Von: ka
Mailand – Dass die Realität manchmal auch die noch so regste Fantasie übersteigt, zeigt ein Fall, der sich in der Nacht von Freitag auf Samstag im Zentrum von Mailand zugetragen hat.
Nachdem sie einem jungen Mann wegen Trunkenheit am Steuer den Führerschein abgenommen hatten, fiel den Carabinieri auf, dass aus dem Innenraum des Taxis, das die Mutter zum Sohn gebracht hatte, damit diese das Auto nach Hause fahren konnte, verdächtiger Alkoholgeruch drang. Die Messung des Blutalkoholspiegels des Taxifahrers ergab, dass er alkoholisiert gefahren war. Während der junge Autofahrer „lediglich“ mit einer hohen Geldstrafe und einem Führerscheinentzug für mehrere Monate rechnen muss, riskiert der Taxifahrer nach dieser katastrophalen Nachtschicht, seine Taxilizenz zu verlieren und sich einen neuen Beruf suchen zu müssen.

Wie das Mailänder Tagblatt Il Giorno berichtet, begann die unglaubliche Verkettung von Ereignissen, die wie der Stoff eines Witzes wirken würden, wenn es für die Betroffenen nicht so wenig zu lachen gäbe, in der Nacht vom Freitag auf den Samstag, als Carabinieri der für das historische Zentrum zuständigen Mailänder Einheit einen 34-Jährigen am Steuer eines Fiat 500 anhielten.
Wie zahlreiche andere Nachtschwärmer, die in dieser Nacht angehalten wurden – die Carabinieri kontrollierten insgesamt 247 Personen, entzogen dabei nicht weniger als 24 Führerscheine, beschlagnahmten 19 Gramm Haschisch und zeigten vier Personen wegen Drogenkonsums an – gehörte auch der junge Mann zu denen, die zu viel getrunken hatten. Als die Beamten den Fiat-500-Fahrer einem Alkotest unterzogen, maßen sie einen Wert von 0,87 Gramm Ethanol pro Liter Blut, also 0,87 Promille, was eine spürbare Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit bedeutet. Beim zweiten Test stieg dieser Wert sogar auf 0,90 Promille an.

Für den 34-Jährigen gab es kein Entrinnen, denn bei Überschreiten des Grenzwerts von 0,80 Promille werden laut Gesetz eine Anzeige wegen Trunkenheit am Steuer, eine Geldstrafe von 800 bis 3.200 Euro, der Entzug der Fahrerlaubnis für sechs bis zwölf Monate und die behördlich verfügte Stilllegung des Fahrzeugs verhängt.
Um zu verhindern, dass das einzige Auto der Familie in gerichtliche Verwahrung kommt – mit allen damit verbundenen finanziellen Folgen – rief der 34-Jährige an diesem Punkt seine Mutter an und bat sie, zu ihm zu kommen und ihn mit dem Kleinwagen nach Hause zu bringen. Die besorgte Mutter rief sofort ein Taxi. Der 64-jährige italienische Fahrer N. P. holte sie zu Hause ab und brachte sie zu ihrem Sohn, der bei der Straßensperre der Carabinieri auf sie wartete. Um sicherzugehen, dass sie fahrtüchtig war, unterzogen die Carabinieri auch die Frau einem Alkoholtest.

Die Geschichte wäre an dieser Stelle zu Ende gewesen, wenn nicht ein stechender Geruch – Alkoholgestank – aus dem Innenraum des Toyota Auris gedrungen wäre und den Verdacht der Carabinieribeamten erregt hätte. Die misstrauisch gewordenen Carabinieri baten den 64-jährigen Taxifahrer, der etwas verwirrt war, sich ebenfalls einem Alkoholtest zu unterziehen. Das Ergebnis war für den Taxifahrer niederschmetternd: Beim ersten Atemtest lag der Wert bei 0,84, beim zweiten bei 0,85 Promille. Sein großes Pech war, dass für ihn als Fahrer eines öffentlichen Verkehrsmittels die gleiche Promillegrenze wie für Fahranfänger gilt, nämlich null.
Anders als der junge Autofahrer, der „lediglich” mit einer hohen Geldstrafe und dem Entzug des Führerscheins für mehrere Monate rechnen muss, riskiert der Taxifahrer nach dieser aus seiner Sicht katastrophalen Nachtfahrt den Verlust seiner Taxilizenz. Die Carabinieri werden die Anzeige wegen Trunkenheit der Disziplinarkommission des lombardischen Flughafens melden. Diese kann Maßnahmen bis hin zum Entzug der Lizenz ergreifen.

Dem jungen Mann gelang es zumindest, das Auto seiner Familie zu retten. Der alkoholisierte Taxifahrer muss jedoch nicht nur mit einer hohen Geldstrafe, einer monatelangen Suspendierung des Führerscheins und der Beschlagnahme seines Taxis rechnen, sondern riskiert auch, sich nach einem neuen Beruf umschauen zu müssen.
Beide Männer müssen schmerzlich erfahren, dass sich Trunkenheit am Steuer nie lohnt, sondern eine Gefahr für sich und andere darstellt.




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