufbau der Ukraine mit milliardenschwerem Paket

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen berichtete zur Eröffnung der Konferenz, dass die EU den Wiederaufbau der Ukraine mit einem neuem 2,3-Milliarden-Euro-Paket unterstütze. Das neue Paket, das im Rahmen des Investitionsrahmens für die Ukraine unterzeichnet wurde, umfasst 1,8 Milliarden Euro an Kreditgarantien und 580 Millionen Euro an Zuschüssen. Es soll Investitionen von bis zu zehn Milliarden Euro in der Ukraine mobilisieren.

“Heute bekräftigt die EU ihre Rolle als stärkster Partner der Ukraine – nicht nur als ihr größter Geber, sondern auch als wichtiger Investor in ihre Zukunft. Mit den unterzeichneten Abkommen im Wert von 2,3 Milliarden Euro wollen wir Investitionen von bis zu zehn Milliarden Euro freisetzen, um Häuser wieder aufzubauen, Krankenhäuser wieder zu öffnen, Unternehmen neu zu beleben und die Energieversorgung zu sichern. Das ist gelebte Solidarität”, so von der Leyen.

Auch österreichische Wirtschaftsdelegation in Rom

Aus Österreich nehmen Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) und Ukraine-Sonderkoordinator Wolfgang Anzengruber an der Konferenz teil. Auch eine Wirtschaftsdelegation von Industriellen reiste an. Vertreten sind führende heimische Unternehmen aus den Bereichen Energie, Infrastruktur, Technologie und Finanzwesen – viele davon sind bereits mit Projekten in der Ukraine engagiert.

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