Silvester-Gewaltexzesse schrecken Italien auf – VIDEO

Zwei Tote, Hunderte Verletzte und Straßenschlachten

Mittwoch, 03. Januar 2024 | 08:11 Uhr

Neapel/Mailand – Die Hoffnungen der italienischen Behörden, dass die vielen Warnungen, mit Feuerwerkskörpern vorsichtig umzugehen, endlich fruchten würden, haben sich leider nicht erfüllt.

Verglichen mit der Silvesternacht vor einem Jahr wurde von den Krankenhäusern und Ordnungskräften heuer sogar eine größere Zahl von Verletzten und Verstümmelten gemeldet. Schlimm ist, dass nicht „nur“ zwei Todesopfer beklagt werden müssen, sondern auch, dass aus gleich mehreren italienischen Städten regelrechte Straßenschlachten samt Angriffen auf die Ordnungskräfte gemeldet wurden.

ANSA/CESARE ABBATE

Der Ort, an dem die meisten Unfälle geschahen, war auch heuer wiederum die süditalienische Metropole Neapel, in deren Nähe, in Afragola, sich auch ein Todesfall ereignete. Eine Frau, die 55-jährige Concetta Russo, die in ihrem Haus mit Freunden und Verwandten feierte, wurde kurz vor dem Jahreswechsel von einer Kugel getroffen, die von der Pistole ihres Neffen stammte. Für sie kam jede Hilfe zu spät. Trotz der Bemühungen der Ärzte, ihr Leben zu retten, erlag sie im Krankenhaus Cardarelli von Neapel ihrer schweren Kopfverletzung.

Der Neffe des Opfers, der 46-jährige Gaetano Santaniello, der mehrere Stunden nach der Tat von den Carabinieri festgenommen wurde, ist geständig. Gaetano Santaniello, der keinen regulären Waffenschein besitzt, habe seiner Aussage zufolge die als gestohlen gemeldete Pistole – eine Beretta Modello 84F – eigens für die Silvesterfeier illegal auf dem Schwarzmarkt erworben. Der 46-Jährige beteuert, dass es nicht seine Absicht gewesen sei, Concetta Russo zu töten, und er vor der Feier alle Patronen aus dem Magazin entfernt, dabei aber die noch im Lauf verbliebene Patrone offensichtlich übersehen habe. Einer Rekonstruktion des Tathergangs zufolge habe sich der Schuss gelöst, als er die Waffe seinen Verwandten zeigen wollte. Santaniello sitzt nun wegen Totschlags, illegalen Besitzes und Führens einer Schusswaffe sowie wegen Hehlerei im Gefängnis.

Facebook/Antonio Pannone Sindaco

Anderen Opfern, die von verirrten Kugeln getroffen wurden, die zumeist von illegalen Schusswaffen stammten, blieb nur durch viel Glück das traurige Schicksal der 55-jährigen Mutter zweier Söhne aus Afragola erspart. Ein 26-jähriger Mann, der in Caserta im Bereich der Schläfe von einer Kugel verletzt wurde, sowie eine 49-jährige Frau aus Neapel, die im Bauchbereich eine Kugel abbekam, als sie auf dem Balkon ihrer Wohnung dem Feuerwerk beiwohnte, sollen laut letzten Meldungen nicht mehr in Lebensgefahr schweben.

Facebook/Cristina Lenardon

Ein schlimmer Vorfall ereignete sich auch in Cagliari auf Sardinien. Nachdem es zwischen drei Männern zu einem Streit gekommen war, zog einer von ihnen ein Messer und stach es einem 22-Jährigen in die Bauchgegend. Der junge Mann wurde mit einer schweren Stichverletzung ins Krankenhaus eingeliefert, er soll aber außer Lebensgefahr sein.

Weniger Glück hatte Ezekiel Mendoza Gutierrez. Der 31-jährige Italiener dominikanischer Herkunft wurde nach einer Silvesterparty am frühen Neujahrsmorgen im Laufe einer Auseinandersetzung von einem Unbekannten mit einer zerbrochenen Glasflasche am Hals tödlich verletzt. Ezekiel Mendoza Gutierrez verblutete innerhalb weniger Minuten. Der mutmaßliche Täter, der ebenfalls dominikanischer Abstammung sein soll, wurde noch am Vormittag des Neujahrstags am Grenzübergang von Tarvisio verhaftet.

Insgesamt wurden in der Silvesternacht 274 Verletzte gemeldet, wobei die meisten Verletzungen – 262 an der Zahl – auf unsachgemäßen und leichtsinnigen Umgang mit Feuerwerkskörpern zurückzuführen waren. In ganz Italien – darunter auch in Trient, wo ein 27-jähriger Mann aus Moldawien durch die Explosion eines Böllers eine Hand verlor – mussten mehreren Personen, die sich bei Explosionen von Feuerwerkskörpern schwere Verletzungen zugezogen hatten, entweder mehrere Finger oder gar die ganze Hand amputiert werden.

Besonderes Pech hatte ein 22-jähriger Mann in der Ortschaft Copertino in Apulien. Dem jungen Mann, dem ein großer Knallkörper mitten zwischen den Beinen explodiert war, mussten im Krankenhaus aufgrund der erlittenen schweren Verletzungen die äußeren Genitalien entfernt werden.

ANSA/MATTEO CORNER

Nachdem es vor einem Jahr zu Gewalttaten und sexuellen Übergriffen gekommen war, blieb es zumindest im Zentrum von Mailand heuer eher ruhig. Dank des massiven Polizeiaufgebots – insgesamt wurden mehr als 1.500 Personen kontrolliert – hatte die Polizei die Lage unter Kontrolle.

Im Stadtteil San Siro, wo Bewohner mitten auf der Straße Feuer anzündeten und in der Folge ein Polizeifahrzeug mit Steinen bewarfen, kam es hingegen zu einer regelrechten Straßenschlacht. Um Ruhe und Ordnung wieder herzustellen, mussten die Beamten hart durchgreifen.

Auch in mehreren anderen italienischen Städten arteten die Silvesterfeierlichkeiten in regelrechte Straßenschlachten aus. Im Verlauf dieser „wilden Feiern“ wurden von Balkonen aus große Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen direkt auf die Straße geworfen und mutwillig Autos mit Feuerwerkskörpern in Brand gesetzt. Diese „Heldentaten“ wurden von den Übeltätern gefilmt und später ins Netz gestellt, wo sie mit ihrer „geilen Party“ nicht selten prahlten. Am Neujahrsmorgen glichen in manchen Vierteln die Straßen einem Schlachtfeld.

In Italien ist das Entsetzen groß. In der italienischen Öffentlichkeit sind rege Diskussionen im Gange, wie diesen Ausschweifungen wirkungsvoll begegnet werden könnte. Auch in den Krankenhäusern herrscht Ratlosigkeit. Es kann nicht sein – so ein namentlich nicht genannter Arzt – dass das Sanitätspersonal jedes Jahr dazu gezwungen ist, dieselben von Verbrennungen und Explosionen herrührenden Verletzungen zu versorgen.

Von: ka

Kommentare
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Supergscheider
Supergscheider
Superredner
3 Monate 26 Tage

Die Geister die ich rief……!

ivo815
ivo815
Kinig
3 Monate 26 Tage

Welche Geister hast du denn gerufen?

felixklaus
felixklaus
Superredner
3 Monate 26 Tage

Bei dir sind es mal wieder die Ausländer! Gel! Die braven einheimischen machen das ja nicht !

info
info
Universalgelehrter
3 Monate 26 Tage

Bevor jetzt das Italien.Bashing los geht: 2 tote 18jährige auch in Deutschland und die Berliner Polizei hat nach einem Abend mit 15 verletzten Beamt:innen verlauten lassen, es sei ein eher ruhiger Abend gewesen.
Alle total plemplem.

Paladin
Paladin
Universalgelehrter
3 Monate 26 Tage

@info: nicht nur in Deutschland und Italien, in Europa allgemein gibt es diese Probleme, was ist der Auslöser? Verrohung der Gesellschaft? Auch früher gab es Feiern und Ausschreitungen, aber nicht in diesem Ausmaß.

info
info
Universalgelehrter
3 Monate 26 Tage

weiß nicht, Pala, vielleicht gab es zwischendrin eine ruhigere Phase, aber in die Zeit der traditionellen Dorffestschlägereien möchte ich auch nicht zurück.

Paladin
Paladin
Universalgelehrter
3 Monate 25 Tage

@info: Naja hast vielleicht Recht, allerdings gab es da ein paar Watschen zwischen Buabn aus zwei Dörfern und gut war. Heute wird mit Raketen auf Menschen gezielt und Böller ins Gesicht geworfen oder gleich die Pistole gezückt, boh.

traktor
traktor
Kinig
3 Monate 25 Tage

warum dchreiben die do bescheuert? euer gender wahnsinn soll wiein bayern endlich verboten werden!

marher
marher
Kinig
3 Monate 26 Tage

Ist schon genug wenn über das ganze Jahr Bomben und Raketen gezündet werden. Da schreien alle, aber zu Silvester kratzt das den Staat mit all den Toten und Verletzten jedes Jahr nicht, ansonsten hätte er långst schon ein Verbot erlassen.

N. G.
N. G.
Kinig
3 Monate 26 Tage

Was müsste man alles verbietet um jeden Unfall verhindern zu können? Wieviel unnützes und sinnloses gibt es bei dem sich Menschen verletzen oder zu Tode kommen?
Unfälle passieren nun mal!

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
3 Monate 26 Tage

NG@ dir ist glaub ich nicht bewusst, welchen Letten du da geschrieben hast!!😂😂

Paladin
Paladin
Universalgelehrter
3 Monate 25 Tage

@N.G.: Es geht wenige rum Verbote, sondern um gesunden Menschenverstand, aber den gibt es anscheinend immer weniger, da hast du leider Recht. Fängt schon in den Öffis an, wo nicht nur Jugendliche, sondern Mitmenschen aller Couleur laut Musik hören, Handyspiele spielen oder Füße auf die Sitzbänke legen. Kommt eine ältere Person herein steht man sowie nicht mehr auf. Ein Beispiel im Kleinen, aber symptomatisch für dieses Denken. Muss man wohl so hinnehmen. Überfälle, Ausschreitungen, Femizide, gehören halt auch zur neuen Zeit. Na dann Prost Neujahr!

Neumi
Neumi
Kinig
3 Monate 26 Tage

Wozu genau schafft man sich “eigens für die Silvesterfeier” eine Pistole an?

info
info
Universalgelehrter
3 Monate 26 Tage

Wie hier jemand mal geschrieben hat: “Damit das Kind in dir etwas zum Spielen hat”

Bumm

lissi81
lissi81
Tratscher
3 Monate 26 Tage

@Neumi
Das habe ich mich auch gefragt. Habe nichts gegen “legale” Feuerwerkskörper, aber das mit den Pistolen ist in Süditalien anscheinend brauch den ich ehrlich gesagt dämlich finde.

magg
magg
Superredner
3 Monate 26 Tage

Wie ich schon beim vorigen Artikel bezüglich der Silvesterfeierlichkeiten geschrieben habe, Dank der übertriebenen Feierlichkeiten, wird es ein Verbot der Böller immer wahrscheinlicher, denn wenn die Schäden gegenüber dem Profit immer mehr werden, muss man dagegen handeln.

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
3 Monate 26 Tage

magg@ meinst du etwa, wenn sie es Verbieten, halten diese Raudis sich an die Regeln… das sind alles Taugenichts, die nichts zu verlieren haben…

krokodilstraene
krokodilstraene
Universalgelehrter
3 Monate 25 Tage

Ob in Italien oder anderswo, die Leute haben das feiern verlernt, es wird nur noch geballert und idiotisiert!!!

Kasknedel
Kasknedel
Tratscher
3 Monate 25 Tage

@krokodilstraene Leider stimmt das und ohne Drogenkonsum (legale oder illegale) kann man anscheinend keinen Spaß mehr haben. Mir macht das langsam Angst.

So ist das
3 Monate 25 Tage

Jedes Jahr schlimmer und der Staat schaut zu 😳

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