Sprachenbarometer

Grünen warnen vor „erstarrter Gesellschaft, die das gar nicht sein will“

Freitag, 21. November 2025 | 17:30 Uhr

Von: mk

Bozen – Nach zehn Jahren gibt es wieder eine neue Ausgabe des ASTAT-Sprachenbarometers. „Wir sehen darin eine interessante Abbildung der Südtiroler Gesellschaft – und es werden auch einige politische Dauerdebatten in ein neues Licht gerückt!“, so die grünen Abgeordneten Brigitte Foppa, Madeleine Rohrer und Zeno Oberkofler in einer ersten Stellungnahme.

Besonders bemerkenswert seien die Aussagen, die zum Spracherwerb gemacht werden. „Tragische Konstante aller Studien der letzten Jahre ist die Schwierigkeit des Spracherwerbs im mehrsprachigen Südtirol,“ so die grüne Fraktionsvorsitzende Brigitte Foppa. „Unglaubliche 96 Prozent sprechen im Sprachenbarometer von dieser Schwierigkeit.“ Zurückgeführt werde sie laut den Befragten auf eine stark getrennte Gesellschaft – und auf ein „Schulsystem, das den Anforderungen nicht gerecht wird“. Das finden 46 Prozent der italienischen und 34 Prozent der deutschen Sprachgruppe. „Bemerkenswert ist das insofern, als in der politischen Diskussion gerade das auf Trennung ausgerichtete Schulsystem auch von der SVP als unumstößlich und auch nicht erweiterbar gezeichnet wird. Das geht an der Realität deutlich vorbei,“ sagen die Grünen.

Dass die Säulen des Zusammenlebens, wie bisher konstruiert, brüchig würden und dringend erneuert werden müssten, würden auch die – auch in diesem Sprachenbarometer wieder – sehr vorsichtig erhobenen Daten zu den Sprachgruppen im Land zeigen. Neun Prozent der Bevölkerung geben an, zwei oder mehrere Muttersprachen zu haben. 26.300 Personen, vor allem im Unterland und in Bozen lebend, sind deutsch-italienisch-erstsprachig. Das Sprachenbarometer sagt ausdrücklich, dass die gefühlte Sprachgruppe nicht mit der „amtlichen“ Sprachgruppe übereinstimmen muss. „Auch dies ein Zeichen, dass das starre Raster (deutsch-italienisch-ladinisch) nur zum Teil die Realität widerspiegelt“, so die Grünen.

Besonders bemerkenswert sei der nur mehr lauwarme Zuspruch zum ethnischen Proporz: 46 Prozent finden ihn im Europa ohne Grenzen überholt, 56 Prozent warnen vor negativen Auswirkungen auf die Qualität der Dienstleistungen.

„Das Zusammenspiel dieser Entwicklungen bestätigt das Bild einer mehrsprachigen Gesellschaft, welche sich langsam, aber stetig wandelt“, heißt es vom Landesstatistikinstitut ASTAT. „Dem ist zuzustimmen. Die politische Mehrheit täte gut daran, diese Entwicklungen genau anzuschauen und ihnen Rechnung zu tragen – gerade und vor allem im Hinblick auf die Schuldebatten und auf den Wunsch nach mehrsprachigen Modellen. Wenn unser Gesetzentwurf zum mehrsprachigen Schulmodell als Zusatzangebot in den nächsten Monaten in den Landtag kommt, werden wir auf diese Daten verweisen. Schauen wir, ob die erhobenen Wünsche der Bevölkerung zur politischen Vertretung vorgedrungen sein werden,“ so Foppa, Rohrer und Oberkofler abschließend.

Bezirk: Bozen

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