Venedig – In Südtirols Nachbarregion Venetien läuft die zweite Corona-Welle aus dem Ruder.
Venetien, das im Frühjahr von Covid-19 nur gestreift worden war, galt selbst noch zu Beginn der zweiten Welle als kaum betroffene Region. Aufgrund des geringen Infektionsgeschehens wurde Venetien sogar als „gelbe Zone“ mit nur sehr geringen Corona-Einschränkungen ausgewiesen.
Dies erwies sich jedoch als Fehler. In den vergangenen Tagen stieg die Anzahl der Corona-Opfer, der Neuansteckungen und jene der stationären Aufnahmen rapide an. Der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia, der in der Vergangenheit das modellhafte Konzept der Corona-Bekämpfung Venetiens herausgestrichen hatte, rief die Regierung dazu auf, Venetien in eine „rote Zone“ umzuwandeln.
Die als „gelbe Zone“ gekennzeichnete Nachbarregion Venetien, über die im November kein harter Lockdown verhängt wurde, macht von außen betrachtet nicht den Eindruck einer hart unter der Coronaepidemie leidenden Region. Restaurants und Bars sind überfüllt und in den Einkaufszentren und Shoppingstraßen in den Stadtzentren gehen die Venezianer der weihnachtlichen Geschenkejagd nach. Dennoch ist die Region von SARS-CoV-2 stark betroffen. Mit 165 Corona-Toten an einem einzigen Tag – dies entsprach am selben Tag einem Fünftel aller italienischen Todesopfer – und 3.324 Neuansteckungen erreichte Venetien Anfang der Woche einen traurigen Rekord. „Venetien ist die neue Lombardei“, so das traurige Fazit eines Venezianers.
Zugleich wird der Druck auf die Krankenhäuser immer größer. Die Erkrankten stürmen die Notaufnahmen aller Krankenhäuser der Region. Um Plätze für die Covid-19-Patienten freizubekommen, versuchen von Verona über Vicenza bis nach Padua die Verantwortlichen der Gesundheitsbetriebe den normalen Krankenhausbetrieb auf ein absolutes Minimum hinunterzudrücken.
Die Ärztin und Leiterin der Abteilung für Präventionsmedizin der Region, Francesca Russo, listete gegenüber den Medien dramatische Zahlen auf.
„Wird die Sterblichkeit der letzten drei Jahre betrachtet, erkennt man, dass sie zwischen Ende März und Anfang April durchschnittlich um 38 Prozent höher lag. Während des Sommers fiel sie wieder auf relativ normale Werte. In der ersten Novemberhälfte stieg die Sterblichkeit verglichen mit den Durchschnittswerten der vergangenen drei Jahre erneut um 32 Prozent an. In der zweiten Hälfte des Novembers wurde bei der Sterblichkeit sogar ein Anstieg von 44 Prozent verzeichnet. Die am stärksten infizierte Altersgruppe ist jene, die zwischen 25 und 64 Lebensjahren liegt. Das Durchschnittsalter der stationär aufgenommenen Covid-19-Patienten beträgt hingegen 75 Jahre. Ab diesem Alter steigt auch die Sterblichkeitsrate stark an“, so die unmissverständlichen Worte von Francesca Russo.
„Insgesamt betrachtet kann man zusammenfassen, dass der aktiv im Arbeitsleben stehende Teil der Bevölkerung sich am häufigsten ansteckt. Diese relativ jungen Leute reichen dann das Virus an die älteren Menschen weiter. Letztere sind dann am Ende diejenigen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen und dort manchmal auch sterben“, so das traurige Fazit der Ärztin und Leiterin der Abteilung für Präventionsmedizin der Region Venetien.
Jenseits der nackten Zahlen ist die stark erhöhte Sterblichkeit auch an der Häufung der ausgehängten und in den Medien veröffentlichten Todesanzeigen zu erkennen. Wie im Frühjahr in Bergamo sind verschiedene Lokalzeitungen dazu übergegangen, den Todesanzeigen mehrere Seiten zu widmen.
Infolge der stark gestiegenen Corona-Zahlen wird der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia, immer nervöser. Einerseits verurteilt der wortgewaltige Präsident seine Landsleute für die Menschenansammlungen in den Straßen und Geschäften sowie für deren laschen Umgang mit den Corona-Hygiene und Sicherheitsmaßnahmen. Andererseits möchte er aber trotz vorhandener Kompetenz per Verordnung erlassene Schließungen von Lokalen und Einkaufsmeilen vermeiden.
Luca Zaia gibt vor, Venetiens Wirtschaft schützen zu wollen, und zieht es vor, an die Vernunft der Venezianer zu appellieren. Kritiker seiner Corona-Politik hingegen meinen, dass der sonst so auf die Autonomie Venetiens pochende Luca Zaia lieber darauf wartet, dass Rom für ihn die Kastanien aus dem Feuer holt und selbst die unpopuläre Entscheidung trifft, Venetien von einer gelben in eine rote Zone zu verwandeln.
Zugleich ist das misslungene Experiment der „gelben Zonen“, in denen relativ geringe Corona-Einschränkungen gelten, einer der Gründe dafür, dass die römische Regierung ernsthaft darüber nachdenkt, für die Festtage kaum Lockerungen zuzulassen. Vielmehr überlegen die Minister und die Experten, die sie beraten, für Italien einen Lockdown nach deutschem Modell zu verhängen.
Salopp formuliert könnte der „Coronafall Venetien“ Auslöser für weihnachtliche Einschränkungen in ganz Italien sein.
Von: ka
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54 Kommentare auf "Traurige Corona-Rekordzahlen: „Venetien ist die neue Lombardei“"
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Diese Zahlen sind so schrecklich, gerade an Weihnachten sollte niemand, egal ob jung oder alt, alleine im Krankenhaus sein, noch schrecklicher wenn man bedenkt, wie viele Familien täglich ihre Angehörigen wegen eines Virus verlieren, welches wir selbst verhindern könnten! Wo bleibt die Solidarität? Die Hilfsbereitschaft? Ich schäme mich Teil einer Gesellschaft zu sein, welche nicht in der Lage ist, seine Mitglieder zu beschützen, ich will in keiner Gesellschaft leben, in der der Aperitif am Abend wichtiger ist, als der Schutz der Mitmenschen… das ist grausam!
Weißt du noch was du willst? Gestern noch hast du geschrieben: “Masken und Abstand damit kann man relativ normal weiterleben”. Ich sage immer noch daß diese Maßnahmen nichts bewirken können. Es bringt nichts der Bevölkerung die Schuld an den Versäumnissen der Behörden und Politik zu geben. Siehe Studien und Untersuchungsberichte aus verschiedenen Ländern.
Anja , du bist so ein lieber Mensch.. Ich wünsche dir alles Gute.. ❤️
Jo, es isch schun brutal dass es Lebn kuan Wunschkonzert und kuan Märchen voller Einhörner isch, wou lai es Gute siegt und olle Menschn am bestn ewig und ohne Kronkheit lebn 🤦🤣
@Anja
Wir müssen auf uns selber schauen. Das haben wir immer schon gemacht. Und das tun wir auch heute. Egal um was es geht. Jeder hat eine gewisse Form von gesundem Egoismus und das ist auch gut so. Alles andere ist Blödsinn. Ein respektvolles, freundliches miteinander, mehr braucht es nicht, das hatten wir, aber so, sind wir dabei dies komplett zu verlieren. Behaltet einen klaren Kopf. Bleibt bei euch. Schaut nicht auf die anderen. Leben und leben lassen. Alles andere liegt nicht in unserer Hand.
Langsam kommt mir vor ich schreibe mit Zeugen Jehowas… Wie hättest du das bitte machen wollen? Die ganze Welt für 2 Monate einfrieren?
@bubbles
Der pure Egoismus, welcher die Menschheit zu Fall bringen wird 😔
Anja
was würdest du denn noch besser machen wollen ?
die meisten halten sich doch an die Maßnahmen…man sieht kaum noch Leute ohne Maske in der Stadt…das es manchmal eng wird ist unvermeidlich ,die Wirtschaft muß auch noch ein wenig laufen und die Leute müssen auch mal Luft schnappen ,da müssen wir durch !
besiegen werden wir dieses hoch ansteckende Virus nie !
im Januar werden sich vieleicht einige impfen können, die das wollen…dann wird es vielleicht langsam ein wenig besser werden
@Lana77
Lana😄😄😄👍👍
@halihalo das ist doch der Punkt: die meisten helfen mit, die meisten kämpfen füreinander, aber die meisten leiden eben auch, weil es immer noch einige gibt, die glauben, dass Masken und Abstand nichts bringen oder noch schlimmer, immer noch glauben wir reden von einer Grippe! Bei keiner Grippe-Welle sind täglich, über Wochen hinweg, so viele Menschen gestorben wie jetzt und das finde ich grausam, es ist grausam was wir den Risikogruppen weiter antun und es wird erst aufhören, wenn wir ALLE dafür kämpfen, dass es endlich aufhört, nicht nur die meisten…
@Lolli78…. sou eppes konn lai a lolli schreibn, die verbreitung von sars cov 2 liegt ausschließlich in menschenhand, der stoot konn lai vorgaben erlossn, wenn de nit ingholtn werden sein des die resultate
Lolli=die fehlts wohl irgendwo ? Natürlich haben die Massnahmen einen Sinn =das Problem sind die Verweigerer die Keine Regeln einhalten 🙁
@@zugspitze
Wehrdienstverweigerer.
Soll angeblich auch hart bestraft werden sobald man ital. Territorium betritt. Und Staatsangehörigkeit bekommt man auch keine, da man warten muss, bis verjährt. Das kann Jahrzehnte dauern.
@Männleinx
Der Wehrdienst war traumatisch ?
@Anja
na ja…villeicht erwartest du einfach zu viel ?
Jeder Mensch ist anders ,ob jung oder alt und hat andere Bedürfnisse und Einstellungen
man kann noch so viele Verordnungen und Gesetzte beschließen…ALLE werden sie doch nie befolgen…versuchen wir verantwortungsvoll das Beste draus zu machen und gut durch den Winter zu kommen
@Anja
Arme Anja, alles so schrecklich und grausam nur zum Schämen.
@Anja
Das ist DEINE Welt.
Andere Menschen wünschen sich eben anderes. Aktzeptieren und tolerieren.
@Anja
Kriegst du dieses Elden in deinem Umfeld auch mit? Siehst du es in deinem Umfeld? Hörst du es? Spürst du es? Oder lies du es nur und siehst es im Fernsehr? Schon mal darüber nachgedacht?
Anja der Aperitif am Abend ist auch nicht das Problem. Das Problem ist, wenn du nach dem Aperitif zu deinen Eltern gehst. Aber stell dir vor, was du ihnen sonst noch alles anschleppen könntest? Dann dürftest du sie überhaupt nie mehr besuchen gehen denn du könntest ja eine gefährliche Krankheit mit dir herumtragen von der du gar nichts weißt.
bubbles
“Wir müssen auf uns selber schauen. ”
das kannst du dir auf den Arm tätowieren, beschreibt dich nämlich wirklich perfekt.
@Lolli78
wenigstens einer, der das heuchlerisch e Verhalten anderer sieht.
Tag 1: Anja sagt es bringt nichts die Schuld und Versäumnisse der Politiker der armen Bevölkerung anzuhängen.
Tag 2: Anja sagt Sie schämt sich Teil dieser Bevölkerung zu sein, die offensichtlich nicht mal das einfachste hinbekommt.
@ lolli
was genau meinst du mit “maßnahmen”?
Bubbles?
was ist das denn für eine frage?
gehts noch?
schwiegervater von kollege, am virus mit 69 jahren verstorben..
GESTERN…
und nein..war nit im fernseher und in der zeitung auch nit…
bubbles
genau ! das Virus ist schuld !
sonst niemand
@Bubbles
Du wiederholst dich tagtäglich. Wird langsam echt langweilig deine Kamikazetaktik 🙄
Würde ich so unterschreiben.
@allesnurzumschein
Auch du wiederholst dich allesnurzum….
Immer diesselbe Leier.
Wir sind alle böse Egoisten usw. usw.😄
@genau
Dito 😇
@genau weil deine Kommentare so abwechslungsreich sind.
Wenn ICH jemand ANDEREN anstecken kann, dann mus ich auf mich aber auch auf die anderen schauen! Denn wie bekannt : wenn ich die Maske trage, dann stecke ich andere nicht an, aber ich kann mich anstecken. Dann verlange ich schon auch von allen, dass sie eine Maske tragen (Das Masken tragrn ist nur ein Beispiel).
Natürlich sollte man auf sich selbst achten, aber wir müssen alle zusammen aufeinander schauen. Uns darf unser Gegenüber nicht egal sein!
@Veren_rch
ich denke aber auch das viele glauben mit Maske ist man absolut sicher…wenn man sich zu nahe kommt, und das passiert sehr oft im Alltag bei Arbeit oder auch beim Einkaufen ..nützt auch die Maske nicht viel und oft wird sie auch nicht korrekt getragen
@Veren_rch
Ja dann schau du auf dich. Die anderen auf sich. Dann wirds wol gehen, oder?
Meine Meinung: Regionen, in denen sich vorher wenige Menschen infiziert haben trifft es jetzt härter.
So ist es, sieht man auch im Kleinen. Ist aber auch logisch, in diesen Regionen sind weniger Immune die jetzt das Virus ausbremsen können.
@Lolli78
Könnte sein, dass wegen der Immunisierten-Zahl es nun andere Regionen erwischt. Und vielleicht sind die Gebeutelten der 1. bei der 2. Welle vorsichtiger.
Genau… Bestes Beispiel in Südtirol: Frühjahr Gröden hoch – Vinschgau niedrig, Herbst Gröden niedrig – VInschgau hoch
@Hustinettenbaer
könnte sein. Die Campania zittert schon: “San Gennaro, niente miracolo: non si scioglie il sangue” (ansa.it). Wisst ihr was das bedeutet??
@Jiminy
Äh, Blut schmilzt nicht ???
Tja gegen die Dummheit und den Egoismus ist wohl noch kein Kraut gewachsen. Traurig dass es immer Verbote und Gesetze geben muss um dringend notwendige Verhaltensweisen bei den Menschen durchzuboxen….Leider sind Methoden wie in China in unserer Breiten kaum umsetzbar und so wird und das Virus wohl noch lange Zeit fest im Griff haben, auch die Impfung auf freiwilliger Basis wird wohl nicht so schnell Früchte tragen wenn nur ein kleiner Teil der Bevölkerung bereit ist sich impfen zu lassen…🤔
Das Virus macht auch nicht vor Luca Zaia halt, er war doch so überzeugt von seiner Region, und hat nach Rom geschimpft, jetzt hofft er dass Conte ihm die Aufgabe abnimmt die Zone Venetien rot zu färben, also den schwarzen Peter abgeben.
Nur Salvini könnte die Welt noch Retten😂
Aber der verkriecht sich lieber in einem Loch so muss er nichts entscheiden. Wenn im Sommer die Partys am Strand losgehen wird er schon wieder auftauchen.
Ich hab’ da so’n Problem
Das kümmert mich extrem
Es ziert mich wie ein Tier
Das ich spazieren führ’
Es macht mich int’ressant
Die Leute sind gespannt
Was ist mit dem Problem
Wie wird es weitergeh’n…
Ich schildere es farbenreich
Und alle rufen gleich
“Was macht der Arme bloß durch?!”
Geh’ mir weg mit deiner Lösung
Sie wär’ der Tod für mein Problem…
https://www.youtube.com/watch?v=ocdA6j7dOoo
Das war wohl nix mit dem modellhaften Konzept des Herrn Luca Zaia. Es ist ein Dilemma mit den Massnahmen.
seit dem Zaia mit Crisanti gestritten hat ist es im Veneto schlechter geworden.
Warum hat Zaia auch nicht auf Crisanti gehört. Diese Rechtspopulisten weisen die schlechteste Coronabilanz auf, siehe auch Fugatti mit seinen geschönten Zahlen und die Lombardei , dieser Fontana mit seiner Privatisierung der Spitäler und weitreichender Vetternwirtschaft. Und Südtirol? Leugnet ebenfalls die schlechten Zahlen, die Massentestung ein Schlag ins Wasser.
leider ist es so die Zonen wo wenig war …wurde alles zu locker genommen …und jetzt sind es die Folgen davon !!!!
Italien hat eines der höchsten Durchschnittsalter der Welt. Daß ein Grippevirus hier leichtes Spiel hat, ist keine Überraschung. Wie immer, schade um jeden Toten, aber das Leben geht nun mal nicht ewig. Je früher man das begreift, desto leichter hat man‘s danach. Die geschenkten EU Gelder sollten alle in die Sanität fliessen. Aber wie immer, wird das Geld in Rom versickern und das Drama geht weiter.
@One, sehr richtig. Das ist eine logische Analyse der Situation.
Hier ein Link zu den Sterblichkeitsraten ind er Bevölkerung in Italien nach Alter:
Mal zum Vergleich: Bei über 90 jährigen liegt die Rate bei 22,3% bei unter 50 jährigen bei 0,2%…
ich glaube Einige verbringen den ganzen Tag hier Romane zu schreiben !!!!!
Südtirol das neue Ischgl?
“Reinhold Messner: „Wir müssen aus den Fehlentwicklungen in Ischgl lernen und umdenken“
Reinhold Messner fordert einen neuen Tourismus der Entschleunigung. Die
Corona-Pandemie führe den Menschen auf sehr dramatische Weise ihre
Verletzlichkeit vor.
”
https://www.handelsblatt.com/arts_und_style/lifestyle/bergsteiger-legende-reinhold-messner-wir-muessen-aus-den-fehlentwicklungen-in-ischgl-lernen-und-umdenken/25832766.html?ticket=ST-11899832-NiJzDOxn0neqBEIunKJo-ap4