Von: APA/Reuters
Russland hat die Ukraine nach Angaben aus Kiew erneut massiv mit Drohnen und Raketen angegriffen und dabei vor allem die Energie- und Bahninfrastruktur ins Visier genommen. In der Nähe von Kiew sei ein Eisenbahnknotenpunkt in der Stadt Fastiw getroffen worden, teilte die staatliche ukrainische Eisenbahngesellschaft Ukrsalisnyzja am Samstag mit. Das Bahndepot und Waggons seien beschädigt worden. Zudem seien Energieanlagen in acht Regionen des Landes getroffen worden.
Dabei sei es zu Stromausfällen gekommen, teilte das Energieministerium mit. Dem ukrainischen Militär zufolge setzte Russland bei den nächtlichen Angriffen 653 Drohnen und 51 Raketen ein. 585 Drohnen und 30 Raketen seien von der Luftabwehr abgeschossen worden. Berichte über Tote oder Verletzte lagen zunächst nicht vor.
Kiew: Russland ignoriert weiter alle Friedensbemühungen
Russland ignoriere weiterhin alle Friedensbemühungen und greife stattdessen kritische zivile Infrastruktur an, wie das Energiesystem und die Eisenbahn, erklärte der ukrainische Außenminister Andrii Sybiha auf der Online-Plattform X. “Dies zeigt, dass keine Entscheidungen zur Stärkung der Ukraine und zur Erhöhung des Drucks auf Russland verzögert werden dürfen. Besonders nicht unter dem Vorwand eines Friedensprozesses”, fügte er hinzu.
Der US-Sondergesandte Steve Witkoff und der ukrainische Chefunterhändler Rustem Umjerow hatten am Donnerstag und Freitag in Miami über Möglichkeiten für eine Beendigung des Krieges beraten. Beide Seiten sprachen anschließend von “konstruktiven Diskussionen zur Förderung eines glaubwürdigen Weges zu einem dauerhaften und gerechten Frieden in der Ukraine”. Die Gespräche sollen am Samstag fortgesetzt werden.
Wegen des Angriffs auf das Bahndrehkreuz fielen mehrere Vorortzüge nahe der Hauptstadt Kiew sowie bei Tschernihiw im Nordosten aus. Rettungsdienste berichteten von einem Brand und Zerstörungen auf dem Gelände des Bahnhofs und des Depots. Dem Bericht zufolge wurde auch die Infrastruktur in der Region Tschernihiw attackiert.
Russland verstärkt Angriffe auf Infrastruktur seit Wochen
Russland hat seine Angriffe auf die ukrainische Energieversorgung und die Bahninfrastruktur in den vergangenen Wochen verstärkt. Dem ukrainischen Ministerium für die Entwicklung von Gemeinden und Territorien zufolge waren bei dem jüngsten Angriff Strom- und Wärmeerzeugungsanlagen in den Regionen Tschernihiw, Saporischschja, Lwiw und Dnipropetrowsk betroffen. In der südlichen Schwarzmeer-Region Odessa sei bei 9.500 Haushalten die Heizung und bei 34.000 Haushalten die Wasserversorgung ausgefallen. Auch Hafenanlagen in Odessa seien angegriffen worden. Einige Infrastruktur-Anlagen waren ohne Strom, die Betreiber seien auf Notbetrieb mit Generatoren umgestiegen, hieß es. Das Energieministerium teilte mit, dass bereits Reparaturen liefen, wo die Sicherheitslage dies zulasse.
Wegen der russischen Angriffe in der westlichen Ukraine ließ das benachbarte NATO-Mitglied Polen in der Nacht seine Luftwaffe aufsteigen. Der polnische Luftraum sei jedoch nicht verletzt worden, teilte das Einsatzkommando der Streitkräfte mit. Zuvor hatten im ostpolnischen Lubartow die Sirenen geheult, wie der private Sender RMF FM berichtete. Der Bürgermeister der Stadt erklärte demnach, die Warnung sei wegen der Lage in der Ukraine ausgelöst worden.
Ukrainische Drohnenangriffe auf Regionen Rjasan und Woronesch
Russland meldete indes ukrainische Drohnenangriffe auf die Regionen Rjasan und Woronesch. Dabei habe es Schäden, jedoch keine Verletzten gegeben, teilen die örtlichen Behörden mit. In der zentralwestlichen Region Rjasan sei durch den Angriff ein Brand auf dem Dach eines mehrstöckigen Wohnhauses ausgelöst worden. Zudem seien Trümmerteile von Drohnen auf das Gelände einer Industrieanlage gestürzt, erklärte Regionalgouverneur Pawel Malkow. Um welche Anlage es sich handelte, wurde zunächst nicht mitgeteilt. Die Ukraine hatte bereits mehrfach eine dortige Raffinerie ins Visier genommen.
In der südwestlichen Region Woronesch wurden nach Angaben von Gouverneur Alexander Gussew eine Tankstelle, eine Schule und mehrere Wohnhäuser beschädigt. Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, die Luftabwehr habe in der Nacht auf Samstag 116 ukrainische Drohnen abgeschossen. Die Ukraine hat zuletzt ihre Drohnenangriffe tief im russischen Hinterland verstärkt und dabei vor allem Raffinerien, Öldepots und Pipelines attackiert. Dabei wurden in diesem Jahr mindestens siebzehn große Raffinerien getroffen.




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