Von: Ivd
Madonna di Campiglio – Der italienische Sternekoch Paolo Cappuccio steht massiv in der Kritik. Auslöser ist ein Facebook-Stellenangebot, in dem er für ein Vier-Sterne-Hotel im Fassatal nach neuem Personal suchte. Allerdings kämen für seine Küche „keine Kommunisten, keine Faulenzer, keine Alkohol- oder Drogenabhängigen sowie Menschen mit Problemen bei ihrer sexuellen Orientierung“ in Frage. Cappuccio stellte sich im Anschluss mehreren Anstalten und verteidigte seine Mussolini- und Hakenkreuz Tattoos ohne Hintergedanken.
Cappuccio, der unter anderem als Berater für Lokale in Mailand und Rom tätig war, gießt seit seinem Facebook-Post, der mittlerweile gelöscht wurde, weiter Öl ins Feuer. In mehreren Interviews verteidigte er seine Aussagen, zeigte sich stolz auf sein Mussolini-Tattoo und erklärte offen, dass er auch ein Hakenkreuz auf dem Körper trage. Diese sei ein „Akt des Protests“. In der Radiosendung La Zanzara sagte er: „Wenn Hammer und Sichel verboten werden, lasse ich sie (die Swastika) entfernen.“
„Wir sind Sklaven unserer Angestellten“
Auch in anderen Interviews blieb der Koch hart in der Sache: Kommunisten bezeichnete er als Faulenzer, Mussolini habe seiner Ansicht nach „viel Gutes getan“ und der heutige Arbeitsmarkt sei eine Katastrophe für Arbeitgeber. Mitarbeiter bezeichnete er als moderne Sklaventreiber, die ihre Chefs erpressten. Wenn man Kritik äußere, meldeten sie sich krank oder würden Lohn bis Saisonende verlangen, so der Koch. Einzige Teil-Reue: Inzwischen bedaure er, mit seiner Wortwahl homosexuelle Menschen verletzt zu haben, betont aber, seine Bemerkung habe sich auf einen früheren Fall mit einem pädophilen Angestellten bezogen.
Das ehemalige Restaurant des Kochs, La Casa degli Spiriti in Costermano, distanzierte sich in einem öffentlichen Statement entschieden von seinen Aussagen: „Wir halten diese Aussagen für diskriminierend und inakzeptabel, sie stehen im diametralen Widerspruch zu den Werten unserer Realität, sowohl damals als auch heute.“ Auch andere frühere Geschäftspartner meldeten sich inzwischen kritisch zu Wort.
Der Shitstorm um Cappuccio zeigt einmal mehr, wie tief der Faschismus in Italien weiterhin Bestand hat. Ob und wie es für den Sternekoch beruflich weitergeht, bleibt offen.
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