Von: mk
Bozen/Trient – Ein Weingut im Trentino-Südtirol zu haben, ist fasst wie der Besitz einer alten Schatztruhe. Die Weinanbaugebiete in der Region weisen mit durchschnittlich 343.000 Euro pro Hektar die höchsten Durchschnittspreise Italiens auf. Spitzenreiter ist das Gebiet rund um den Kalterer See in Südtirol, wo ein Hektar Rebfläche bis zu 900.000 Euro wert sein kann. Dies geht aus den jüngsten Daten einer Studie von Mediobanca hervor, die den italienischen Weinsektor bis 2024 analysiert, berichtet der Corriere.
Das Trentino-Südtirol führt die Rangliste der teuersten Weinanbaugebiete Italiens mit deutlichem Abstand an. Zum Vergleich: Venetien, auf dem zweiten Platz, erreicht einen Durchschnittswert von 141.000 Euro pro Hektar. Seit 2019 sind die Grundstückspreise in Trentino-Südtirol zudem um 7,3 Prozent gestiegen. Laut Studie erklärt sich die Spitzenposition mit einem hohen Anteil an Qualitätsweinen und einer relativen Homogenität der Weinbergwerte.
Zu den teuersten nationalen Weinbergen im Jahr 2023 zählen neben den DOC-Gebieten am Kalterer See auch jene im unteren Vinschgau und im Eisacktals rund um Brixen, deren Preise zwischen 300.000 und 500.000 Euro pro Hektar liegen.
Weingüter nördlich von Trient haben durchschnittlich einen Preis von 220.000 bis 500.000 Euro pro Hektar (DOC). Vergleicht man die Situation mit ganz Italien, handelt es sich insgesamt um keine Spitzenpreise. Zum Vergleich: Ein Hektar Barolo DOCG-Weinberg in der Provinz Cuneo kann einen Wert von bis zu zwei Millionen Euro erreichen. Laut Studie werden in den renommiertesten Weinregionen die hohen Bodenwerte einiger Provinzen durch niedrigere Werte in anderen Gebieten ausgeglichen. Der nationale Durchschnittswert für Rebflächen liegt bei 58.100 Euro pro Hektar.
Die Situation im Trentino-Südtirol
Die hohen Preise im Trentino-Südtirol sind auch auf den geringen Anteil von Weinbergen im Vergleich zur gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche zurückzuführen. Während die Weinproduktion in Venetien 10,9 Prozent der Agrarfläche ausmacht, sind es in Trentino-Südtirol lediglich drei Prozent. Ein weiterer Beleg für die Qualität der Weinindustrie in der autonomen Region ist die Diskrepanz zwischen Produktions- und Verkaufsvolumen auf nationaler Ebene: Der Wein aus dem Trentino-Südtirol macht zwar nur 2,9 Prozent des gesamten Produktionsvolumens im Jahr 2023 aus, aber 4,6 Prozent des Wertes. Betrachtet man die Exporte, stammen sogar 8,2 Prozent der nationalen Verkäufe aus den beiden autonomen Provinzen.
Die Zukunft des Weins
Angesichts geopolitischer Unsicherheiten und sinkenden Konsums stellt sich die Frage nach der Zukunft des italienischen Weins. Über drei Viertel der Weinunternehmen in ganz Italien glauben, dass die Nachfrageschwierigkeiten durch die Erschließung neuer Märkte überwunden werden können. Im Bereich der Anpassung des Angebots steht die Entwicklung von „No/Low-Alkohol“-Kategorien im Vordergrund, die für 50 Prozent der Unternehmen Priorität haben. Zudem sind Investitionen in Humankapital für etwa 55 Prozent der Akteure als wesentlich erachtet – noch vor technologischen Investitionen in künstliche Intelligenz und Automatisierungsprozessen. Letztere Punkte sind für ein Drittel der Unternehmen wichtig.
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